Zum Inhalt springen

5HP im Alltagseinsatz


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Eurer Ehrwürden!

bitte anmerken zu dürfen,

1) ein Weiterführen des 5HP-Threads hier bei den Restaurationsdokumentationen trotz aller Unpässlichkeiten und verständlicher Verstimmungen in Betracht zu ziehen. Die interessierte Leserschaft, die zweifellos vorhanden ist, wird es Ihnen danken!

2) ggfs. bei den Sicherheitshinweisen fürs Drehen und Fräsen das mögliche Gefährdungspotential von Schlabberlook, langen Haaren, Bärten, Zöpfen und Dreadlocks

im Zusammenwirken mit rotierenden Teilen mit aufzunehmen ;)

hochachtungsvoll,

Andreas

Geschrieben
Dem schliesse ich mich nach einigem Überlegen an. Ist wohl an der Zeit, dass der Fünfer seine eigene Garage bekommt, hier im Zwischennetz. Gruss, Oliver

Hallo Oliver, heisst eigene Garage eigene Internet Seite? Da freu ich mich schon drauf. Lass uns nicht allzulange Warten. (Solche Projekte dauern bei mir Jahre)

Ich würd die Grundstruktur der Seite vom Profi machen lassen, damit du dann frei und unbeschwert rein schreiben kannst.

Da noch ein Bild zu Weihnachten:

citroentrefle.jpg

Geschrieben

Seid geerdet, Grüsslinge !

nachdem mir dieser unsäglich langatmige Fred mittlerweile auch einigen Spass bereitet, bin ich auch recht froh, dass er jetzt doch noch etwas leichter auffindbar umgetopft wurde. Ich hätte ja anfänglich nie geglaubt, dass er sich solange hinziehen könnte. Immerhin kenne ich Autogeschichten ja auch vorwiegend aus den einschlägigen Schundheften, wo jeden Monat zu irgendeinem Auto einige wenige Seiten gefüllt werden, damit die Werbung nicht ganz so dominant wirkt. Ich schätze mal, dass es mir gelingen könnte, ein ganzes Buch nur zu einem einzigen Auto zu schreiben, und dabei würde ich mich ja nichtmal als ausgesprochenen Bünzli oder Füdlibürger bezeichnen. Soviel zu den Zuständen hier am Alpenrand.

Den Fünfer bewege ich momentan nur in Ausnahmefällen, also an Tagen, wo die Strassen trocken und salzfrei genug sind. Jahreszeitgemäss mit geschlossenem Verdeck, zugeklappter Frontscheibe und hochgezogenen Seitenfenstern. Irgendwie scheint das aber von der Aerodynamik her ungünstig zu sein, im Gegensatz zum offenen Fahren im Sommer drückt jetzt keinerlei warme Luft vom Motorraum her in die Kabine. Das ist gemein und wahrscheinlich unheimlich authentisch. Trotzdem würde es mich interessieren, wie die Fahrer damals mit diesem Problem umgegangen sind. Frostschutz für den Kühler gab es damals ja schon, also muss es auch irgendwelche Beheizungsmöglichkeiten gegeben haben. Dicke Kleidung alleine dürfte ja nicht Jedermanns Sache gewesen sein, gerade im urbanen Verkehr wäre man damals mit einer Eskimoverkleidung irgendwie aufgefallen. Andererseits dürften gerade die Fondspassagiere teurer Limousinen Wert auf einen gewissen Komfort und Eleganz gelegt haben.

Ansonsten kann ich vom Fünfer momentan nichts berichten, dafür gehts mit der Dreherei bald weiter. Wunschgemäss folgt jetzt aber noch die Ergänzung zum Thema Sicherheit beim Drehen und Fräsen, Anhang für Althippies und grobe Kerle mit dicken Bärten:

Anhang zum Thema Sicherheit beim Drehen und Fräsen, für Haarfetischisten

Die gute Nachricht vorab: wem sich der Bart schonmal in einer Telefonwählscheibe oder einem Küchenmixer verheddert hat, der sollte sich den Einsatz effizienzsteigernder Geräte wie Drehbänke und Fräsen nochmal genau überlegen.

Unsere nationale Unfallversicherungsanstalt verfügt über eine reichhaltige Auswahl an Gruselbildern von schrillen Arbeitsunfällen, die sie gerade in Lehrlingskreisen gerne herzeigt. Nun sind die Langhaarigen von damals ältergeworden und der Nachwuchs gedeiht eher spärlich. Da die Erstgenannten durchaus zum potentiellen Leserkreis hier gehören, und Rudel von kiffenden Hippies auf dem Pausenhof der Berufsschule heutzutage eher die Ausnahme sind, komme ich dem Leserwunsch gerne nach und weise ausdrücklich und in bunten Farben auf die Gefahren für Althippies, Hardrocker, Haargelversager und Bartfanatiker hin.

Gefahren durch Einklemmen

Solange die Maschine dabei stillsteht und kein durchbluteter Körperteil eingeklemmt wird, gestaltet sich die Sache meist harmlos. Dumm ist es, wenn der Bart versehentlich mit ins Futter eingespannt wird und die Maschine dann gestartet wird. Im besten Fall reisst es einige Haare aus, dümmer ist es bei geflochtenen oder extrem dichten Bärten, wo es durchaus vorstellbar sein könnte, dass der unbedarfte Dreher dann aufs Fröhlichste mit der jeweilig eingestellten Drehzahl ins Rotieren kommt. Dabei entsteht ein typischer Teufelskreis, denn der Dreher würde in so einem Moment am liebsten seiner Vernunft folgen und den Drehbank ausschalten, in Wirklichkeit ist er aber gezwungen, der Fliehkraft zu folgen. Falls dies passiert, hilft nur augenblickliches Selbstauswuchten und anschliessendes Durchhalten bis zum nächsten Stromausfall. Beim Fräsen ist diese Gefahr glücklicherweise geringer, da es dazu erstmal einer Maschine in durchaus nicht handelsüblicher Grösse bedarf und man generell leichter an die Schalter rankommt.

Gefahren durch Rotation

Bärte und lange Haare folgen allen Versprechen der Werbung zum Trotz der Gravitation. Dies haben sie schon seit Urzeiten mit den meisten anderen männlichen Fetischen gemein.

Nun folgt der Blick beim Drehen und Fräsen auch der Gravitation, wenn auch ausnahmsweise ohne Hintergedanken, da man bei diesen Arbeiten meistens von oben aufs Werkstück linst. Somit ist schonmal klar, dass allzu üppige Behaarung des Gesichtsfeld stören könnte. Nun befinden sich in selbigem auch rotierende Teile...der langen Rede kurzer Sinn: als lange Haare noch üblich waren, gab es regelmässig skalpierte Mechaniker. Diesen Warnhinweis sollte man generell sehr ernstnehmen, es passieren gerade im Umgang mit Handbohrmaschinen immer noch viele solche Unfälle, gerade im Heimwerkerbereich.

Geeignete Schutzmassnahmen

Die Kosmetikindustrie bietet hier keine echte Abhilfe im Sinne des TÜV Rheinland. Die besten chemischen Hilfsmittel sind nach wie vor schnellhärtende Epoxydharze, allerdings reagieren diese stark exotherm, daher sollte man eine Aushärtezeit von mindestens 15 Minuten bei der Auswahl eines geeigneten Produkts in Betracht ziehen. Schnellere Produkte sind nichts für Anfänger. Um ein ansprechendes Design zu erzeugen, kann man die Matte zuvor analog zu einer Kohlefasermatte flechten, das sieht dann nach dem Aushärten und Polieren vermutlich unheimlich sackstark aus. Ausser man vertut sich bei der Formgebung...Darth Vader lässt grüssen.

Von der Anwendung von herkömmlicher Stärke, wie sie bei Klamotten angewendet wird, rate ich ab. Stärkekleister (Tapetenkleister) hingegen kann ich sehr empfehlen, zudem lässt sich dieser leicht mit Plakatfarben naturgetreu überdecken und erspart dem Anwender so die hämischen Kommentare in der Kantine. Der Nachteil ist die relative Feuchteempfindlichkeit der Stärke, was sicherlich schon manch einem Dreher an einem heissen Sommertag zum Verhängnis geworden ist, indem sein schweissgetränkter Bart im dümmsten Moment einfach weggeknickt ist.

