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Zeitgeschehen


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Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb frommbold:

wer morgens länger schläft, hält abends länger durch...

Das wird der Grund sein. 
6:00 Uhr aufstehen hatte ich früher nicht 😁

Geschrieben
vor 4 Stunden schrieb holza:

Was ich aber erkenne,das die Roten die Stadt wirklich nicht im Griff haben und vielleicht doch mal ein Wechsel nötig ist.

Haha! Glaubst Du wirklich die CDU ist besser? Die Antes-Korrupionsaffaere und den Berliner Bankenskandal schon vergessen?

  • Danke 1
Geschrieben

Europa Center, Steglitzer Kreisel oder BER - welcher Politiker wollte unbedingt dort den Flughafen und die Familie hatte dort dann zufällig noch Grundstücke gefunden....

Steglitzer Kreisel ist nach 60 Jahren immer noch ein Kostenbringer der Extraklasse und mit allem, was Spaß macht: Sex, Bestechung, Pleite und Schulden, die in bis dahin nicht vorstellbare Bereiche gingen. 

  • Danke 3
Geschrieben
vor 53 Minuten schrieb RalphB:

Europa Center, Steglitzer Kreisel oder BER

Alles Peanuts, um mal einen Freund des Konservativismus zu zitieren.

Geschrieben

Das Ergebnis war so vorhersehbar(Leider) 

Ist schon ein Schlag voll in die Fresse, wenn so eine graue Maus wie Kai Wegner so ein Ergebnis einfährt.

Aber RGR hat wirklich alles dafür getan.

Z.B.

Einen Volksentscheid der einfach mal vom Tisch gewischt wird.

Und eine Verkehrspolitik die mit der Brechstange durchgesetzt wird.

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Frank M:

Das Ergebnis war so vorhersehbar(Leider) 

Ist schon ein Schlag voll in die Fresse, wenn so eine graue Maus wie Kai Wegner so ein Ergebnis einfährt.

Aber RGR hat wirklich alles dafür getan.

Z.B.

Einen Volksentscheid der einfach mal vom Tisch gewischt wird.

Und eine Verkehrspolitik die mit der Brechstange durchgesetzt wird.

Wat mit, dat mut! Ohne Brechstange werden wir die dringend erforderlichen Änderungen nicht umgesetzt bekommen.

  • Like 3
Geschrieben (bearbeitet)
vor 22 Stunden schrieb Frank M:

Das Ergebnis war so vorhersehbar(Leider) 

Ist schon ein Schlag voll in die Fresse, wenn so eine graue Maus wie Kai Wegner so ein Ergebnis einfährt.

Aber RGR hat wirklich alles dafür getan.

Z.B.

Einen Volksentscheid der einfach mal vom Tisch gewischt wird.

Und eine Verkehrspolitik die mit der Brechstange durchgesetzt wird.

Ein Grund dürfte auch die niedrige Wahlbeteiligung sein. Die Leute haben nach dem Chaos einfach keine Lust mehr. Und alte Leute können sich in der Regel eher aufraffen, weil "es gehört sich so" (was auch meine Meinung ist) und diese wählen eher konservativ. Leider setzt sich das in den Köpfen der Menschen, um deren Zukunft es geht (also eben jüngere), nicht durch.

Bearbeitet von Nitsrekds
Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Hartmut51:

Wat mit, dat mut! Ohne Brechstange werden wir die dringend erforderlichen Änderungen nicht umgesetzt bekommen.

Das ist hier allerdings nicht das Problem: Brücken auf Hauptverkehrsachsen sind marode und werden gesperrt - das Provisorium kommt nach zwei Jahren (ich dachte es ist die neue Brücke, meine Frau hat sich totgelacht) aber die richtige Brücke braucht dann so 15 Jahre oder länger. Eine scheiß einfache Brücke - als ob es die erste Brücke auf diesem Planeten wäre. Wir haben aber dutzende von Brücken dieser Art und dieses Zustands (weil Beton ja so geil ist).

