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Geschenke, die keiner braucht Teil2


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Geschrieben

Die Zusammenführung der beiden einsamen Herzen war dann auch schnell erledigt. Die „arme, gemobbte“ Esmeralda hat erstmal klargestellt, wer von beiden Chef im Ring ist und Agathe unter tatkräftiger Zuhilfenahme ihrer Hörner einen Platz im Off zugewiesen. Jedenfalls so weit entfernt, dass sie weder an den Wassernapf noch an die Heuraufe kam. Tolle Wurst! Trotzdem ließ das Gemecker erst mal nach - zumindest tagsüber.

Es gibt nur eines was schlimmer ist als eine unzufriedene Zwergziege: Zwei unzufriedene Zwergziegen!

Nachts fand im Wohnzimmer der Ziegen ein ständiges Ringen um Essen und Trinken statt sodass ich mich genötigt sah, den Stall zu erweitern.

Da sich meine Frau, der die Ziegen ja eigentlich gehörten, längst aus der Organisation des täglichen Zusammenseins mit den beiden gehörnten Freunden zurückgezogen hatte, man könnte sagen, sie mied den Garten eher, hatte ich freie Hand bei der weiteren Gestaltung des Ziegengehäuses.

Da der Grundriss (inkl. Heu-und Strohschuppen) kein zweites Zimmer für Esmeralda hergab, habe ich mich für einen kompletten Neubau entschieden. Dabei konnte ich auch einen Geburtsfehler des Schuppens, es sollte ja nur ein Provisorium sein, beseitigen. Der alte Schuppen war, um Material zu sparen, nur ca. 140 cm hoch. Genug für eine Zwergziege und Heu, aber deutlich zu wenig für einen 192-cm-Mann, der den Stall regelmäßig (und immer öfter) ausmisten musste. So wurde geklotzt und nicht gekleckert. Zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad - nein, ich scherze nur, es war ein Stall mit zwei abgetrennten Gemächern plus Heuschuppen und das ganze über 2 Meter hoch. Endlich Ruhe. Fast.

Erwähnte ich, das Ziegen ein ziemliches Organ haben? Habe ich darauf hingewiesen, dass sich das Gemecker je nach Anlass im Klang differenzieren lässt? Es kam noch eine weitere Nuance hinzu: Ziegen sind echte Petzen! Und das tun sie ebenfalls mit einem sehr charakteristischen Zungenschlag - und sehr, sehr laut. Esmeralda hat uns fortan immer sofort informiert, wenn Agathe das Gehege verlassen hatte, was diese trotz aller baulichen Gegenmaßnahmen (der Zaun war ja nur ein Provisorium) sehr gerne und vor allem sehr oft gemacht hat. Esmeralda war dazu immer zu blöd. Wahrscheinlich hat sie sich deshalb immer besonders aufgeregt wenn Agathe im Garten wieder einen Bäum entrindet hat. Das hätte sie viel lieber selbst gemacht.

Es war aber nicht alles nur schlecht in den 12 Jahren, die die beiden bei uns verbracht haben (sie sind tatsächlich kurz hintereinander (eines natürlichen Todes!!!!) gestorben).

Sie sind zum Beispiel immer mit uns und dem Hund spazieren gegangen. Ohne Leine, sie haben tatsächlich auch auf einen Pfiff mit den Fingern gehorcht und sind sofort angekommen - jedenfalls wenn ich dabei war. Meine Frau, die Halterin der beiden Ziegen, kann nicht auf den Fingern pfeifen.

Das war aber trotzdem wirklich niedlich und die Ziegen konnten ihren täglichen Speiseplan mit allerlei Pflanzen und Kräutern am Wegesrand aufbessern.

Wir wohnen in einer Gegend, in der im Sommer Tourismus herrscht und gelegentlich kreuzen Urlauber zu Fuss oder auf dem Rad unseren ansonsten recht abgeschiedenen Spazierweg. Das gab auch oft staunende Gesichter, wenn die Panik (vor den drei Hunden) im Gesicht der Touries in Verwunderung umschlug, als sie erkannten, dass zwei der Hunde Ziegen waren. Ein mal hat sich Esmeralda vor einem kleinen Kind aufgestellt und mit Kopfstoß gedroht (das konnte sie gut, meine Tochter weiß ein Lied davon zu singen) weil das liebe Kleine ein wenig heftig streicheln wollte. Die Folge war der hysterische Schrei der Mutter: „Machen sie die Ziege fest!“. Das kannte ich bis dato nur im Zusammenhang mit Hunden.

Die Spaziergänge waren wirklich unkompliziert.

Es durfte nur eines nicht passieren: Erwähnte ich, dass Ziegen Herdentiere sind? Wenn (zum Glück selten) ein größeres Pulk Radfahrer vorbeikam, waren die Ziegen ziemlich in der Zwickmühle. Sie haben nervös abgeschätzt, wo sie denn nun hingehörten: Zu mir und meiner Frau und Hund (wenige)? Oder zu der Kompanie Fahrradfahrer (viele)? Die Entscheidung ist dann meist schnell gefallen, da konnte ich pfeifen bis mir die Zunge in Fransen hing: Die Ziegen haben sich stets der größeren Herde angeschlossen. Gefolgt von unserem Hund, einem Hütehund, der stets bemüht war, eine gewisse Ordnung in seinem Laden zu halten. Die meisten Radler haben das Treiben mit Humor genommen. Ich weniger, denn der Hund war zwar versichert, die Ziegen aber nicht. Es fand sich keine Versicherung dafür. Wäre ich Landwirt gewesen, hätte es (kostspielige) Möglichkeiten gegeben aber so nicht.

Außerdem waren es ja auch die Ziegen meiner Frau.

Wir sind übrigens immer noch verheiratet, trotz des Geschenks.

Geschrieben

SPITZE !

Super Geschichte und toll geschrieben, eine echte Bereicherung im Zigrön-forum :-)

(ich liebe diese Tiere, aber wenn ich das so lese bin ich ganz froh das wir uns auf etwas handlichere und pflegeleichtere Pelze beschränkt haben :-) )

Geschrieben

Ich finde diese Geschichte auch ganz schön. Ich habe auch 2 Ziegen Zuhause wobei die grosse auf Zuruf funktioniert, nur bei der Kleinen muss man manchmal energisch werden. Fell haben die Beiden aber nur auf den Zähnen. :)

Geschrieben

Ernsthaft Tim, du hast Talent zum schreiben. Hat dir mal jemand nahe gelegt ein Buch zu schreiben? Sowas in der Art "gesammelte Geschichten"

also ich würds kaufen!!

Und by the way: tolle Geschichte :) erwähnte ich dass sie schön geschrieben ist!? ;)

Geschrieben

Geschenke, die keiner braucht? Klingt nach Schwiegermutter :-)

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