Bartbinden, Burkhas und Turbane sind nur schlechte Behelfslösungen. Eine etwas professionellere textile Lösung wäre eine Sturmhaube, wenn da nicht die bekannten Probleme mit erkennungsdienstlich aktiven Mitmenschen wären. Eine diesbezüglich etwas unscheinbarere Variante wäre die Verwendung eines Integralhelmes, dieser bietet zudem Platz zur Befestigung eines Ölspenders. Falls Wert darauf gelegt wird, kann dieser auch mit wenigen Handgriffen demontierbar ausgeführt werden, damit er bei schlechtem Wetter im Feierabendverkehr nicht nass wird. Diese Lösung ist in Punkto Sicherheit mein Favorit, noch vor der Taucherglocke.

Aber Spass beiseite, die klassische Methode, diesem Problem zu begegnen, ist seit vielen Jahren geheimnisumwittert, und dies aus gutem Grund. Keine Werkstatt würde einem Fremden je Zutritt gewähren, wenn auf althergebrachte Art mit langen Haaren gearbeitet wird. Darum kennt auch niemand die süssen Haarhalterinnen, allesamt wohlproportionierte junge Mädels mit wunderschönen straffen Ohren, die mit zarter Hand die wilden Bärte und Zöpfe nicht weniger wilder Kerle fernab jeder rotierenden Gefahr halten. Da die meisten von ihnen nach nicht langer Zeit zu Haarspalterinnen mutieren, ging ein Aufatmen durchs Metallgewerbe, als die Hippiewelle dann endlich doch noch abflaute.

Mit Sicherheit - genug für heute...

Gruss,

Oliver

Geschrieben
Eine diesbezüglich etwas unscheinbarere Variante wäre die Verwendung eines Integralhelmes, dieser bietet zudem Platz zur Befestigung eines Ölspenders.

Sicher, daß du nicht den Øl-Spender meinst? :D

Wobei hoffentlich nicht auf die Gefahren des Drehens und Fräsens nach einem französischen Mahl hingewiesen werden muß... Auf die nach einem Bayerischen Mahl hingegen schon, denn im Gegensatz zum Autofahren ist das Drehen und Fräsen nach zwei Maß Bier sicherlich nicht ganz so einfach...

Schöne Grüße und ein frohes Restfest!

Jan

  • 6 Monate später...
Geschrieben

Kann jemand die restlichen Seiten von diesem Jahr dazu kopieren? Da fehlt ja die Hälfte....

MfG DS

Geschrieben

Ja, der unselige Foren-Crash hat diesen Thread ja schwer beschädigt...

Mich würde es sehr freuen wenn dieser Thread weitergehen würde und wenn die verlorenen Beiträge irgendwie noch wiederherstellbar wären.

Viele Grüße in die Schweiz!

  • 2 Wochen später...
Geschrieben (bearbeitet)

Da mich das Geschreibsel von Ehrwürden faziniert, ergänze ich das jetzt mal. Es fehlen halt die Zwischenkomentare úm die es meisst nicht unbedingt schade ist.

Bitte lieber Oliver, gib Gummi und lass die 5 HorsePower weiterhin einen Streifen in das Himmelreich der Oldtimerliteratur brennen.

schmunzelnde Grüsse

Meinereiner

-------------------------------------------------------------------------------------

Seid geerdet, Grüsslinge !

nachdem mir dieser unsäglich langatmige Fred mittlerweile auch einigen Spass bereitet, bin ich auch recht froh, dass er jetzt doch noch etwas leichter auffindbar umgetopft wurde. Ich hätte ja anfänglich nie geglaubt, dass er sich solange hinziehen könnte. Immerhin kenne ich Autogeschichten ja auch vorwiegend aus den einschlägigen Schundheften, wo jeden Monat zu irgendeinem Auto einige wenige Seiten gefüllt werden, damit die Werbung nicht ganz so dominant wirkt. Ich schätze mal, dass es mir gelingen könnte, ein ganzes Buch nur zu einem einzigen Auto zu schreiben, und dabei würde ich mich ja nichtmal als ausgesprochenen Bünzli oder Füdlibürger bezeichnen. Soviel zu den Zuständen hier am Alpenrand.

Den Fünfer bewege ich momentan nur in Ausnahmefällen, also an Tagen, wo die Strassen trocken und salzfrei genug sind. Jahreszeitgemäss mit geschlossenem Verdeck, zugeklappter Frontscheibe und hochgezogenen Seitenfenstern. Irgendwie scheint das aber von der Aerodynamik her ungünstig zu sein, im Gegensatz zum offenen Fahren im Sommer drückt jetzt keinerlei warme Luft vom Motorraum her in die Kabine. Das ist gemein und wahrscheinlich unheimlich authentisch. Trotzdem würde es mich interessieren, wie die Fahrer damals mit diesem Problem umgegangen sind. Frostschutz für den Kühler gab es damals ja schon, also muss es auch irgendwelche Beheizungsmöglichkeiten gegeben haben. Dicke Kleidung alleine dürfte ja nicht Jedermanns Sache gewesen sein, gerade im urbanen Verkehr wäre man damals mit einer Eskimoverkleidung irgendwie aufgefallen. Andererseits dürften gerade die Fondspassagiere teurer Limousinen Wert auf einen gewissen Komfort und Eleganz gelegt haben.

Ansonsten kann ich vom Fünfer momentan nichts berichten, dafür gehts mit der Dreherei bald weiter.

Gruss,

Oliver

Bearbeitet von Kallewirsch
ich wollte es so ...
Geschrieben

Was die Leute so alles lesen....ich weiss nicht, ob ich den Nerv hätte, mein Gelaber selber an einem Riemen durchzulesen. Aber vielleicht habe ich ja wirklich einen sensationell interessanten Fred gestartet und es schlicht selber nicht gemerkt.

Ich komme gerade wiedermal von einer Ausfahrt mit dem Fünfer zurück. Es ist mit -4° draussen etwas kälter als es am 1. Januar war, da schien sogar die Sonne. So habe ich heute zur Sicherheit drei statt zwei Pullover übereinandergezogen, meine stilvolle Bommelmütze montiert und bin los, ins samstägliche Verkehrsgetümmel. Wenn man das richtige Auto dabeihat, macht sogar das Spass. Noch schleiche ich mit meinen 11PS und verblüffe manch modernen Autofahrer mit Beschleunigungsphasen, deren Dauer sich an den Mondphasen orientiert. Aber der "schnelle" Zylinderkopf liegt schon bereit, ich muss nur noch einen Satz Stehbolzen und passende Muttern drehen. Der Umbau selber ist dann ein Kinderspiel. Mal sehen...ich kenne ja einen Fahrer eines solcherart aufgemöbelten Motors, er behauptet, dass zwischen 11 und 15PS Welten liegen. Als Entenfahrer weiss man, dass es gerade bei einer etwas ungünstigen Aerodynamik auf jedes Watt ankommt.

Im Moment fiebere ich heftig dem morgigen Tag entgegen. Es geht wiedermal um ein altes Auto, was sonst...? Der Zufall hat mich über ein schlecht plaziertes Inserat stolpern lassen, und so gehts morgen nach Genf. Dort steht, wenn mich nicht alles täuscht, eine sehr gut erhaltene schwarze Limousine Jg 1933. Einige Details auf den Bildern sprechen dafür, dass der Wagen noch fast neuwertig dasteht, wohl noch nie Opfer des Oldtimergewerbes wurde. Dagegen spricht - und das dürfte bisher alle Interessenten abgeschreckt haben - dass der Wagen 1982 aus Uruguay importiert wurde und seither nie gefahren ist. Aber wenn man es genau überlegt, so war 1982 noch eine recht harmlose Zeit, der Oldtimerboom begann Jahre später, und so ist die Chance recht gross, dass ich auf ein kerngesundes Auto stossen werde. Bericht folgt. Jedenfalls wäre es so eine grosse, schwarze Limousine im AlCapone-Stil. Möglicherweise ist das Fernsehen nicht ganz unschuldig, ich habe als Heranwachsender oft die alten schwarzweissen Folgen der "Unbestechlichen" um Elliot Ness gesehen. Nicht weniger beeindruckend fand ich das Finale des Films "Road to Perdition", auch eines Gangsterepos der Dreissiger aus aktueller Produktion. Besagte wundervolle Szene spielt sich in einer verregneten Häuserschlucht ab, wo Tom Hanks alias Sullivan auf äusserst stilvolle Weise einen ganzen Mafiaclan umnietet. Dabei sind nebst der beinahe poetischen Kameraführung auch zwei Requisiten erwähnenswert: die Tommygun und der Pierce-Arrow. Ein Stimmungsbild vom Schönsten...

Es ist schwer zu sagen, ob die momentane wirtschaftliche Stimmung ein Vorteil ist oder nicht. Vermutlich ist das Auto für einen lächerlichen Betrag zu haben, trotzdem habe ich meiner Frau wohlweislich noch nichts davon erzählt...