Für einen Radweg brauchst du hier 30 verschiedene Stellen in der Verwaltung. Und wenn dann der Typ für die Absperrung der Baustelle merkt, dass der Radweg an der Grenze zum nächsten Bezirk liegt, dann liegt das Ganze und es passiert nichts mehr. Die Verwaltung müsste dringend reformiert werden, das ist seit Jahren bekannt. Was passiert? Nichts! Das ist viel diese alte Sozialdemokratische Schwurbelpolitik - die SPD gilt hier als links, ist aber ein stock rückwärtsgewandter Verein ohne Vorstellung von Zukunft und ohne Visionen. Die Grünen hier gelten auch als sehr weit links..... wenn links bedeutet, sich auf Nebenschauplätzen ideologisch Schaukämpfe zu liefern, dann sind sie links.... wie kann man "Tempo 30" in jedem zweiten Satz schreien, aber es gleichzeitig nicht schaffen S-Bahnen-Züge innerhalb von 10 Jahren zu bestellen. Unabhängig davon, dass hier diverse Linien nicht fahren, weil a) Marode, b) kein Personal und c) mal wieder eine Baugenehmigung für so einen wunderbaren 30 Stöcker in Vollbetonoptik gegeben wurde und die U-Bahnröhre es leider nicht gehalten hat (stand vorher schon in den Zeitungen, aber hier glaubt der Lügenpresse sogar der Senat nicht mehr). Ist nicht das erste Mal, aber so schnell lernt man hier nicht. Vor allem, wenn dann mal wieder Kohle an der richtigen Stelle auftaucht...

Oder die Friedrichsstraße zum Hauptkampfgebiet zu erklären und nicht zu verstehen, dass der Niedergang der Friedrichstraße nichts mit Autos oder auch nicht, sondern mit dem zwanzigsten Riesenschuppen (Alexa, Wall of Berlin etc.) zu tun hat und das der Kurfürstendamm einfach traditionell die Straße der Reichen war - nicht die Friedrichstraße, die bis 1945 die Straße des Kabarett, der Nuten und halbseidenen Gestalten sowie der Hotels und Restaurants war.... Allerdings ohne Brutalarchitektur; wer soll bitteschön durch diese Bebauung schlendern und Lust auf ein bisschen Einkaufen bekommen? Aber Hauptsache Beton, groß und brachial - wenn der Berliner dann da nicht hin will, dann hat er die Formsprache einfach nicht kapiert. Oh Sigrid, du hast dich nur von einem alten Bock vögeln lassen und gut daran verdient - wir müssen uns die Scheiße von dir und deines gleichen jeden Tag anschauen und darin leben. War es das Wert?

Öffis funktionieren nicht, Baustellen werden nie fertig, Brücken gesperrt und dann hörst du den ganzen Tag nur Verkehrswende - selbst hundertprozentige Grüne fangen langsam an zu kotzen. Fahre einmal an einem Sonntag quer durch Berlin - die rote Welle ist perfekt getaktet. 

Oder Wohnungspolitik: komplett überteuerte Häuser werden gekauft. Kann man machen, vielleicht aber auch einfach mal schauen, warum die "Deutsche Wohnen" und die Predac nach dem Verkauf an die Dewobag eine riesen Party geschoben haben. Das war ein abgekartetes Spiel um den Preis richtig in die Höhe zu treiben. Jetzt fehlt die Kohle zum Sanieren und die Mieten für das Gewerbe explodieren. Aber leer stehendes Gewerbe ist ja nicht so schlimm, kommt halt wieder eine shisha-Bar oder ein Spätie rein - davon gibt es ja hier nicht so viel und Clan-Kriminalität wird sowieso hochgekocht (das dann nebenan im Block ein Clan ein junges Mädchen im Keller fast zu Tode gefoltert hat, das passiert halt mal - was will sie auch raus aus der Familie)

Und das kann man immer weiter ausführen und nebenbei kotzen. 

Gibt es auch Positives? Klar, die Stadt ist nicht mehr Arm (und leider auch nicht mehr sexy) - leider hat Giffey dabei übersehen, das a) nicht alle nicht mehr arm sind und b) sie exakt 0% Anteil daran hat. Und die Flüchtlingspolitik läuft super - leider nur durch privates Engagement, aber das wollen wir mal nicht so kleinkariert sein. Sorry, da habe ich in Rage etwas übertrieben: Katja Kipping (Linke) scheint als eine der Wenigen einen guten Job gemacht zu haben (damit kein falscher Verdacht aufkommt: die Linke ist mir fern und ich bin weder verheiratet mit ihr und mich treibt auch kein Drachensymtome an. 

