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Geschrieben

Hallo,

wer kann mir sagen wie ich am besten die Rinnen am Aufbaudach und an der Fahrerkabine abdichten kann, habe sie am Wochenende sauber geschrubt und viele kleine Löcher gefunden, dann noch ein paar Löcher zum Anschweißen des neuen Hutprofils. Habe versucht alles so gut es geht zu schweißen, aber an einigen Stelle ist sicher noch eine kleine Undichtigkeit.

Sollte ich jetzt die ganze Rinne mit einer Karrosseriedichtmasse dichten?

Bitte um Tips.

Viele Grüße Dirk hy

ACCM Gerhard Trosien
Geschrieben

Hallo Dirk,

in der Rinne neben dem Führerhausdach war serienmäßig schon eine Menge Dichtmasse. Rostansatz an dieser Stelle zu bekämpfen hat was von der Arbeit des Sysiphos (der mit dem Stein und dem Berg), da sich hier mehrere Bleche überlappen.

Wenn alles 100% entrostet ist (in den Fugen???), wird nach dem Grundieren und vor dem Lackieren alles wieder zugeschmiert.

Schweißpunkte abschleifen ist in der Rinne nicht der Hit.

Die Rinne hinten ist eigentlich in einem Stück mit der Dachhälfte gefertigt und werksseitig naturgemäß nicht zusätzlich abgedichtet, außer am vorderen Ende am Übergang zum Fahrerhaus, hier aber reichlich. Ansonsten gilt hier über Schweißen und Schleifen dasselbe wie vorn.

Nach dem Entrosten würde ich auch hier mit Karosseriedichtmasse die Mini-Perforationen schließen.

Wellblechdach und Regenrinne rosten deshalb gern, weil hier beim Lackieren keine ausreichende Schicht erzeugt wurde und diese sehr schnell verwittert war (das Dach von unserem war früher braun gestreift, man konnte genau sehen, wo der Lack beim Auftragen von den Seiten und von hinten her in ausreichender Dicke aufgetragen war).

Es gibt eine Menge Ecken, ein denen mechanisches Entrosten nicht möglich ist. Hier hilft Phosphorsäure aus dem Chemikalienladen. Es gibt sie auch in der Apotheke, aber sehr teuer, weil sie für med. Zwecke rein sein muss, die technische nicht.

Mit Phosphorsäure behandle ich seit ca. 15 Jahren erfolgreich alle Bleche, zum einen zum Rostentfernen an Stellen, an die man nicht mechanisch drankommt, oder in tiefen Narben, zum anderen zum Phosphatieren der Bleche, auch neuer, vor dem Grundieren.

Der Profi verwendet entsprechende Reaktionsgrundierungen, ín der die Säure enthalten ist, ich behandle die Teile eben in einem (lach!) Extra-Arbeitsgang vor dem Grundieren. Damit wird der noch nicht sichtbare Flugrost entfernt, der sich bereits in den ersten Sekunden nach dem Schleifen bildet. Die Phosphatschicht ist ein prima Haftvermittler und mit Grundierung eine hervorragende Rostschutzschicht.

Da ich keine Anleitungen für die Behandlung gefunden habe, musste ich viele Experimente machen und habe für die beiden Einsatzzwecke entsprechende Verfahren gefunden, mit denen ich gut klarkomme. Sie machen zwar viel Arbeit, bringen aber tatsächlich viel bei der Erhaltung des Blechs.

Gruß aus Rastatt

Geschrieben

Danke Gerhard,

gibst Du denn Deine Art der Bearbeitung mit der Phosphorsäure preis das hört sich jedenfalls sehr intresseant an.

Ich habe natürlich schon einige Stellen, Türen usw. fertig aber wo es noch möglich ist würde ich gern alles erdenkliche tun um nicht in 5 Jahren wieder vor einer Rostlaube zu stehen.

Nimmst Du zur Abdichtung eine handelsübliche Dichtmasse oder hast Du auch hier einen besonderen Tip?

Nochmals vielen Dank für Deine Beschreibung

Viele Grüße Dirk hy

Geschrieben

@Gerhard Trosien

DAS Thema interessiert mich auch! Können wir einen "Kurzlehrgang" bekommen :-)?

Merci en avance

Christian (immer noch ohne HY, aber mit einem weiteren CX)

ACCM Gerhard Trosien
Geschrieben

Karosseriedichtmasse zum Überlackieren gibt es von verschiedenen Herstellern, z.B. SIKA oder Berka (oder so ähnlich), im Kfz-Fachhandel.

Zur Phosphorsäure:

Die Säure reagiert mit Eisenoxid zu Eisenphosphat. Sie wird als 25%-Säure verkauft. Sie ist schwer und dickflüssig.

