Interessante Zeitreise

[Fullmetaljacket]

Hallo , am Wochenende ist einige Häuser weiter eine ältere Witwe in eine altersgerechte Wohnung nach Celle gezogen und Tobias , ein Freund aus der Nachbarschaft und ich halfen , das Haus zu entrümpeln , weil es verkauft wird. Die gute Frau sagte , wenn wir was finden , was uns gefällt, können wir es mitnehmen. Tobias fand ein altes Graetz Röhrenradio Ende der Vierziger , Anfang fünfziger mit Holzgehäuse im exzellenten Zustand, das Ding steht nun in seinem Zimmer und außerdem fand sich noch jede Menge interessanter Literatur: So fanden wir die Bravosammlung der Tochter , welche vier Jahre älter als ich ist und diese Bravosammlung wiegt gut zehn Kilo und geht von 77-79 , also die Zeit , als ich noch Mickymaushefte zu lesen begann . Echt köstlich , was damals für Stars aktuell waren , heute längst vergessen, aber auch Peter Maffay mit dem Nutellafleck auf der Lippe , Thomas Gottschalk, Otto, Udo Lindenberg und alle noch recht jung . Wie die wohl gekuckt hätten , wenn denen einer gesagt hätte , daß sie vierzig Jahre später immer noch im Geschäft sind ...?! Und natürlich Dr Sommer " Hilfe , ich habe Pickel ..." usw . Besonders bemerkenswert, die schwarzweißen Fotolovestories : Fazit : Hast Du keine " Karre " sondern nur ein rostiges Damenrad , bist du in der Clique die Obernull und die Weiber kucken dich nicht mal mit dem Arsch an . Also macht sich der Looser auf zum Mopedhändler . Den gabs damals noch , da standen Kreidler, Zündapp , Hercules und Puch im Schaufenster . Natürlich hat er zuwenig Geld und beklaut kurzerhand den Klassenlehrer und wir erwischt . Seine Freunde rufen von einer Telefonzelle in der Schule an , um ihn zu schützen, was aber nicht fruchtet. Und und und ... Auch bemerkenswert: Werbung . Die ganze Bravo bewirbt Mopeds , Stereoanlagen , tragbare Kassettenradios , Kassetten , Batterien , Jeans , und auch Tampons und Pickelcreme . Da kann man schon echt Zeit mit verbringen in eine andere Zeit einzutauchen . Außerdem noch ein interessantes Buch " Weltraumfahrtreport " von Otto Merk , geschrieben im Spätsommer 1967 . Hochinteressant ! Genau referiert über die ersten Weltraummissionen ,( Mercury , Gemini ) und schon die ersten Apollomissionen und ein tödliches Unglück im Januar 67 , wobei drei Astronauten in der Kapsel bei einer Startübung den Feuertod fanden . Soweit alles sehr authentisch und dann der Ausblick , wie es weitergeht : mit der Angabe , daß man noch in diesem Jahrzehnt , also den Sechzigern , auf dem Mond landen werde , lag man noch richtig , aber daß man schon Ende der Siebziger Jahre den Mars betreten wird und da ging man fest von aus ,auch daß zur Jahrtausendwende Linienverkehr mit Passagieren zwischen Cap Canaveral, Mondstationen und Marsstationen herrsche , nein , da muß man schon ein wenig lachen . Was der Autor wohl gedacht hätte , wenn man ihm gesagt hätte , daß nur 6 Jahre später , also 1973 das letzte Mal ein Mensch den Mond betritt und  zu Beginn des 21 Jahrhunderts die Raumfahrt quasi totgespart ist ? 

Wie gesagt , es ist echt interessant,  alte Literatur zu lesen

Bearbeitet 12. September 2016 von Fullmetaljacket

[Higgins*]

Eine Wohnungsauflösung haben wir letztes Jahr ebenfalls bei einem Nachbar gemacht und an die 150 Hörzu und über 60 Bravo-Hefte aus den 70-80ern gefunden. Die Bravos waren alle! noch fast jungfräulich und alle noch mit Starschnitt oder Autogrammkarte. Auf eBay haben sie um die 100 Euro gebracht. Hatte die Dame auch Versandhauskataloge? Denn jetzt kommt der Knaller: Der Nachbar hatte gut und gern noch 20-30 Quelle, Neckermann und  Baur Kataloge. Diese sind im Schnitt pro Stück für 24 Euro weggegangen! Das war echt cool in alten Kindheitserinnerungen zu schwelgen, die sich beim Aufklappen der Spielzeugseiten im Quellekatalog Herbst/Winter 1983 einstellten.

Übrigens: Die Briefmarkensammlung mit mehr als 20 Alben mit Weimarer- und Vorkriegsware und mehr als tausend D-Mark in ungestempelten Briefmarken: wertlos! Für 30 Euro ist alles im großen Karton weggegangen. Also: Gut überlegen worin man sein Geld anlegt!