Mal schauen, was ich morgen abend zu berichten habe.

In der Zwischenzeit wünsche ich einen gepflegten Samstagabend,

Gruss, Oliver

Geschrieben

Ich bin ja trotzdem der Ansicht, dass meine Talente eher in Richtung Arsch abfrieren gehen. Das habe ich heute auch sehr ergiebig getan, jetzt sitze ich aber vor dem warmen Rechner, unser Zwerghamster pennt glücklich in meinem Ärmel und die Welt ist soweit eigentlich wieder ganz in Ordnung.

Bis auf ein dummes Detail: ich habe wiedermal ein Auto mehr...

Aber schön der Reihe nach. Vor rund einer Woche bin ich über ein Inserat im Internet gestolpert, wo ein 1932er Rockne 75 angeboten wurde. Rockne war eine der vielen kurzlebigen amerikanischen Automarken, dahinter verbarg sich eigentlich die Firma Studebaker.

Im Lauf der Jahre habe ich einen Instinkt für ausserordentliche Gelegenheiten entwickelt. Die wenigen Bilder im Internet liessen in mir den Verdacht keimen, dass der Wagen in einem ausgezeichneten Originalzustand dastehen könnte. Irgendwie erkenne ich sogar auf relativ schlechten Bildern, ob ein Lack alt oder aus neuerer Zeit ist. Die Nahaufnahme des Kühlers zeigte einen gesunden, aber mit den feinen Kratzern eines langen Lebens versehenen Chrom. Dazu die Geschichte, dass der Wagen vorgängig im mittlerweile wieder geschlossenen Musée Internationale de l'Automobile in Genf gestanden hat, zudem wie gesagt 1982 aus Uruguay importiert wurde.... Ich hatte mir das dann in meinen jugendlichen Phantasien so zusammengereimt, dass damals, vor dem grossen Oldtimerboom, nur wirklich aussergewöhnliche Autos aus Südamerika hierher verschifft wurden. Da die Marke Rockne zwar selten, aber halt weder bekannt noch gesucht ist, vermutete ich einen besonders guten Zustand...

Nun kommt aber der Hammer. Der Tacho steht bei 06350km...

Der Witz ist, dass da keine Ziffer vornedran fehlt. Der Wagen muss noch fast neu perfekt eingemottet worden sein. Der schwarze Lack ist noch der erste, glänzt fast wie neu wenn man ihn anpoliert, hat nur wenige Macken und sogar noch sämtliche goldenen Zierlinien drauf. Das Interieur ist mit einem unheimlich dicken Wollstoff ausgerüstet, der abgesehen von etwas Grauschleier noch kerngesund ist. Einzig im Dachhimmel hatte es wohl einige kleine Löcher, die säuberlich mit Flicken abgedeckt wurden. Fehlen tun an dem Auto einzig der Scheibenwischerarm und der Anlasser. Beides sollte sich eigentlich leicht finden lassen.

Neue Reifen habe ich auch schon eine ganze Auswahl gefunden, zwar doppelt so teuer wie originale Entenreifen, aber dafür auf Wunsch auch Weisswand. Sogar derselbe Typ, der vorher auch auf dem Fünfer war, ein optisch sehr schöner Firestone. Ich vermute allerdings, dass ursprünglich schwarze Reifen montiert waren und werde das wohl auch so handhaben.

Da der Verkäufer weit über Erwarten mit sich über den Preis reden liess, habe ich jetzt nicht nur eine stilvolle Mafialimousine, sondern auch noch genug Geld für einen Satz Reifen und zwei Jahre Tanken übrig.

Und weil der Wagen über keinen bekannten Namen verfügt und zudem nur eine langweilige Limousine ist, hatte sich offensichtlich innert eines ganzen Jahres niemand gefunden, der den Gegenwert einer mehrbesser restaurierten Ente dafür ausgeben wollte. Finde ich toll, echt !

Wer nun Befürchtungen hegt, dass der Fünfer jetzt deswegen in den Hintergrund treten wird, dem sei versichert, dass das wahre Opfer dieser Aktion wohl eher der Ponton sein wird. Je länger ich mich damit befasse, umso lieber wird mir die Vorkriegstechnik.

Damit ziehe ich mich in eine schlaflose Nacht zurück und wünsche

einen angenehmen Wochenanfang,

Oliver

Geschrieben

Weihnachten ist vorbei und der Bodenkontakt stellt sich langsam wieder ein. Die Vorbereitungen fürs nächste Kapitel laufen auch schon auf Hochtouren, diesmal wird es um die wichtigste Voraussetzung für alle Dreh- und Fräsarbeiten gehen: das Messen.

Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt für einen selbstkritischen Jahresrückblick...

2008 war ein besonders erfolgreiches Jahr in Bezug auf die Mineralölvernichtung. Meine verschiedenen Zerknalltreiblinge haben mir dieses Jahr kaum ernsthafte Sorgen bereitet, und der Fünfer geniesst jetzt offiziell den Titel "zuverlässigstes Fahrzeug von allen". Das Rezept dafür ist denkbar einfach, es besteht darin, dass damals vieles, was später regelmässig kaputtging, noch nicht erfunden war.

Mein Verhältnis zur sogenannten Oldtimerszene entspannt sich übrigens etwa in dem Mass, in dem Spielzeugautohändler an Teilemärkten Überhand nehmen. Dieses Jahr musste ich mich allerdings schon recht zurammenreissen, um nicht dauernd im falschen Moment zu grinsen. Ob ich das nochmal so hinkriegen werde....? Jedenfalls hat diese Ansammlung wilder Gestalten, fast alle mit schweren Lederjacken voller Spuren eines bewegten mobilen Lebens, viel unkontrollierter Gesichtsbehaarung und feuchtem Blick, mich zutiefst bewegt - wie sie sich vor den Ständen mit den Spielzeugautos drängelten.

Auffallend war auch, dass an diesen Märkten kaum je Frauen und Kinder auftauchen. Das ist bei meinem Anhang nicht anders, allerdings ist das kein Grund sich zu grämen. Es wäre mir weitaus unangenehmer, wenn unser Sohn sich mit seinen dreizehn Jahren mehr für Vergaser als für Mädels interessieren würde.

Gestern lud ein strahlend blauer Himmel zum blödsinnigen Herumfahren ein. Da ich die wenigen Verwndten hier in der Gegend längst erfolgreich vergrault habe, lag kein Schatten eines Verwandtenbesuchs über dem ganzen herrlichen Wintertag. Und so packten wir uns warm ein und machten uns auf den Weg nach Nirgendwo. Zwei Wollpullover, eine Jacke und darüber ein Mantel, Handschuhe und einen Schal um die Ohren, damit sollte es sich aushalten lassen. Ein kräftiger Nordwind sorgte dafür, dass die ohnehin schon unter dem Gefrierpunkt liegende Temperatur noch kälter empfunden wurde.

Und so holperten wir mal wieder über drittklassige Feld- und Waldwege und zogen dabei einen weiten Kreis in der Landschaft. Der strahlende Sonnenschein verführte uns schon recht bald zum Öffnen des Verdecks. Wesentlich kälter wurde uns deswegen nicht, jedenfalls nicht bis der Wind uns dann von der Seite in die Ohren pfiff. Um die Authentizität der Fahrt dann noch auf die Spitze zu treiben, lagen mehrmals umgeknickte Bäume im Weg, die es dann zu umfahren galt. Dabei musste ich dann feststellen, dass die elf Pferdestärken des Fünfers wohl eher nicht ausreichen würden, ihn aus eigener Kraft aus einem Loch zu ziehen, darum ersparte ich uns Experimente auf Äckern und nahm den längeren Umweg.

Im Wald trifft man trotz Fahrverbot oft auf gutgelaunte Spaziergänger. Das erhöht die gefühlte Geländegängigkeit des Fünfers ungemein. Er wird auch an Orten gern gesehen, wo ein moderner Geländewagen längst von wütenden Spaziergängern mit Rauhfaserdackeln beworfen würde. Die einzigen, die ihn regelmässig mit bösen Blicken strafen, sind die vielen Reiter in unseren Wäldern. Dabei fahre ich immer in Schleichfahrt, wenn ich einem Pferd begegne. Seit der unseligen Geschichte mit dem Alphorn und dem Reiter bin ich sehr vorsichtig und werde mich wohl frühestens nach Ablauf der Verjährungsfrist wieder mit einem Alphorn in unseren Wald wagen.