Was für eine Politik kann man sich hier für Berlin wünschen? Keine Ahnung. Vielleicht die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung - die scheint mir dann doch noch näher am realen Leben zu sein, als die in der Geschichte festgeklebten Sozis, die korrupten Schwarzen, die arroganten und idiologisch vernagelten Berliner Grünen oder die mit sich selbst beschäftigten und zufriedenen Linken. Einzig die Berliner FDP ist da, wo sie hingehört und scheint in Berlin damit auch ganz zufrieden zu sein....

Bevor ich jetzt richtig Puls kriege, fahre ich mal nach Hause - falls die U-Bahn fährt oder der 5 Minuten Takt nicht wieder in fast 5 Minuten aber eigentlich 20 Minuten geändert wurde...

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  • Haha 3
Geschrieben (bearbeitet)

Berlin eben! War es in Westberlin je anders?🤭

Bearbeitet von Hartmut51
Geschrieben (bearbeitet)
vor 4 Stunden schrieb Hartmut51:

Wat mit, dat mut! Ohne Brechstange werden wir die dringend erforderlichen Änderungen nicht umgesetzt bekommen.

Soweit richtig.

Es fehlt aber das Angebot um sein Auto z.B. vor der Stadt zu lassen. 
50 % der Fahrzeuge sind von außerhalb. 
Wenn man sich die P&R Parkplätze im Umland anschaut. Das ist n Witz.

Und wenn , wie aktuell, drei wichtige U und S-Bahnverbindungen unterbrochen sind , macht es die Sache auch nicht einfacher.

Kurzum , es fehlt für viele die Alternative zum Auto.

Und warum haben wir so einen starken Pendelverkehr? Weil man sich als Normalverdiener hier wo die Arbeit ist keine Wohnung mehr leisten kann. Wenn man mal eine findet.

Ein Kollege fast ein Jahr gesucht. Mußte zwischenzeitlich bei Freunden auf der Couch pennen, weil die alte Wohnung ihm gekündigt wurde.



 

Bearbeitet von Frank M
Geschrieben
vor 15 Minuten schrieb Hartmut51:

Berlin eben! War es in Westberlin je anders?🤭

In West-Berlin war es dagegen richtig super. 
Natürlich gab es damals auch Probleme. Aber nicht so.

 

Geschrieben
vor 14 Minuten schrieb Frank M:

In West-Berlin war es dagegen richtig super. 

 

Geschrieben

Und der Tagesspiegel meldet:

Tierschutzpartei schlägt FDP:In diesen fünf Berliner Bezirken hat die Kleinpartei mehr Stimmen

Die FDP ist bei der Berlin-Wahl aus dem Abgeordnetenhaus geflogen. Was das Ergebnis betrifft, nähert sie sich damit einer Mini-Partei an: der Tierschutzpartei mit ihren nur 2000 Mitgliedern.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/tierschutzpartei-schlagt-fdp-in-diesen-funf-berliner-bezirken-hat-die-kleinpartei-mehr-stimmen-9346397.html

Geschrieben
vor 44 Minuten schrieb JörgTe:

Alles wieder offen in Berlin:
"Panne in Berlin – ungezählte Briefwahlstimmen entdeckt"

Briefwahl machen vermehrt die Gebildeten, das wird dann wohl Platz 2 für die Grünen. Sehr spannend…

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/panne-in-berlin-ungezaehlte-briefwahlstimmen-entdeckt-a-238dc65a-fe29-40f8-bc07-86c8267fc12a

 Bisheriges Wahlergebnis Lichtenberg.

  • CDU: 25,4%
  • Linke: 18,5%
  • SPD: 16,2%
  • AfD: 13,8%
  • Grüne: 11,7%
  • FDP: 3,0%

Ob da noch viel Stimmen für die Grünen dabei sind ? 

Geschrieben

Hat mir grad meine Frau geschickt.

Lang aber Interessant :

Der Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Norbert Bolz lehrte bis 2018 als Professor für Medienwissenschaft an der TU Berlin. Der Text ist ein Auszug aus seinem neuen Buch „Der alte weiße Mann. Sündenbock der Nation“, das am 17. Februar erscheint (LangenMüller, 256 Seiten, 24 Euro).