Gruß Higgins

[chrissodha]

vor 15 Minuten, Fullmetaljacket sagte:

Wie gesagt , es ist echt interessant,  alte Literatur zu lesen

na definitiv !

ich entstamme auch (fast) jener Zeit;  noch knapp daneben, während die Menschen den Mond eroberten wechselte ich grade mal von der Grundschule auf's Gymi,  viel wichtiger in meinem Laben - wir zogen vom Land in die Stadt;  aber das Meiste wovon Du da erzählst ist mir gut bekannt....

Der Mopedkult ging freilich ein bisschen an mir vorbei,  ich bekam keins;  nicht,  das meine Eltern um meine Sicherheit besorgt gewesen wären,  nee,  die Noten waren einfach zu schlecht und die blauen Briefe zu viele......so musste ein hochgetuntes Garelli Mofa reichen um den Anschluss zu halten - bis die Polente es einkassierte.

Ich sorgte für einen gewissen Ausgleich,  indem ich mit knapp 16 heimlich Mutters nagelneuen Fiesta nach der Schule aus der Garage "klaute",  anfangs mal Garage raus wieder rein, raus, wieder rein..... ich wurde immer mutiger.  An meinem 16ten Geburtstag flog ich auf - einer meiner Kumpels hatte sich bei seinen Eltern beschwert warum er noch nicht Auto fahren dürfte,  wo doch ich sie seit ein paar Tagen nach der Schule immer im Auto heimfuhr :-)   Der doofen Mutter fiel nix blöderes ein als meine Eltern zu fragen wie denn das gehe..... - war keine schöne Geburtstagsfeier mehr....

Ich denke oft,  auch ohne alte Bravos zu lesen, an diese Zeit zurück;  durchaus etwas wehmütig.

Sicher war damals nicht alles besser,  gewiss nicht;  aber lustiger allemal !  unverkrampfter.

Wenn ich heute öfter junge Leute rumhängen seh',  drei zusammen,  aber die reden nicht mit'nander sondern kucken - jeder für sich - angestrengt auf kleine Bildschirmchen, das das Mädel gegenüber 'ne geile Figur hat kriegen die Jungs gar nimmer mit;  gottseidank,  denn wenn,  dürften sie's ja nicht mal denken - ist heutzutage politisch unkorrekt, frauenfeindlich und sexistisch

Der Sicherheitsfanatismus heutzuage,  diese sogenannte Vollkaskomentalität...... ich bin in vielerlei Hinsicht nicht sehr modern - und froh drum.

Und  Musik ist auch heute noch interessant;  nur, latürnich,  dreht sich's heute nicht mehr um Kasetten und Hifi türme,  sondern eher darum wie man am Besten illegal 500.000 Titel auf sein Eierphone runterladen kann wovon einem 499950 gar nicht gefallen.

Geld,  das liebe Geld;  anno 19hundertirgendwas hat uns Geld interessiert,  denn man brauchte es für Mofa, Moped, Freundin...... ansonsten spielte es keine Rolle.

Heute dreht sich das ganze Leben nur noch um Geld - das kotzt mich am meisten an.

 

[Steinkult]

Ich mag das, obwohl es nicht stimmt.

Mit 18 Monaten bist du immer wie ein 18-monatiger, kapriziös und unerträglich, mit fünf immer wie ein Fünfjähriger, aufrichtig und neugierig, mit fünfzehn immer wie eine Fünfzehnjährige, voller Optimismus und unsicher, mit zwanzig wie eine Zwanzigjährige, raffiniert und trotzdem hingebungsvoll, mit dreißig wirst du ein Arschloch, selbst wenn du ein netter Kerl bist, mit einundvierzig bessert es sich, vorausausgesetzt du hast Kinder, die älter als dreizehn sind, mit über fünfzig kommen wir in jedem Fall wieder miteinander aus, danach sowieso.

Das gilt vom Anbeginn der Welt, egal ob in den verrückten Zwanzigern des vorigen Jahrhundert oder in den beiden Weltkriegen, in den Kuschelzeiten des kalten Krieges oder in den rauen Winden des real existierenden Globalismus von heute lebst.

 

Bearbeitet 12. September 2016 von Steinkul

[Oldieopa]

Zählt auch der eigene Dachboden?
Der Enkel meiner Nachbarin, gerade in der Ausbildung und chronisch klamm, verdient sich bei mir gelegentlich eine Handvoll Dollars mit Rasenmähen. Neulich erzählte er, daß er einige Schallplatten geschenkt bekommen hatte (u.a. Beatles) und ob ich wüsste, wo er einen  Plattenspieler bekommen könnte. Klar wusste ich, bei mir auf dem Dachboden...

Der eine lief leider nicht, Treibriemen zerbröselt (Ersatz schon bestellt), der andere mit Direktantrieb tat es dagegen gut. Zum Testen noch einen Verstärker und alte Boxen dazugestellt, da war der Junior völlig aus dem Häuschen: ‚Wow, ein Verstärker mit Holzgehäuse, wo gibt es denn sowas und sogar von Görler!‘ Die Marke kannte er tatsächlich von irgendwelchen Spielkonsolen. (Ist das noch die gleiche Firma oder nur ein aufgewärmtes Label?)