Die Behandlung mit Säure ersetzt nicht das mechanische Entfernen dicker Rostschichten, sondern ergänzt sie. Also auch in unzugänglichen Ecken soviel wie möglich mechanisch entfernen, z.B. mit Schraubenzieher.

Vor jedem Lackieren schafft das Phosphatieren eine rostfreie, rostschützende und haftvermittelnde Oberfläche.

Mechanisch nicht entrostbare Stellen oder tiefe Narben, bei denen nach dem Abschleifen nicht mehr viel Blech übrig wäre:

Verdünnung ca. 1:0,5 bis 1:1 mit Wasser, wenig (!) Geschirrspülmittel als Netzmittel zugeben, Rostfläche tränken (wenn die Mischung abperlt und nicht gleichmäßig netzt, wars zu wenig Spülmittel oder zuviel Fett oder Öl auf dem verrosteten Blech), Lappen tränken, mehrmals gefaltet auflegen, ca. 24h warten, dann die entstandenen schwarzen und weißen Krusten und angetrocknete Reste mit Wasser, dem ein kleiner Schuss Säure beigegeben ist, abwaschen (ist mühsam; ohne den ganz geringen Säureanteil lösen sich die Krusten nicht. Bei dickeren Krusten hilt nach dem Einweichen ein Spachtel). Zurück bleibt eine mattgraue Oberfläche, die, wenn sie trocken ist, direkt grundiert werden kann. Wenn sie sich deutlich klebrig anfühlt, muss mit Wasser mit einem deutlich kleineren Schuss Säure nachgewaschen werden.

Reparaturbleche, entlackte und/oder geschliffene Belche: Säure 1:1,5 bis 1:2, möglicherweise noch mehr, mit Wasser verdünnen, Netzmittel dazu, Bleche satt nässen, durch erneutes Abwischen feucht halten. Kleinteile können eingelegt werden. Bei Blechen, die bereits ein wenig Rost angesetzt haben, sieht man die Reaktion sofort. Deutlich sichtbarer Flugrost wird regelrecht abgerieben wie ein hartnäckiger Fleck. Nach wenigen Stunden kann die Säure mit Wasser mit einem kleinen Schuss Säure abgewaschen werden.

Wenn die eigentlich graue Oberfläche leicht in Regenbogenfarben schillert, ist das o.k.

Fertig phosphatierte Bleche kann man eine Zeitlang liegen lassen, aber nur trocken!

Ich habe vor 14 Jahren die Schürze des DS repariert, durch Rost vergrößerte Schraubenlöcher zugeschweißt. Die Schweißpunkt-Kraterlandschaft konnte ich wegen des von der Außenseite gesehen vertieft liegenden Lochs nicht glatt schleifen. Schweißstellen und das restliche Blech behandelte ich wie oben beschrieben. Nach über 10 Jahren stand wegen mechanischer Lackschäden eine Neulackierung des Teils an. Zum Nachsehen entfernte ich den intakten Lack an den geschweißten Stellen. Das Metall war im selben Zustand wie unmittelbar vor der 1. Lackierung. Wenn man bedenkt, dass solche Teile früher, als DS aktuell waren, manchmal schon nach 6 Jahren durch Rost zerstört waren, ist das keine schlechte Bilanz.

Keine Lackierung ohne Phosphatierung!

Alternativ kann eine Reaktionsgrundierung verwendet werden, wie die Profis sie verwenden. Hier kann ich aber den Erfolg der Flugrostbekämpfung nicht kontrollieren. Für nicht bzw. fast nicht sichtbaren Flugrostbefall reicht der Säureanteil aber sicherlich aus.

Denkt dran: Ihr habt die Schleifmaschine noch nicht abgelegt, da hat der neue Rost am eben geschliffenen Blech schon wieder zu nagen angefangen.

Dramtisch ist diese Situation bei gestrahlten Blechen, weil sich durch das Strahlen die Metalloberfläche vervielfacht. Phosphatierung bzw. Reaktionsgrundierung ist hier noch wichtiger.

Die jüngeren Grundierungen haben kaum Rostschutzpotential; mit den früheren, guten, haben sich wohl zu viele Lackerer vergiftet, weil sie selbst primitivste Schutzmaßnahmen nicht anwendeten.

Noch was wichtiges:

das hohlraumreichste Fahrzeug der Geschichte hat die schlechteste Konservierung abbekommen, nämlich gar keine. Das in alten Prospekten und neuen Büchern dargestellte Kataphorese-Tauchbad zum Grundieren ist wohl nur am Fotomodell ausprobiert worden.