 

Die Versklavung der eigenen Meinung


Alle reden von Individualität, Diversität und Selbstverwirklichung – und doch ticken unsere Massenmedien erstaunlich konform. Sie informieren uns heute vor allem darüber, dass die meisten der gleichen Meinung sind. Warum Gleichgesinntheit der größte Feind der Aufklärung ist.

Dass die Menschen sich ihres eigenen Verstandes ohne Anleitung anderer bedienen würden, wenn man sie erst einmal von den Dogmen der Religion und den Vorurteilen der Tradition befreit hat, war der Trugschluss der Aufklärung. Gerade der moderne Konformismus des Denkens ist eine Konsequenz der Entmythologisierung, der Entzauberung der Welt – also eine Nebenwirkung der Aufklärung. Wir sagen, was man sagt, weil wir uns nicht mehr vom Gesetz, der Sitte und der Tradition getragen fühlen.

Diese modernitätsspezifische Anomie führt also geradewegs zum Konformismus: Die Emanzipation der Vernunft hat uns der öffentlichen Meinung versklavt. Und es ist vor allem die Emanzipation der Vernunft von der Tradition, die ein Orientierungsvakuum geschaffen hat, das die Gewalt der öffentlichen Meinung unwiderstehlich macht. Alle reden von Individualität, Diversität und Selbstverwirklichung – und alle denken dasselbe. So entsteht der Konformismus des Andersseins. Sie alle sind Schauspieler des Nonkonformismus auf der Bühne des Konformismus.
Modern entsteht Konformismus durch Informationskaskaden, also durch soziale Mimesis. Wenn man nicht weiß, was man tun soll, ist es durchaus lebensklug, sich an dem zu orientieren, was die anderen tun. Die Menschen verlassen sich dann nicht auf ihre privaten Meinungen und Informationen, sondern schließen sich anderen an. Das geschieht umso schneller, je enger die Gruppenbindungen sind. Diese Informationskaskaden nehmen leicht die Gestalt von sozialen Kaskaden an – wenn etwa Menschen Angst vor XY bekommen, weil andere Menschen Angst vor XY zeigen.

Ein Anthropologe würde wohl sagen: Der Mensch ist ein Mitläufer. Politisch betrachtet wäre das Eingeständnis fällig, dass auch die moderne Demokratie den Konformismus begünstigt. Und technisch gesehen ist er ein Effekt der Massenmedien. Je besser nämlich die Massenmedien die öffentliche Meinung organisieren, desto wahrscheinlicher wird es, dass sich die meisten Menschen in ihrem Urteil über die Meinung der meisten Menschen irren.

Dieser Irrtum potenziert sich dann in der öffentlichen Meinung über die öffentliche Meinung. Wenn sich aber die Mehrheit über die Mehrheit täuscht, muss dem eine Angstdynamik zugrunde liegen, die so alt ist wie die Demokratie: die Angst, von der Mehrheit geächtet zu werden. Die Menschen fürchten nicht mehr, das Unwahre zu sagen, also die unrichtige Meinung zu haben, sondern nur noch, mit ihrer Meinung allein zu bleiben. Es gibt deshalb zum psychologischen Begriff der Verdrängung eine bedeutsame soziologische Entsprechung: die „Schweigespirale“.
Die Logik der Schweigespirale

Das Grundkonzept der Schweigespirale lässt sich ganz einfach darstellen. Wer den Zorn der anderen fürchtet, schließt sich leicht der Meinung der scheinbaren Mehrheit an, auch wenn er es eigentlich besser weiß. Er bringt sich selbst zum Schweigen, um seinen guten Ruf nicht aufs Spiel zu setzen. Das ist der Ansatzpunkt für eine Dynamik, die Alexis de Tocqueville schon 1835 entdeckt hat. Aber erst Elisabeth Noelle-Neumann hat den Begriff dann in den 70er-Jahren medienwissenschaftlich ausgearbeitet und ihn Schweigespirale genannt. Sie wird heute von der Politischen Korrektheit genutzt. Sie ist zum einen durch die Verschmelzung von Thema und Meinung gekennzeichnet – man darf zu bestimmten Themen nur eine Meinung haben. Zum andern haben wir es mit einer Moralisierung am Medienpranger zu tun – dem politisch Unkorrekten wird der Schauprozess gemacht.
Die Ausgangsüberlegungen der Schweigespirale sind wohl unstrittig. Man glaubt, was andere glauben, weil sie es glauben. Und wer zu einem Thema bisher eine andere Meinung hatte, kann sie ohne Gesichtsverlust ändern, wenn und solange er anonym bleibt, also schweigt.