Aber ich schmiede gleichzeitig auch böse Pläne.... Wir haben hierzulande recht saubere Strassen, dank Robidog, einem nicht mehr aus dem Schweizer Strassenbild wegzudenkenden grünen Sammelkastens für Hundescheisse. Diesem Gerät verdanken wir nebst sauberen Strassen auch manch lustigen Moment, Nichthundehalter schauen immer besonders interessiert zu, wenn Hundehalter mit gezieltem Griff in die Scheisse....ähm...und wehe, einer greift nicht !

Jedenfalls ist der Robidog patentiert, der Robiross aber noch nicht...

fröhliche Grüsse aus dem grauen Süden,

Oliver

Geschrieben

M11x1, Gewindeaussendurchmesser 10,8mm...

So heisst mein sonntägliches Ärgernis. Nach zwei Tagen Gebastel habe ich nämlich immer noch kein derartiges Gewinde in meinen Lagerkonus geschnitten. Dafür aber schon zweimal Scheisse gebaut. Und das nur, weil ich keinen Innengewindestahl in der passenden Grösse habe. Was macht man in solchen Fällen ? Keine Frage, man bastelt sich selber einen schönen Gewindebohrer, härtet diesen anschliessend und schneidet fröhlich in einem Durchgang das gewünschte Gewinde. Das klingt so einfach wie es wäre...wenn es da nicht die üblichen Hindernisse gäbe. Den ersten Gewindebohrer habe ich verbockt weil ich meinem Materiallager vertraut habe. Schliesslich stellte sich dann aber heraus, dass sich eine Stange rostfreier Stahl ins Lager vom Silberstahl geschmuggelt hatte, und genau die hatte ich erwischt. So habe ich äusserst liebevoll aber umsonst einen weichen Gewindebohrer gebastelt, die Enttäuschung nach dem Härten war recht herb. Beim zweiten Mal war die Ausführung dann etwas weniger liebevoll, und siehe da...es hat auch nicht geklappt. Jetzt ist mir das Spiel zu blöd und ich besorge mir einen geeigneten Innengewindestahl, mit dem ich das Gewinde direkt in den neuen Lagerkonus meines alten Motorrads schneiden kann.

Typisch daran ist allenfalls wiedermal die Tatsache, dass in einem unsichtbaren Teil wie einem Lagerkonus schliesslich zwei Tage Arbeit stecken...und die grosse Klappe, mit der ich verkündete, eben "mal schnell" einen neuen Lagerkonus zu bauen.

Autofahren ist heute leider eine recht profane Tätigkeit, und die Tatsache, dass es bis vor hundert Jahren noch ein grosser Menschheitstraum war, scheint längst vergessen. Die Ausstattung moderner Autos übertrifft diejenige menschlicher Behausungen um ein Weites. Der moderne Fahrer geniesst selbst in einem billigen Kleinwagen mehr Komfort als der Fahrer eines Luxuswagens der Vorkriegsära. Den Reiz der Fahrmaschine bieten moderne Autos aber nicht. Erheblich schuld daran ist die Erfindung des Silentblocks, also der Gummipuffer zwischen Antrieb und Karrosserie. Dies wurde mir bei meiner letzten Fahrt mit dem Fünfer bewusst, als ich einige Tests im Schnee unternahm. Das Festfahren gehörte übrigens nicht dazu, wahrscheinlich sind die Räder dafür schlicht zu gross.

Der Fünfer war eindeutig kein Reisewagen. Dafür ist er zu klein und hat zuwenig Leistung. Mit zwei Personen an Bord und etwas Gepäck dürfte ein Fünfer damals selbst für Pferdegespanne ein Hindernis gewesen sein. Ich erinnere mich dabei an die Steigung auf den Horben, wo ich alleine im Auto sass, ohne Gepäck, und dachte: jetzt ein Kasten Bier im Heck, und ich würde nicht raufkommen. Ich hatte mich sozusagen von einer Zündung zur nächsten den Berg hinaufgehangelt. Und auch wenn der Motor bei dampfmaschinenartig niedrigen Drehzahlen noch arbeitet, er überhitzt dabei nur blödsinnig.

Das Revier des Fünfers ist eindeutig die Stadt. Für die innerorts gefahrenen Geschwindigkeiten ist seine Motorisierung völlig ausreichend, und dank seiner Dimensionen findet sich immer irgendeine Parklücke. Der Stauraum ist für den städtischen Einsatz völlig ausreichend, viel mehr als die berühmten zwei Kästen Bier lässt sich aber nicht mitnehmen.

Diese Beschreibung passt auch auf ein weitaus moderneres Fahrzeug....den Smart. An sich ein recht schräger Vergleich, aber vom Stellenwert in der automobilen Gesellschaft her gesehen durchaus zulässig, finde ich. Selbst in punkto Verbrauch sind sich die beiden recht ähnlich... Sollte das einem jetzt zu denken geben ?

Klar, so ein Smart bietet sicherheitstechnisch gesehen ein besseres Fahrgefühl, kann auch auf der Autobahn mithalten, und er ist halt einfacher zu fahren und komfortabler. Zudem ist das Fahren damit so anspruchslos, dass die meisten sich aus purer Verzweiflung ein Radio einbauen lassen. All diese Vorteile erkauft man sich aber durch Inkaufnahme eines gigantischen Rückschritts, der sich darin äussert, dass Smart nicht in derselben Farbe wie Dixiklos erhältlich sind. Zu gross wäre die Verwechslungsgefahr.

Ich bin recht froh, dass mich kein langer Arbeitsweg dazu zwingt, mich auf moderne Autos angewiesen zu wähnen. Die zwanzig Meter über den Hof mache ich locker mit dem Fahrrad, schon nur aus gesundheitlichen Gründen.

Dies mein Wort zum Sonntag, heute zum Thema Design oder Nichtsein,

Gruss,

Oliver

Geschrieben

Nix Rockne....

Dafür eine Geschichte mit dem seltsamen Gerüchlein, das Typen wie mich zuverlässig in die Flucht schlägt. Bis gestern mittag war eigentlich alles so wie es abgemacht war. Die Lieferadresse nochmals bestätigt, viel Geld bereitgelegt zur vereinbarten Zahlung bei Übergabe, eine vorausgehende Überweisung hatte der Verkäufer ja abgelehnt.

Dann die Überraschung heute morgen beim Kontrollanruf, ob der Transport schon unterwegs sei: er habe mich gestern abend um elf noch unbedingt anrufen wollen, ich sei aber nicht drangegangen. Und so habe er das Auto jetzt wieder zur Auktion ins Internet gestellt.

Dazu dann noch einige eigenartige Sprüche von wegen er habe keine Eile, das Auto zu verkaufen. Die Auktion hatte er allerdings schon um neun gestartet.

Irgendwie kommt mir die ganze Geschichte mittlerweile recht eigenartig vor und die Einsicht keimt, dass es möglicherweise ja besser so ist. Und wenn es sich dann irgendwann herausstellen sollte, dass ich dabei eine grossartige Gelegenheit verpasst habe....nun, davon habe ich noch einige mehr zu bieten.

Dafür hat die Geschichte mit dem Lagerkonus endlich geklappt, das Rad dreht sich wieder.

Und dann gehts heute abend gleich weiter mit dem Frisieren des Fünfers. Der Zylinderkopf harrt seiner Fertigstellung und ich bin ja schon unheimlich gespannt...

erleichterte Grüsse,

Oliver

Geschrieben

Heut hab ich mir die Ohren

im Fünfer abgefroren....

Wo findet man einen Rettungsschweisser ? Diese Frage stellte sich mir heute, nachdem ich den schnellen Zylinderkopf des Fünfers mal auf seine Dichtheit geprüft habe. Der hatte nämlich irgendwann in seiner Geschichte mal etwas zu kalt gekriegt und weist eine fette Schweissnaht eines Reparaturversuchs auf. Sogar eine fingerdicke, aber leider trotzdem undichte. Eigentlich hatte ich mir ja schon eine Variante ausgedacht, wie ich ums Schweissen herumkommen könnte. Meine Schweisserfahrungen genügen zwar um Stahlkonstruktionen sauber zu schweissen, aber das Schweissen von Gusstahl stellt da etwas höhere Anforderungen.

Also habe ich mich mal auf die Suche nach einem Rettungsschweisser gemacht. Die Suche in den üblichen Verzeichnissen ergab keine Treffer, aber da ich sowieso noch einige Fragen betreffend einer alten Gasbuddel mit unserem Gasheini zu klären hatte, und da das Wetter heute sensationell blau war, wählte ich das passende Fahrzeug. Wie erwartet kramte der Gasheini nur kurz in seinem Hinterkopf rum und nannte mir dann sofort den nächstgelegenen Kunstschweisser. Zum Dank durfte er mir dann noch beim Ankurbeln zusehen.