Ein Freund von mir verwendete HY-Häuser als Lagerschuppen und trennte sie dafür auf. In den Hohlräumen grinste einen nacktes Blech an, welches ohne die zum Auswalzen aufgebrachte Fettschicht wohl schon weggerostet wäre.

Deswegen: investiert in eine richtig gute Hohlraumkonservierung, und hierfür gibt es nur und ausschließlich Fett. Entweder Mönnich aus Rastede oder Mike Sander.

Die Behandlung kostet einen 4-stelligen Eurobetrag, der aber bestens angelegt ist. Besser als mit dieser Investiotion kann man gar nicht sparen. Weitere Rostbekämpfungsaktionen vermeidet sie zwar nicht, weil Rost aus Stellen quillt, an denen mehrere Bleche übereinander geschweißt sind, ohne einen konservierbaren Hohlraum zu bilden. Hier geht die Arbeit also nicht aus, aber es bleibt überschaubar.

Wenn man, wie ich, nach 10 - 12 Jahren mal wieder eine Entrostungsaktion an einigen wenigen Stellen starten muss, finde ich das durchaus in Ordnung.

  • Like 1
  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Gerhard,

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung, jetzt muß ich nur noch sehen wo ich die Säure herbekomme.

Viele Grüße

Dirk hy

Geschrieben

@ Gerhard Trosien,

da schließe ich mich meinem Vorredner sofort an: Danke ebenfalls. Habe mir deine Anleitung ausgedruckt und werde die Methode gleich mal bei meinem mir mittlerweile sehr liebgewordenen Alltags-CX anwenden. Der ist gerade sowieso u. a. in "Blech-Arbeit".

Gruß

Christian

  • 11 Jahre später...
Geschrieben

Hallo,

ich hänge mich mal an den uralt-Faden dran, der ja nach wie vor aktuell ist.

Was ist davon zu halten, Kleinteile verzinken zu lassen statt zu phosphatieren? EIne ordentliche Zinkschicht sollte einen besseren Rostschutz ergeben und eine Überlackierung ist nicht erforderlich, aber möglich, wo im Sichtbereich.

Grüße
Andreas

Geschrieben

Verzinken ist immer eine gute Idee!!!! Aber eine gründliche Entrostung vorher schadet nicht!

Kampf dem Rost,

Achim

Geschrieben

Natürlich verzinken lassen.
Am besten noch chromatieren und das am besten gelb.
Und danach gerne noch lackieren, was aber nur mit speziellen Lackiergründen geht.


Mit dem Chromatieren solltest Du dann aber voran machen. Es ist absehbar, dass die Echa dies demnächst quasi verbieten wird (eine lange, frustrierende Geschichte)
Dann werd ich mir wohl einen Galvanikbetrieb nicht in Solingen sondern in China suchen müssen.

 

ACCM Gerhard Trosien
Geschrieben

Alles, was gut ist, wirkt und/oder Spaß macht, wird verboten. Gibt's extra 'ne Partei dafür.

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Gerhard,

vor 1 Stunde, ACCM Gerhard Trosien sagte:

Alles, was gut ist, wirkt und/oder Spaß macht, wird verboten. Gibt's extra 'ne Partei dafür.

Du kannst ja nach China oder Russland ziehen, oder in eines der vielen anderen Länder, wo diese Dinge erlaubt sind. Dann rostet Dein Oldtimer nie wieder (falls Du Dir einen leisten kannst), aber dank Nervenkrankheiten und Krebs wirst Du maximal 40 Jahre alt. Und die letzten zehn Jahre Deines Lebens sind die Hölle.

Google mal, was in Norilsk los ist oder in der Grasberg-Kupfermine in Westneuguinea. Ich bin sehr froh, dass ich nicht dort leben muss!

Grüße
Andreas

Bearbeitet von AndreasRS
Geschrieben

Da es hier nicht mehr erlaubt ist, werden die Produkte ganz real in China produziert und der EU Grenzwert von 1µg/m³ dabei sicherlich eingehalten.

 

Geschrieben

in China oder anderswo wird vor allem produziert weil es einfach billiger ist und MEHR Rendite abfällt.

Dazu noch ne Riesenportion GEIZ IST GEIL weil kaum jemand mehr für gute Arbeit Vorort bezahlen will (das neue Zombiephone kommt ja bald).

Das  Verbot von Chrom 6 ist doch vor allem Gesundheitsschutz der Galvanikarbeiter!!

Denkt mal mehr über den Tellerrand -> nicht alles was gut ist und Spass macht ist für alle  gut.