Man beobachtet deshalb ständig, wie die anderen die Welt beobachten, und dadurch wird in jedem von uns ein quasi-statistischer Sinn trainiert, mit dem man Beobachtungen über die Meinung der anderen anstellen kann: Was man so sagt. Doch was man so sagt, ist in Demokratien zumeist die Meinung gut artikulierter Minderheiten. Mit anderen Worten: In der Mediendemokratie werden die Menschen durch eine Sprache versklavt, die als die unwiderrufliche der Mehrheit auftritt, in Wahrheit aber von gut organisierten Minderheiten lanciert wird. Die öffentliche Meinung verhilft also immer häufiger nicht der Majorität, sondern der Orthodoxie zum Ausdruck. Diese Orthodoxie heißt heute Politische Korrektheit.
Wohlgemerkt: Die Mehrheit kann durchaus abweichender Meinung sein, aber sie täuscht sich oft über die Mehrheit, denn niemand kann wissen, ob eine Meinungsäußerung der Ausdruck eines unabhängigen Urteils, einer Informationskaskade oder der Selbstzensur ist. Noelle-Neumann resümiert: „Die Bevölkerung täuscht sich über die Bevölkerung.“ Dabei ist entscheidend, dass die Masse zumeist das kritische Urteil der Intellektuellen über die Masse teilt: Die anderen sind so! Erst das macht die Schweigespirale unentrinnbar.

Öffentliche Meinung ist also nicht das, was die Leute meinen, sondern das, was die Leute meinen „was die Leute meinen“. Und die Massenmedien informieren uns vor allem darüber, dass die meisten der gleichen Meinung sind. Wenn man aber sagt, dass die öffentliche Meinung die Versklavung der eigenen Meinung darstellt, dann muss das nicht nur heißen, dass ich die Meinung der anderen übernehme.

Die Massenmedien setzen vor allem auch Schemata der Wahrnehmung und „wichtige“ Themen durch, zu denen man auf Dauer nicht „keine Meinung“ haben kann. Sie imprägnieren uns mit ihrem zweiwertigen Code: dafür sein oder dagegen sein. Wer nicht gegen Atomkraftwerke ist, ist dafür; wer nicht für Windkraftanlagen ist, ist dagegen – und exponiert sich. Und genau hier schlägt die Freiheit in Sklaverei um. Es gibt einen sozialen Evolutionsdruck in Richtung immer größerer Konformität. Die Emanzipation der Vernunft von der Tradition hat ein Orientierungsvakuum geschaffen, das die Gewalt der öffentlichen Meinung unwiderstehlich macht.
Der neue Konformismus

Um uns diesen Konformismus schmackhaft zu machen, verkauft man ihn als sein Gegenteil: Individualisierung. Jeder ist, wie jeder andere, jedermann. Das ist schwer zu ertragen, und begierig greift man deshalb Angebote der Identität und Einmaligkeit auf. Die Individualitätswerte sollen die wachsende Abhängigkeit und Ersetzbarkeit jedes Einzelnen in der modernen Gesellschaft kompensieren. Das Ziel dieser Individualität ist aber das ganz Allgemeine: anders als alle anderen zu sein.

Wir haben es hier also mit einer Spielart der Sei-spontan-Paradoxie zu tun: Weiche vom Gewohnten ab! Wenn unsere Kultur aber Einzigartigkeit für jedermann verspricht, dann ist eigentlich nur ein Weg zu diesem Ziel offen: die Kopie. So trifft man in den Straßen der Metropolen auf die Herde der Individualisten. Ihre blauen Haare und Piercings, aber auch ihre „authentischen“ Unverschämtheiten, ihr Drang, sich zu „outen“ und Intimitäten zu „posten“, manifestieren den Zwangscharakter des modischen Nonkonformismus.