Der Görler war  in den 70ern mein erster (gebrauchter) Verstärker und damals etwas ganz besonderes, nämlich  Quadro mit vier Endstufen. Erstmal alle Funktionen getestet und große Überraschung, kein Knirschen, Rauschen, Knacken, Rumpeln, ALLE Schalter und Schieberegler (!) funktionierten einwandfrei, unglaublich für das Alter.

Und als der Bengel sich noch ein paar Platten aussuchen durfte, ruinierte er den Rest meiner Vorurteile und giff zielsicher nach Stones und Cocker. Vielleicht wird die Zukunft ja doch nicht so schlimm.

Dann kam der Brüller. Die erste LP Seite war durchgelaufen, ich drehe die Platte um, der
Junior schaut mich völlig verständnislos an. Als dann wieder Musik kam, schaut er zur Anlage, dann zu mir: ‚Muß man die UMDREHEN? Ist da auf BEIDEN Seiten was drauf?

Habe ihm dann für künftige Dienste als leibeigener Gartensklave die Geräte vermacht und nächstes Jahr werden wir wohl über die Gitarren verhandeln müssen, da bekam er auch schon Stilaugen.

[Auto nom]

Von Karl Valentin ist überliefert: Früher war sogar die Zukunft besser.

Bravo und die Versandhäuser waren und sind Wegbereiter des totalen Konsums. Früher kaufte man Batterien, heute Powerbanks. 

Heute ist das 'Showgeschäft' durch die Globalisierung internationaler und dennoch austauschbarer geworden, da es, zumindest gefühlt, weniger langfristig aufgebaute 'Stars' gibt und viel öfter neue, die nach kurzer Verwertungszeit ausgetauscht werden.

An Mofas konnte man nicht viel Geld verdienen, ein Schmartfon mit bis zu 700 Euro Gewinnspanne ist für die Konzerne viel lukrativer und die meisten machen fröhlich mit. 

Wer Autozeitschriften aus den 60er, 70er und 80er und früher 90er Jahren findet, wird in der Regel feststellen, dass damals objektiver getestet wurde und mehr technischer Sachverstand auf Seiten der Tester vorhanden war, was sich auch in den Texten wiederfand. 

Früher war der Weltraum tatsächlich ein großes Zukunftsthema. Heute wird immer mehr Menschen bewusst, dass wir besser zunächst die selbstgemachten Probleme auf unserem Planeten in den Griff bekommen sollten. An dieser Stelle bin ich wieder bei Karl Valentin angekommen.  

[Fullmetaljacket]

Bin ich per Zufall auf YT. gestoßen : Professor Harald Lesch referiert über Weltall , Raumfahrt und den Sinn , oder Unsinn des Ganzen , so wie auch die Grenzen von menschlich Machbaren . Der hat eine unglaubliche Gabe , sehr gut und verständlich zu erzählen . Fazit : sehr interessant und zeigt uns , wie klein wir eigendlich sind .

[Auto nom]

vor 9 Stunden, Fullmetaljacket sagte:

Bin ich per Zufall auf YT. gestoßen : Professor Harald Lesch referiert über Weltall , Raumfahrt und den Sinn , oder Unsinn des Ganzen , so wie auch die Grenzen von menschlich Machbaren . Der hat eine unglaubliche Gabe , sehr gut und verständlich zu erzählen . Fazit : sehr interessant und zeigt uns , wie klein wir eigendlich sind .

Gib mal spaßeshalber 'Lesch' in die Forums-Suche ein, der hat schon oft einen Weg in das Forum gefunden.

[Auto nom]

Am 16.9.2016 at 23:54 , Fullmetaljacket sagte:

Bin ich per Zufall auf YT. gestoßen : Professor Harald Lesch referiert über Weltall , Raumfahrt und den Sinn , oder Unsinn des Ganzen , so wie auch die Grenzen von menschlich Machbaren . Der hat eine unglaubliche Gabe , sehr gut und verständlich zu erzählen . Fazit : sehr interessant und zeigt uns , wie klein wir eigendlich sind .

Harald Lesch hat ein Buch geschrieben:

https://utopia.de/menschheit-schafft-sich-ab-30705/?utm_source=Utopia+Newsletter&utm_campaign=898d3fc157-Newsletter_Mo_16KW39&utm_medium=email&utm_term=0_b26f88423e-898d3fc157-261386469

Zitat

Wenn wir uns unsere tatsächlichen Handlungen anschauen, diese unfassbare Kluft zwischen dem, was wir wissen und machen könnten und dem, was tatsächlich passiert, ist leider erschreckend.

 

[Carsten]

Ich hab ihn 2x live gesehen, einmal mit Felix, über Astronomie an der Uni hier.

Ganz grossartig.

Carsten

[Fullmetaljacket]

Wenn ich damals auf dem Gym solche Lehrer gehabt hätte , wie den , wäre ich nicht nach der 8ten wegen "guter Führung" auf die Realschule gewechselt und hätte meine Eltern mit dem Abitur beglückt , weswegen mich speziell meine Mutter aufs Gymnasium geprügelt hat . Mittlerweile mußte sie begreifen , daß man auch ohne durchaus nicht unter der Brücke schlafen muß . Wie gesagt , bei solchen Lehrern , die so drauf sind , kommt was rüber .