Gut gelaunte Grüße

Christian

  • Like 1
ACCM Gerhard Trosien
Geschrieben
Am ‎24‎.‎04‎.‎2017 at 17:00 , AndreasRS sagte:

...

Google mal, was in Norilsk los ist oder in der Grasberg-Kupfermine in Westneuguinea. Ich bin sehr froh, dass ich nicht dort leben muss!

...

Typisches Totschlag-"Argument" aus einer bestimmten Ecke:
relativ harmlose Restrisiken in einer durch Umweltgesetze beinahe zur Bewegungsunfähigkeit gebundenen Ex-Industriegesellschaft mit Extremfällen aus fernen Ländern gleichsetzen...

  • Like 1
Geschrieben

> Gesundheitsschutz der Galvanikarbeiter

ja, unsere Arbeiter sind jetzt geschützt- die Arbeit ist jetzt in China

  • Like 2
  • 2 Jahre später...
Gast Schrauberli
Geschrieben

Nun, zwar alt, aber wie AndreasRS schon sagte, wird dieser Thread sicherlich nicht alt.

Wie ihr ja bereits wisst, habe ich meinen zerlegt und überlege mir, wie die Vorgehensweisen sind. Gegen Fertan / Phosphorsäure gibt es genug Menschen, die diese Vorgehensweisen als Schrott betiteln würden. Allerdings glaube ich auch an Magie und möchte den Truck mit der Säure behandeln. @ACCM Gerhard Trosien: Wie sieht denn dein Truck nach nun 15 Jahren aus, insbesondere an den Stellen, wo du ihn in Säure eingelegt hast? Ist da wieder etwas hochgekommen?

Was würdest du aus heutiger Sicht tun? :)

 

Wem es interessiert, könnte ich auch meinen Schlachtplan hier darstellen...

Geschrieben

Wer bezeichnet die Vorgehensweise mit Phosphorsäure als Schrott?

Geschrieben

@ Schrauberli:  Gerhard Trosien hat weiter oben im thread sehr detailliert beschrieben, WIE er vorgegangen ist und auch über Langzeiterfahrungen mit seinen behandelten DS-Blechen berichtet => alles da.

Bitte nicht nur oberflächlich lesen und dann mit merkwürdigen unbelegten Negativargumenten kommen. Das macht garantiert niemanden froh und ist wenig hilfreich. Ende der Morgenandacht ;-)

Gast Schrauberli
Geschrieben (bearbeitet)

Gott, ich habe es keinesfalls nur oberflächlich gelesen. Ich habe auch den Tread in anderen Foren vom Trosien gefunden, dort habe ich nicht nachgefragt. Sondern hier! Ganz bewusst, und auch mit vielen Hintergedanken. 

Da ich mich mit Entrostung seit einiger Zeit beschäftige (habe nicht nur den HY), habe ich explizit nach seinen HY gefragt. Nicht nach einen DS oder ein anderes Fahrzeug! Und ich wollte JETZT von ihm wissen, wie SEIN HY nun dasteht. Darf man das nicht? Ich habe zwar kein DS, aber ich glaube nicht, dass der DS das selbe Metall und den selben Aufbau hat, wie ein HY. Daher sehe ich es so, dass meine Frage noch immer berechtigt ist. Besonders wegen den Blechlappungen, wo Säuren weiterreagieren können/könnten über die Zeit. Ganz NEBENBEI: Phosphorsäure gilt als schwache Säure, wobei Fertan eigentlich garkeine Phosphorsäure sein soll (s. Gallussäure). 

Bezüglich Schrott: Da Trosien auch in anderen Foren steckt, kann er sicherlich verstehen, was ich damit meine. Es gibt viele Lackierer, die Fertan nur als magisches Wundermittel ansehen. Aber in meiner Frage habe ich klargestellt, dass ich Fertan/Phosphorsäure benutze und weiterhin benutzen will. Habt ihr das vielleicht überlesen? 
Einmal nachlesen zu Phosphorsäure/Fertan: 
https://www.motor-talk.de/forum/fertan-brauchbar-oder-nutzlos-t814200.html
 

https://forum.fahrzeuglackiererforum.de/forum/lackieren/die-lackierung/223789-rost-und-sichtbare-spachtelstellen-kurz-nach-lackierung

ich könnte noch viele andere Links posten, in der Fertan als Wunderzeug aber auch als nützliches Mittel angepriesen wird. Bäcker und Klempner sind in Foren Ingenieure! Daher, und verzeiht mir bitte, dass ich mich wiederhole, fragte ich TROSIEN und niemand anderen nach der Nützlichkeit/Haltbarkeit. Es sind 15 Jahre vergangen als er seinen HY mit Fertan eingecremt hat. 

Bearbeitet von Schrauberli

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