Die sogenannten Qualitätsmedien, vor allem aber die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender sind hierzulande wahre Treibhäuser des Konformismus. Aufklärung ist die Lebenslüge des deutschen Journalismus. Wenn die Massenmedien ihrem traditionellen Anspruch auf Aufklärung nämlich gerecht werden wollten, müssten sie ihrem Publikum den Dissens zumuten. Gleichgesinntheit ist der größte Feind der Aufklärung.

 

  • Like 2
Geschrieben (bearbeitet)
vor 38 Minuten schrieb Frank M:

Hat mir grad meine Frau geschickt.

Lang aber Interessant :

Der Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Norbert Bolz lehrte bis 2018 als Professor für Medienwissenschaft an der TU Berlin. Der Text ist ein Auszug aus seinem neuen Buch „Der alte weiße Mann. Sündenbock der Nation“, das am 17. Februar erscheint (LangenMüller, 256 Seiten, 24 Euro).

 

Die Versklavung der eigenen Meinung


Alle reden von Individualität, Diversität und Selbstverwirklichung – und doch ticken unsere Massenmedien erstaunlich konform. Sie informieren uns heute vor allem darüber, dass die meisten der gleichen Meinung sind. Warum Gleichgesinntheit der größte Feind der Aufklärung ist.

Dass die Menschen sich ihres eigenen Verstandes ohne Anleitung anderer bedienen würden, wenn man sie erst einmal von den Dogmen der Religion und den Vorurteilen der Tradition befreit hat, war der Trugschluss der Aufklärung. Gerade der moderne Konformismus des Denkens ist eine Konsequenz der Entmythologisierung, der Entzauberung der Welt – also eine Nebenwirkung der Aufklärung. Wir sagen, was man sagt, weil wir uns nicht mehr vom Gesetz, der Sitte und der Tradition getragen fühlen.

Diese modernitätsspezifische Anomie führt also geradewegs zum Konformismus: Die Emanzipation der Vernunft hat uns der öffentlichen Meinung versklavt. Und es ist vor allem die Emanzipation der Vernunft von der Tradition, die ein Orientierungsvakuum geschaffen hat, das die Gewalt der öffentlichen Meinung unwiderstehlich macht. Alle reden von Individualität, Diversität und Selbstverwirklichung – und alle denken dasselbe. So entsteht der Konformismus des Andersseins. Sie alle sind Schauspieler des Nonkonformismus auf der Bühne des Konformismus.
Modern entsteht Konformismus durch Informationskaskaden, also durch soziale Mimesis. Wenn man nicht weiß, was man tun soll, ist es durchaus lebensklug, sich an dem zu orientieren, was die anderen tun. Die Menschen verlassen sich dann nicht auf ihre privaten Meinungen und Informationen, sondern schließen sich anderen an. Das geschieht umso schneller, je enger die Gruppenbindungen sind. Diese Informationskaskaden nehmen leicht die Gestalt von sozialen Kaskaden an – wenn etwa Menschen Angst vor XY bekommen, weil andere Menschen Angst vor XY zeigen.

Ein Anthropologe würde wohl sagen: Der Mensch ist ein Mitläufer. Politisch betrachtet wäre das Eingeständnis fällig, dass auch die moderne Demokratie den Konformismus begünstigt. Und technisch gesehen ist er ein Effekt der Massenmedien. Je besser nämlich die Massenmedien die öffentliche Meinung organisieren, desto wahrscheinlicher wird es, dass sich die meisten Menschen in ihrem Urteil über die Meinung der meisten Menschen irren.

Dieser Irrtum potenziert sich dann in der öffentlichen Meinung über die öffentliche Meinung. Wenn sich aber die Mehrheit über die Mehrheit täuscht, muss dem eine Angstdynamik zugrunde liegen, die so alt ist wie die Demokratie: die Angst, von der Mehrheit geächtet zu werden. Die Menschen fürchten nicht mehr, das Unwahre zu sagen, also die unrichtige Meinung zu haben, sondern nur noch, mit ihrer Meinung allein zu bleiben. Es gibt deshalb zum psychologischen Begriff der Verdrängung eine bedeutsame soziologische Entsprechung: die „Schweigespirale“.
Die Logik der Schweigespirale