Der Rettungsschweisser entpuppte sich dann als sehr netter Mensch, der es sogar schaffte, seine anfänglichen Zweifel recht gut zu verbergen. Nachdem ich ihm das vor seiner Werkstatt stehende Auto dann gezeigt hatte und ihm das Dilemma mit der Aerodynamik erklärt hatte, fasste er Mut und versprach mir, sich wohlwollend meines Zylinderkopfs anzunehmen. Beim weiteren Belabern einigten wir uns dann noch drauf, dass der Kopf anschliessend noch einige Stunden lang bei 500°C herumliegen sollte, um etwaige Spannungen abzubauen. Jetzt suche ich schonmal nach einem geeigneten Ofen. Aber ausser dem von der Pizzeria hier fällt mir gerade nichts ein. Mal sehen...

Und um aufs Thema zurückzukommen: mit einem Fünfer sind schnelle Kurven und Bahnübergänge nichts für schwache Nerven...und Hände. Zum blödsinnigen Rumheizen nehme ich dann doch lieber die Ente...

fröhliche Grüsse ausm blauen Süden

Oliver

Geschrieben

Wir schweissen das Ding mit Nickelzusatz, schön vorgewärmt und unter Schutzgas. Die Belastung auf dem äusseren Wassermantel eines Zylinderkopfs dürfte unvergleichlich geringer sein als bei einem mechanisch beanspruchten Teil. Die thermische Belastung ist weitaus harmloser als man auf den ersten Blick vermuten würde, wenn die 120° mal überschritten werden ists sowieso nicht mehr gut. Die mechanische Belastung hält sich dank niedriger Verdichtung und sparsamer Motorleistung ebenfalls in sehr engen Grenzen, auch bei der anvisierten Mehrleistung.

Da Pizzaofenbesitzer anscheinend eine Abneigung gegen Zylinderköpfe haben, werde ich mir wohl mal viel Mühe geben und mich mit einer Töpferin anfreunden. Nur: wo findet man die ? In meiner Welt tauchen die nie auf...

Um den Samstagnachmittag stilvoll zu begehen, werde ich gleich den Fünfer ankurbeln und mich auf den Weg machen. Mein alter Röhrenverstärker sollte mittlerweile fertigrepariert sein und harrt womöglich seiner Abholung.

fröhliche Grüsse

Oliver

Geschrieben

Mahlzeit !

Die einzigen, die meinem Auto vorurteilsfrei gegenüberstehen, schlafen regelmässig auf dem Beifahrersitz ein. Wer also einen Weg sucht, seine Kinder gelegentlich sanft zu narkotisieren, dem sei ein altes Auto nahegelegt. Dass Kinder beim diskreten Gegrummel des Pontonmotors sanft einschlafen bin ich mir ja gewohnt. Die weichen Federkernsitze laden ja auch zum Knacken ein. Die Geräuschkulisse und das Innenklima eines Fünfers im Januar hingegen entsprechen nicht ganz dem, was man normalerweise seinem Kind zum Einlullen zumutet. Aber Kinder scheinen ja vieles anders zu sehen als wir...eine Fähigkeit, um die ich sie beneide. Jedenfalls hat es auch heute nicht lange gedauert, bis unsere fünfjährige Tochter sich von der Federung des Fünfers in den Schlaf schaukeln liess. Zuvor hatte sie allerdings noch den Wunsch geäussert, ich möge das Dach öffnen. Mit hochgezogenen Seitenscheiben genügte die Januarsonne dann auch, um den Innenraum auf angenehme Temperaturen zu bringen.

Allerdings hat unsere Kleine den besten Teil verschlafen. Wir sind ja fast nur auf geschotterten Schleichwegen gefahren, die jetzt gegen Ende des Winters voller saftiger Pfützen und dergleichen sind. Dementsprechend "gebraucht" sieht der Fünfer im Moment gerade aus, und ich werde mich hüten, ihn so schnell wieder zu entschlammen. Immerhin sind damit die Vorbereitungen für die kommende "Saison" schon zur Hälfte erledigt.

Die andere Hälfte betrifft den Zylinderkopf, den ich in den nächsten Tagen abholen kann.

Gestern im samstäglichen Shoppingverkehr setzten wir einen angenehmen Kontrapunkt zum in unserer Gegend üblichen Gewimmel von Geländewagen, wobei ich mich ja schon enorm freute, dass wir selbst im schwierigen Terrain einer zentralschweizerischen Innenstadt mit all den Boliden mithalten konnten, ohne je steckenzubleiben.

Leider war mein alter Röhrenverstärker noch nicht fertig. Irgendwie hatte ich den Zug mit den CDs ja verpasst. Nicht aus Mangel an gutem Willen, ich hatte sogar einen 10-fach CD-Wechsler im Kofferraum meiner Ente. Aber irgendwie konnte ich mich mit den silbernen Scheiben nie richtig anfreunden, unterstützt wurde diese Haltung noch durch regelmässige Defekte an den Abspielgeräten.

Im Fünfer hat der Gedanke an musikalische Unterhaltung kaum eine ernsthafte Chance. Am ehesten käme noch ein Koffergrammophon in Frage. Aber wenn man sich schon mal auf eine Unterbrechung der Fahrt einlässt, so geniesst man dann doch lieber die Ruhe. Andererseits bietet die Geräuschkulisse der Mechanik dem Liebhaber ein Klangspektrum, das ebenso unterhaltsam ist wie die beste Radiosendung. Und weitaus notwendiger, denn der akustische Kontakt zur Maschine ist bei älteren Autos recht wichtig. Ein Satz guter Ohren ist beispielsweise für den schmerzfreien Gangwechsel absolut unerlässlich.

Abschliessend noch ein Tip für diejenigen, die sich mit dem Gedanken an ein Vorkriegsfahrzeug tragen: Ich beobachte den Markt recht intensiv und stelle in letzter Zeit einen ausgesprochen schrauberfreundlichen Preiszerfall fest. Das Ende ist momentan noch nicht abzusehen, schon heute würde man leichter an einen neuwertigen Jaguar E-type herankommen als damals zu seiner Zeit. Und mittlerweile tauchen auch interessante Raritäten im unteren Preissegment auf...mal sehen, was die Zukunft bringt.

Eine Voraussetzung dafür wäre in meinen Augen allerdings eine gewisse Vernetzung im Hintergrund, die es ermöglicht, Wissen und Adressen jederzeit für jedermann abrufbar zu halten. Also eigentlich genau das, was man so als Internetforum bezeichnen würde...

Allerdings ist es leider so, dass ich bisher noch keine wirklich ansprechende Seite gefunden habe, meistens stehen im Hintergrund recht handfeste Interessen, die sich seltsamerweise keineswegs mit den von mir formulierten decken.

Aus meiner Sicht würde ich jedenfalls eine teilweise "Blechpiratisierung" der Oldtimerszene sehr begrüssen.

Und so kommt wieder einmal eines meiner donnernden Worte zum Sonntag zum wohlgelittenen Ende,

fröhliche Grüsse dazu

Oliver

Geschrieben

Heute mal wieder einen Arsch gelacht....

Aber schön der Reihe nach. Einige Probleme mit meiner privaten Entwässerungsanlage hatten mich kurzfristig ausser Betrieb gesetzt. Das Angenehme daran ist, dass ich mittlerweile über mehr Erfahrung mit solchen Problemen verfüge als die mit der Reparatur betrauten Klempner. Als ich mich nach eintägiger Abwesenheit abends vorsichtig der Werkstatt näherte, stellte ich nichtsahnend ein unbekanntes Fahrrad im Eingang fest. Es gelang mir auch, mich beinahe daran vorbeizumogeln, noch dachte ich, dass es das Fahrrad eines Besuchers sei. Dann musste ich aber feststellen, dass das Gerät irgendwie eigenartig aussah. Im Halbdunkel des Werkstatteingangs fand ich dann ein Luxussportrad Baujahr 1937 mit einem gewaltigen Getriebe im Tretlager. Letzteres war wohl der Grund fürs Auftauchen vor meiner Werkstatt, die Innereien lagen sauber durchmischt in einer Plastiktüte bei...