Das Grundkonzept der Schweigespirale lässt sich ganz einfach darstellen. Wer den Zorn der anderen fürchtet, schließt sich leicht der Meinung der scheinbaren Mehrheit an, auch wenn er es eigentlich besser weiß. Er bringt sich selbst zum Schweigen, um seinen guten Ruf nicht aufs Spiel zu setzen. Das ist der Ansatzpunkt für eine Dynamik, die Alexis de Tocqueville schon 1835 entdeckt hat. Aber erst Elisabeth Noelle-Neumann hat den Begriff dann in den 70er-Jahren medienwissenschaftlich ausgearbeitet und ihn Schweigespirale genannt. Sie wird heute von der Politischen Korrektheit genutzt. Sie ist zum einen durch die Verschmelzung von Thema und Meinung gekennzeichnet – man darf zu bestimmten Themen nur eine Meinung haben. Zum andern haben wir es mit einer Moralisierung am Medienpranger zu tun – dem politisch Unkorrekten wird der Schauprozess gemacht.
Die Ausgangsüberlegungen der Schweigespirale sind wohl unstrittig. Man glaubt, was andere glauben, weil sie es glauben. Und wer zu einem Thema bisher eine andere Meinung hatte, kann sie ohne Gesichtsverlust ändern, wenn und solange er anonym bleibt, also schweigt.

Man beobachtet deshalb ständig, wie die anderen die Welt beobachten, und dadurch wird in jedem von uns ein quasi-statistischer Sinn trainiert, mit dem man Beobachtungen über die Meinung der anderen anstellen kann: Was man so sagt. Doch was man so sagt, ist in Demokratien zumeist die Meinung gut artikulierter Minderheiten. Mit anderen Worten: In der Mediendemokratie werden die Menschen durch eine Sprache versklavt, die als die unwiderrufliche der Mehrheit auftritt, in Wahrheit aber von gut organisierten Minderheiten lanciert wird. Die öffentliche Meinung verhilft also immer häufiger nicht der Majorität, sondern der Orthodoxie zum Ausdruck. Diese Orthodoxie heißt heute Politische Korrektheit.
Wohlgemerkt: Die Mehrheit kann durchaus abweichender Meinung sein, aber sie täuscht sich oft über die Mehrheit, denn niemand kann wissen, ob eine Meinungsäußerung der Ausdruck eines unabhängigen Urteils, einer Informationskaskade oder der Selbstzensur ist. Noelle-Neumann resümiert: „Die Bevölkerung täuscht sich über die Bevölkerung.“ Dabei ist entscheidend, dass die Masse zumeist das kritische Urteil der Intellektuellen über die Masse teilt: Die anderen sind so! Erst das macht die Schweigespirale unentrinnbar.

Öffentliche Meinung ist also nicht das, was die Leute meinen, sondern das, was die Leute meinen „was die Leute meinen“. Und die Massenmedien informieren uns vor allem darüber, dass die meisten der gleichen Meinung sind. Wenn man aber sagt, dass die öffentliche Meinung die Versklavung der eigenen Meinung darstellt, dann muss das nicht nur heißen, dass ich die Meinung der anderen übernehme.

Die Massenmedien setzen vor allem auch Schemata der Wahrnehmung und „wichtige“ Themen durch, zu denen man auf Dauer nicht „keine Meinung“ haben kann. Sie imprägnieren uns mit ihrem zweiwertigen Code: dafür sein oder dagegen sein. Wer nicht gegen Atomkraftwerke ist, ist dafür; wer nicht für Windkraftanlagen ist, ist dagegen – und exponiert sich. Und genau hier schlägt die Freiheit in Sklaverei um. Es gibt einen sozialen Evolutionsdruck in Richtung immer größerer Konformität. Die Emanzipation der Vernunft von der Tradition hat ein Orientierungsvakuum geschaffen, das die Gewalt der öffentlichen Meinung unwiderstehlich macht.
Der neue Konformismus

Um uns diesen Konformismus schmackhaft zu machen, verkauft man ihn als sein Gegenteil: Individualisierung. Jeder ist, wie jeder andere, jedermann. Das ist schwer zu ertragen, und begierig greift man deshalb Angebote der Identität und Einmaligkeit auf. Die Individualitätswerte sollen die wachsende Abhängigkeit und Ersetzbarkeit jedes Einzelnen in der modernen Gesellschaft kompensieren. Das Ziel dieser Individualität ist aber das ganz Allgemeine: anders als alle anderen zu sein.