Als ich das Ding dann ans gnadenlose Licht der Werkstatt gebracht hatte geriet ich beinahe in Verzückung. Ich erinnerte mich an Zeiten, wo ich quer durch die ganze Schweiz gefahren bin, wenn ich von einer derartigen Rarität hörte, die zu haben war. In meiner Sammlung hat es mittlerweile einige Getriebefahrräder, aber noch nie bin ich so leicht zu einem gekommen wie diesmal. Der Witz an diesen Fahrrädern ist, dass zwecks Umgehung der damals schon seit Jahrzehnten bekannten Dreigangnabe ein erstaunlich aufwendiges und schweres Getriebe im Tretlager eingebaut wurde. Ihre Blütezeit erlebten diese Geräte kurz vor dem zweiten Weltkrieg, und originellerweise hat sich deren Herstellung für keinen einzigen Hersteller je gerechnet. Das Exemplar vor meiner Werkstatt wurde 1937 von der Bieler Firma Cosmos hergestellt und mit einem Zasto-Vierganggetriebe ausgerüstet. Dieses bedingte einen speziellen Fahrradrahmen mit einem grossen Getriebegehäuse anstelle des Tretlagers, sowie einigen zusätzlichen Halterungen für den Gangknüppel. Wie ich gerüchteweise in Erfahrung bringen konnte, ist die Firma Cosmos dank dieses Fahrrads damals beinahe in Konkurs gegangen. Netterweise verbarg sich unter dem Staub ein recht gut erhaltener Originallack. Darüber bin ich besonders froh, weil Fahrräder jener Epoche mit vielen Kunstgriffen recht bunt lackiert wurden. Meines hat als Grundton olivegrün und darüber sowohl eine von rot ins beige auslaufende flächige Verzierung als auch eine weisse Linierung. Eine Stunde vorsichtigen Herumpolierens zeigte, dass sich da mit etwas Arbeit durchaus etwas draus machen lässt.

Als neurotischer Schrauber konnte ich natürlich nicht umhin, zuerstmal herauszufinden, warum das Getriebe zerlegt in der Plastiktüte lag. Durchaus nicht grundlos, wie sich schnell zeigte. Die Kugellager liessen sich weder bewegen noch demontieren, die Zahnräder waren mit Rost verkrustet. Dies stand eigentlich in ziemlichem Gegensatz zum restlichen Zustand des Fahrrads, selbst die Trommelbremsen sind noch leichtgängig. So vermute ich, dass da irgendeine Untat dahintersteckt, denn von selber füllt sich so ein Getriebe nicht mit Wasser.

Festgerostete Kugellager, selbst in Sacklöchern, sind heute kein ernsthaftes Hindernis mehr für mich. Eher ein Problem stellt die damals anscheinend übliche Kugellagergrösse von 17x39x9mm dar, solche Lager sucht man vergeblich in den Katalogen der Hersteller. Der Zufall wollte es aber, dass ich vom letzten Fahrradgetriebe, das ich instandgestellt hatte, noch ein solches Lager übrig hatte. Das und drei neuerstandene Lager passender und erhältlicher Grösse sorgen jetzt für einen runden Lauf.

Leider weisen auch die Zahnräder einige Rostnarben auf, der Lauf wird wohl nicht mehr ganz so ruhig wie er mal war. Aber so wie es aussieht, werde ich nächste Woche mit einem schnellen Viergänger von 1937 wiedermal herausfinden, warum ich motorisierte Fahrzeuge bevorzuge...

Für den Fünfer habe ich mir auch etwas einfallen lassen. Vor einiger Zeit hatte ich zwei monströse Richtungsanzeiger erwähnt, die ich mit einer passenden LED-Beleuchtung versehen wollte. Das ist mir mittlerweile gelungen, das Resultat überzeugt allerdings vorerst nur bei Dämmerlicht. Wenn die Sonne draufscheint sieht man nichts von der Beleuchtung. Also werde ich die Anzahl der LEDs halt verdoppeln. Montieren werde ich die beiden Kästen dann stilvoll beidseits des hinteren Kennzeichens.

Der Zylinderkopf ist leider noch nicht geschweisst, der Rettungsschweisser hat zuviel um die Ohren. Er sollte aber bis nächsten Dienstag fertig werden, denn danach geht er in den Urlaub. Ich stehe jedenfalls schonmal in den Startlöchern für die Montage und freue mich schon aufs Anpassen der Vergaserdüse.

Abschliessend noch zum Lacher des Tages. Mein Kollege Kugellagerhändler ist selber auch begeisterter Liebhaber alter Autos. So hat er unser regionales "sunday morning meeting" organisiert, ein monatliches Oldtimertreffen, das sich im Lauf der Jahre zu einem echten Publikumsmagneten entwickelt hat.

Heute gestand er mir, dass es sein grosser Traum sei, auch einen Vorkriegswagen zu besitzen. Als ich ihm daraufhin entgegenete, dass daran eigentlich kein Mangel bestünde, meinte er, dass die alle so teuer seien. Was bei mir natürlich eine ganze Flut an Einwänden ausgelöst hätte, wenn da nicht seine Worte gewesen wären....er suche einen kleinen Rennwagen, sowas wie einen Lagonda oder so, damit er beim Klausenrennen mitfahren könne.

Ich hatte mir mein Lachen dann aber doch verklemmt und ihm gesagt, dass ich selber von einem Auto der Marke Voisin träumen würde - fahren aber einen Fünfer. Den kann ich mir nämlich gut leisten. Seinen Hinweis auf die erwünschte höhere Motorleistung konnte ich wie üblich in solchen Momenten mit dem Hinweis abschmettern, dass im Fünfer 60km/h sich grenzwertiger anfühlen als 200km/h in einem modernen Fahrzeug. Aber wie fast immer in solchen Momenten war mein Gegenüber rationalen Argumenten nicht zugänglich, und so träumt er weiter - und ich fahre.

Und das werde ich morgen wiedermal ausgiebig tun...

fröhliche Grüsse

Oliver

Geschrieben

Hallo auch,

ich schreibe lieber, dafür lese ich weniger.... Allerdings muss ich gestehen, dass ohne die vielen Ermutigungen hier im Forum dieser Thread wohl schon längst das Zeitliche gesegnet hätte. So gesehen könnte man schon beinahe von einer Symbiose reden. Als ich diese Geschichte vor bald zwei Jahren gestartet habe, wollte ich ja eigentlich nur mal vorsichtig die Szene sondieren, ob es noch mehr solche "Fälle" wie mich gibt. Zum mangelnden Echo gesellte sich dann auch recht schnell die herbe Erkenntnis, dass der Fünfer sich absolut nicht zum Aufreissen von wilden jungen Frauen eignet.

Für Ausflüchte war es da aber schon zu spät und so begann ich mein Automobilistenleben an der Untergrenze der Alltagstauglichkeit. Ich hege mittlerweile ordentlichen Respekt für die Geduld meiner Zeitgenossen, die ich besonders in Steigungen recht oft auf eine harte Probe stelle. Selbst wenn ich wiedermal bei 10km/h in den ersten Gang zurückschalten muss....

Heute war hier Hochnebel, graues Einerlei bei -2°C. Also ideales Wetter für einen Ausflug, der mich knappe 40km weit und über einen der hier unvermeidlichen gröberen Hügel zu einem lieben Kumpel führte. Übrigens einer der ganz wenigen Fälle, die sich das zum Auto passende Haus gekauft haben.

Den Hinweg nahm ich gemütlich, soweit die häufigen Steigungen nicht ohnehin dazu führten. Die grosse Landstrasse, den direkten Weg also, vermied ich soweit möglich. Hier dürfte der Verkehr an einem Samstagnachmittag doch zu rege sein. Die Steigungen konnte ich dann auf weniger befahrenen Nebenstrassen absolvieren...wobei das ja ein schöner Ausdruck ist. Nach kilometerlangem Fahren im ersten Gang erreichte ich dann endlich die Kuppe des Hügels auf ca. 800m Höhe und genehmigte mir eine kurze Pause. Als der Motor nach dem Ausschalten der Zündung und einigen Rülpsern Ruhe gab, stellte ich anhand eines dauernden Pfeiftons in meinen Ohren fest, dass das Getriebe im ersten Gang und bei geschlossenem Verdeck das Fahren auf Bergstrecken zu einem Spass für ganz harte Weicheier macht.

Klimatisch hatte ich die Wahl zwischen kalten Füssen und einem kalten Kopf. Bei offenem Verdeck wäre zwar etwas warme Luft vom Motor in den Fussraum gelangt, aber die ersten Erfrierungserscheinungen an den Ohren bewogen mich, dann doch lieber geschlossen weiterzufahren. Nun zog ein unangenehmer kalter Luftstrom durch den schmalen Spalt zwischen den beiden Frontscheibenhälften und wickelte sich logischerweise genau um meinen Schädel.

Diesem Problem konnten wir dann nach einer Tasse Kaffee bei meinem Kumpel auf einfache Art Herr werden. Dazu nötig war lediglich eine Rolle Klebeband, also das Hilfsmittel, das man als alter Entenfahrer eigentlich immer dabei haben sollte. Jetzt weiss ich, dass man das Innenraumklima im Winter durch den Einsatz von 2m Klebeband ausgesprochen positiv beeinflussen kann.

Für den Rückweg hatte ich mir dann die beginnende Abenddämmerung ausgesucht, zumindest war das bei der Abfahrt so. In Anbetracht meiner beeindruckend starken Beleuchtung fühlte ich mich dabei irgendwie etwas unwohl, so mit dem Standlicht auf unseren Landstrassen. Ich werde wohl nicht umhinkommen, mir etwas einfallen zu lassen, um die Beleuchtung etwas "langstreckentauglicher" hinzukriegen. Ein Teil davon dürfte der Einbau von LED-Leuchten in die Rücklichter sein. Lassen wir die Gedanken mal einige Nächte kreisen...wobei ich lustigerweise vor demselben Dilemma stehe, wie unsere Gesellschaft insgesamt: Energie sparen oder weitere Kraftwerke bauen.

So gegen sechs erreichten wir dann die heimische Garage. Meine Füsse spürte ich nicht mehr vor Kälte, aber dafür habe ich wiedermal das Gefühl, eine richtige Fahrt unternommen zu haben. Und heute sogar ganz ohne Zusammenschiss, im Gegensatz zu letzthin, wo mich ein richtiger Oldtimerliebhaber zusammenschiss, weil ich im Winter mit so einem Auto herumfahre...

Zur Info: Der klimatechnische Unterschied zu den neumodischen Karren ab den 40 Jahren zum fünfer liegt darin, dass der Fünfer gar keine Heizung hat und dass in ihm selbst bei geschlossenem Verdeck heftiger Durchzug herrscht. So spätestens nach einer Stunde bei Minusgraden ist auch das grösste Hartei restlos weichgekocht und freut sich ungemein über einen heissen Kaffee am Kachelofen. Das dürfte allerdings auch eines dieser authentischen Gefühle sein, die ich ja immer zu suchen scheine.

fröhliche Grüsse, müde...

Oliver

der mit dem Fünfer hüpft

Geschrieben

Heute konnte ich endlich den Zylinderkopf vom Schweisser abholen. Mit spürbarem Fortschritt, er schifft jetzt nicht mehr wie eine Giesskanne aus der Schweissnaht, sondern tropft nur noch. Der professionelle Kommentar zu dem leider nicht ganz billigen Spass: Mist !

Hilft also nichts, wenn ich mir nicht selber helfe. Weitere Experimente, die die kunstvoll auf den von üblen Lunkern geplagten Guss aufgetragene Schweissraupe strapazieren könnten, werde ich tunlichst unterlassen. Die maximale Betriebstemperatur im Wassermantel eines Zylinderkopfs sollte im Normalbetrieb eigentlich nie ernsthaft über 100° ansteigen, also steht einer Lösung mit einer teilweisen Innenbeschichtung nichts im Wege. Jetzt gilt es nur noch, ein dünnflüssiges, wasser- und hitzefestes Epoxydharz zu finden. Wenn ich einen Pümpel geschickt zweckentfremde, könnte ich sogar von aussen Vakuum ansetzen. Mal schauen was sich ergibt.

frohe Grüsse,

Oliver

Geschrieben

Ich kann gar nicht anders....drum auch der vorgängige Warnhinweis betreffend des Suchtpotentials von Vorkriegsautos.

Heute habe ich bereits den fünften Zusammenschiss kassiert, weil ich bei "schlechtem" Wetter mit dem Fünfer unterwegs war. Eigentlich hatte es nur einige gelangweilte Schneeflocken in der Luft und ich entgegnete, dass Rost als automobiles Konstruktionselement erst 1932 eingeführt wurde. Dafür auch ein schönes Kompliment bekommen: ich solle mein Auto mal waschen...

Der liebe "schnelle" Ricardo-Zylinderkopf mit seinem Frostriss macht mir immer noch einige Sorgen. Vor dem Schweissen schiffte er wie eine Giesskanne, jetzt wie eine Dusche. Ich habe mir vorhin eine Vorrichtung gebastelt, um den Kopf wasserdicht aufzuspannen und dann eine spezielle Gülle eingefüllt, die gerade dazu dienen soll, solche Haarrisse zuzusauen. Hoffentlich klappt das. Mein Nachbar hat eine Datsunwerkstatt, einen gesunden Humor und viel Erfahrung mit modernen BMWs, wo anscheinend dieselben Probleme sogar ohne Frosteinwirkung erreicht werden können. Soll mal keiner sagen, dass moderne Autos nicht fortschrittlich sind ! Jedenfalls hat er zielsicher ins Regal gegriffen und mir eine recht eigenartige Dose mit einem Kühlerdichtmittel in die Hand gedrückt. Die musste vor Gebrauch lange geschüttelt werden, dann aufgerissen und in einen Kühler geschüttet. Dann sollte man den Motor noch eine Viertelstunde laufen lassen, bevor man die Gülle wieder ins Biotop schickt. Da zwischen Motor und Zylinderkopf momentan etliche Meter liegen, habe ich das Erwärmen mit zwei Heissluftföns simuliert. Um den Eindruck zu vervollständigen habe ich das Ding dann noch mehrfach geschüttelt und jetzt warte ich bis die Viertelstunde morgen früh fertig ist.

Morgen werde ich mehr wissen...wenns geklappt hat, kommt noch die Probe, ob der Kopf nach dem Schweissen noch plan ist, wenn ja, dann werde ich recht bald die ersten Rennen gegen Bürostühle angehen.

Wird fortgesetzt ! Aber hallo !!!

Gruss,

Oliver

Geschrieben

Das mit dem Zylinderkopf wird schon. Da mache ich mir wenig Sorgen. Und wenns dann doch nicht klappt, fällt mir sicher wieder was ein...

Ich war in der Zwischenzeit nicht untätig, woher auch...! So habe ich in einem ersten Schritt ein zeitgenössisches drittes Bremslicht hergerichtet. Ein Accessoire, das moderne Autos von abwrackprämiengefährdeten Fahrzeugen unterscheidet, jedenfalls oft. Und so wollen wir am Reigen des Fortschritts teilhaben, solange es sinnvoll erscheint, und darum musste das dritte Bremslicht dran.

Man könnte ja einwenden, dass das nicht stilecht sei, aber weit gefehlt ! Vor etlichen Jahren pflückte ich mir aus irgendeiner Flohmarktkiste eine kleine Stopleuchte. Die sieht aus wie ein uraltes Motorradrücklicht zum an den Rahmen klemmen, ist mit 40mm Durchmesser auch nicht gerade gross geraten, aber sie hat ein rotes Glas mit darauf erhaben angebrachten, weissen Glasbuchstaben STOP. Das Ding dürfte auch so aus den Zwanzigern stammen und hat die Zeit glücklicherweise recht gut überstanden. Die habe ich jetzt endlich mal aufpoliert und mit einem selbstgebastelten Einsatz mit LEDs ausgestattet. Jetzt ziert das Ding die Mitte des Fahrzeughecks und macht in meinen Augen ungemein viel her. Und bei Nacht würde man ihr Leuchten sogar recht gut wahrnehmen. Aber auch in diesem Punkt soll sich der Fünfer nicht hinter seinen moderneren Kollegen verstecken müssen: auch hier lassen sich absolut sinnlose technische Verbesserungen mit viel Liebe zum Detail durchführen. Der dazu nötige Aufwand ist allerdings kleiner.

Apropos Aufwand. Man redet ja sehr viel von der armen Autoindustrie und deren Unfähigkeit, wirklich energieeffiziente Fahrzeuge zu bauen.

Ich kann mir mittlerweile eine recht gute Vorstellung davon machen, wieviel Handarbeit und wieviel maschinelle Arbeit zur Herstellung eines Fünfers nötig war. Der grosse Fortschritt beim Einstellen der Produktion des Fünfers war ja die Einführung der Ganzstahlkarrosserie bei Citroën. Damals dürften sowohl etliche Stellmacher arbeitslos geworden sein, wie auch die Stromrechnung bei den Autofabriken plötzlich anstieg. Der Fünfer jedenfalls wurde noch mit recht wenig Energieaufwand hergestellt, es finden sich beispielsweise keine Schweisstellen am ganzen Auto. Dafür hat es einige Nägel. Zudem mussten seine wenigen Rohstoffe nicht mehrfach um die Welt geschickt werden, bis sie in brauchbarer Form in der Fabrik ankamen. Darin unterscheidet er sich ungemein von seinen modernen Kollegen, abesehen von der Tatsache, dass er in seinen 85 Jahren nur einmal gebaut werden musste. Und wohl schon einer ganzen Reihe von Fahrern ungemein Spass gemacht hat. Die Spuren davon sind an dem Auto allgegenwärtig. Ich vermute mittlerweile, dass der direkte Energieaufwand zur Herstellung eines Fünfers sich unterhalb von 15% des zur Herstellung eines modernen Autos nötigen Aufwands bewegt. Würde man zudem den indirekten Energieaufwand für die Herstellung moderner Polymerwerkstoffe und Metallegierungen in Betracht ziehen, dann wäre der Fünfer fast unschlagbar. Wenn da nicht seine Neigung zum ungehemmten Stinken wäre...