Wir haben es hier also mit einer Spielart der Sei-spontan-Paradoxie zu tun: Weiche vom Gewohnten ab! Wenn unsere Kultur aber Einzigartigkeit für jedermann verspricht, dann ist eigentlich nur ein Weg zu diesem Ziel offen: die Kopie. So trifft man in den Straßen der Metropolen auf die Herde der Individualisten. Ihre blauen Haare und Piercings, aber auch ihre „authentischen“ Unverschämtheiten, ihr Drang, sich zu „outen“ und Intimitäten zu „posten“, manifestieren den Zwangscharakter des modischen Nonkonformismus.

Die sogenannten Qualitätsmedien, vor allem aber die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender sind hierzulande wahre Treibhäuser des Konformismus. Aufklärung ist die Lebenslüge des deutschen Journalismus. Wenn die Massenmedien ihrem traditionellen Anspruch auf Aufklärung nämlich gerecht werden wollten, müssten sie ihrem Publikum den Dissens zumuten. Gleichgesinntheit ist der größte Feind der Aufklärung.

 

Man liest und liest und es beschleicht einem das Gefühl: So einen Müll kann doch nur jemand schreiben, der die Demokratien abgeschafft sehen will, die Grenzen des Sagbaren immer weiter hinausschieben will und politisch vermutlich aus der sehr, sehr rechten Ecke kommt...kurz recherchiert: ist der Autor genau da zu verorten. Bravo! Und auch bravo an Manson ... unseren Grünen Wähler, der so etwas stets zu goutieren weiss!

Bearbeitet von Soso
Geschrieben
vor 6 Minuten schrieb Soso:

Man liest und liest und denkt sich imner mehr: So einen Müll kann doch nur jemand schreiben, der die Demokratien abgeschafft sehen will, die Grenzen des Sagbaren immer weiter hinausschieben will und politisch vermutlich aus der sehr rechten Ecke kommt...kurz recherchiert: ist der Autor genau da zu verorten. Bravo! Und auch bravo an Manson ... unseren Grünen Wähler, der so etwas stets zu goutieren weiss!

Ansichtssache .

Man kann das geschriebene durchaus auf beide Seiten des Meinungäquators anwenden. 

  • Like 1
Geschrieben
25 minutes ago, Soso said:

So einen Müll kann doch nur jemand schreiben, der die Demokratien abgeschafft sehen will, die Grenzen des Sagbaren immer weiter hinausschieben will und politisch vermutlich aus der sehr, sehr rechten Ecke kommt...kurz recherchiert: ist der Autor genau da zu verorten. Bravo!

Bravo? Nee. Pfui. Ausdrucken und verbrennen.

  • Haha 1
  • Verwirrt 1
Geschrieben
vor 26 Minuten schrieb schwinge:

Bravo? Nee. Pfui. Ausdrucken und verbrennen.

Erst nen Buch von machen, dann verbrennen, sonst wäre es nicht "original" und nicht hinreichend erkennbar welche "Farbe" unter der grün-bunten Fassade zum Vorschein kommt...

Geschrieben (bearbeitet)
vor 39 Minuten schrieb schwinge:

Bravo? Nee. Pfui. Ausdrucken und verbrennen.

 

vor 11 Minuten schrieb FuchurXM:

Erst nen Buch von machen, dann verbrennen, sonst wäre es nicht "original" und nicht hinreichend erkennbar welche "Farbe" unter der grün-bunten Fassade zum Vorschein kommt...

Da verwechselt ihr glaube ich etwas, oder ihr verwechselt nichts, habt aber einen ganz, ganz unappetilichen Humor oder noch schlimmer; vermutlich meint ihr das sogar ernst.

Bearbeitet von Soso
Geschrieben

Sehr schön darin:

 „Die Wahrheit in einem Satz.“ *

und

Bolz twittert heute bevorzugt über pappkameradenhafte Kollektivsingulare…

Lohnt sich zu lesen!

*das kann in Düsseldorf niemals sein 😎

Geschrieben
vor 20 Stunden schrieb Auto nom:

 

mit Wilson Gonzalez Ochsenknecht.

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