An der Autoindustrie kanns eigentlich nicht gelegen haben. Die war ganz offensichtlich schon 1924 in der Lage, ein sparsames, einfaches, leicht zu unterhaltendes und unerwartet langlebiges Auto zu bauen. Wie dem auch sei, das Thema Abgasreinigung steht bei mir auch noch auf der Liste. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das das i-Tüpfelchen wäre in meinem Bestreben, der Welt zu zeigen, dass es auch anders geht.

Dass der Spass nicht zu kurz kommen darf habe ich sicher schon öfters erwähnt. Letzter Sonntag war so ein wunderschöner Februartag, von denen es hier nur ganz wenige gibt, ideal für einen Ausflug in die verschneite Winterlandschaft. Natürlich unter Vermeidung salznasser Hauptstrassen, aber dank einer gwissen kommunalen Zurückhaltung werden jetzt nicht mehr alle Nebenstrassen gnadenlos gepökelt, und so fanden sich etliche praktikable Wege. Zuerst kam noch die übliche Ehrenrunde durch unseren Kleinkanton, das sind so die Momente einer gewissen verschmitzten Eitelkeit. Dann gings aber schnurstracks auf verschneite Feldwege. Dort machte das Fahren dann erst richtig Spass, der Fünfer mutierte unter meinem Hintern zur Motorkutsche, die sich mit Ach und Krach irgendwie auf dem Weg halten liess, während sie leise durch den tiefen Neuschnee rumpelte. Das Gefühl ist unvergleichlich, eine Symphonie aus krampfhaften Lenkversuchen, gemütlichem Rattern der Maschine und geschmeidigem Rumpeln auf weicher Piste. Das in einer frisch gezuckerten Winterlandschaft bei strahlendblauem Himmel, vor dem Panorama der Alpen....einfach unbezahlbar, fast wie eine amerikanische Hypothek ! Mir tun nur all die alten Autos leid, denen solche Ausflüge versagt bleiben. Es ist zwar ganz nett, sie in erstklassigem Zustand für die Nachwelt zu konservieren, aber wenn dann irgendwann kein Benzin mehr zu haben wird, oder Vorkriegsautos schlicht zum Museumsdasein verdammt werden, dann dürfte es reichlich irrelevant sein, ob sie technisch noch topfit sind.

Ich baue ja selber auch Maschinen und dürfte mich da nicht allzusehr von meinen damaligen Kollegen in der Citroënfabrik unterscheiden: ich baue meine Maschinen zum Brauchen. Und man kann mir auch nach vielen Jahren kaum eine grössere Freude machen als mit dem Brauchen meiner Geräte. Und so ehre ich die Herren Mechaniker von damals halt, indem ich ihr Produkt weiterhin anwende. Auch im tiefen Schnee.

fröhliche Grüsse ausm zugeschneiten Süden, trotzdem,

Oliver

Geschrieben

Winterreifen für den Fünfer ? Das wäre eine originelle Frage um meinen Reifenhändler zu verblüffen. Ich habe jedenfalls noch keine gesehen und darf wohl mit breitem Grinsen anfügen, dass der Markt dafür auch sehr, sehr klein sein dürfte.

Der heutige Ausflug war herzlich öde. Tristes graues Wetter, alles nass oder zugeschneit und einsetzender Regen machten die heutige Fahrt zwecks Markierung des Reviers eher trist. Verschiedene Fasnachtsanlässe blockierten meinen üblichen Weg, und als es dann auch noch zu regnen begann, verzog ich mich schnell wieder in die trockene Garage. Der Regen hätte beinahe den ganzen schönen Schlamm runtergewaschen !

Die Hilflosigkeit der aktuellen Autoindustrie angesichts einer zu erwartenden Krise ist nicht gerade erheiternd. Schon eher die verschiedenen Deutungsversuche hochgestellter Persönlichkeiten. Aber bisher habe ich erst eine vernünftige Erklärung gefunden, allerdings mit dummen Konsequenzen. Da heisst es nämlich, dass in unserer westlichen Welt auf zwei Personen ein Auto kommt. Mehr lässt sich bei aller Förderung der menschlichen Unvernunft nicht absetzen: der Markt ist gesättigt. Und damit sind die hohen Produktionskapazitäten der Zeit davor schlicht überflüssig. Um die momentane "Sättigung" zu erhalten, braucht es weniger Fabriken. Und dass das einzige Segment mit ernsthaften Wachstumsaussichten gerade das von der deutschen Industrie bisher belächelte Kleinwagensegment ist, macht die Tatsache auch nicht leichter zu verdauen.

Was mich viel eher beunruhigt ist das Vorgehen der Industrie angesichts einer absehbaren Situation. Ich hoffe sehr, dass unsere Nahrungsmittelindustrie auf intelligenter geführten Beinen steht.

Aber was hat das mit dem Fünfer zu tun ?

Mehr, als man denkt. Die grossen Marketingabteilungen der Autoindustrie raufen sich zur Zeit die Haare und suchen verzweifelt nach Lösungen, wie sie den Bürger zum Kauf eines Neuwagens überreden können. Der ist aber recht unwillig angesichts einer Finanzkrise, des Risikos, dass sein Neuwagen aufgrund irgendwelcher dubioser neuer Gesetze schon nach kurzer Frist nur noch teilweise nutzbar sein könnte (wie im Zusammenhang mit Feinstaub gerade erlebt), und weil sein alter es ja auch noch tut.

Und dann mischt sich einer mit einer 85-jährigen Gurke in den Verkehr, verbraucht weniger als ein VW Golf (ok, das war jetzt ein fauler Vergleich...aber wo bleibt der Fortschritt ?) und stellt fast täglich unter Beweis, dass die Gründe für die Anschaffung eines Neuwagens unter Umständen noch viel weiter hergeholt werden müssen.

Dass das unheimlichen Spass macht sei hier nur am Rande erwähnt...

fröhliche Grüsse ausm Schneematsch

Oliver

Geschrieben

Bericht von der Front.

Letztes Wochenende habe ich mich erneut erfolgreich um weitere Experimente mit Zylinderköpfen gedrückt und bin stattdessen die ganze Zeit unterwegs gewesen. Und kann mit Stolz vermelden, dass ich es geschafft habe, einen ganzen Tankinhalt innert zweier Tage zu verheizen.

Am Samstag drang ich erstmal tief in den Aargau vor, ein Unterfangen, das dem Mann auch 150 Jahre nach der Erfindung des Fleischwolfs noch Respekt abverlangt. Als Ziel diente mir ein etwas schräger Klamottenladen, wo ich auch prompt den erhofften langen Mantel nicht fand. Das war aber an sich nicht wirklich wichtig, denn der Laden dient gleichzeitig als Treffpunkt für böse, bärtige Buben mit beleibten Motorrädern. Schnell ergab sich aufgrund des Fünfers ein angeregtes Gespräch, beim näheren Beschnuppern stellten sich dann bald einige, um nicht zu sagen etliche Parallelen in unserer Weltanschauung heraus. Somit wieder ein Pluspunkt für meine Werbekampagne für Vorkriegsautos als Anarchoschaukeln....und eingeladen zum Wiederkommen haben sie mich auch. Eine Sorge weniger.

Da dieselbe Strecke für den Heimweg doch irgendwie öde gewesen wäre, entschied ich mich kurzerhand für einen kleinen Umweg von vielleicht fünfzig Kilometern. So konnte ich noch einen lieben Kumpel heimsuchen, der an einem dieser Orte wohnt, die nie und nirgends am Wege liegen. Der Fünfer mag solche Fahrten sehr, solange ich ihn nicht über irgendwelche Berge jage. Auf ebenen Landstrassen kommt er auf Geschwindigkeiten nahe der Siebzig, und dank dem mittlerweile ganz annehmbaren Fahrwerk gestaltet die Fahrt sich recht locker und unverkrampft.

Der Trick mit der Klimaanlage von Tesa bewährt sich. Seit ich die Windschutzscheibe winterdicht zugeklebt habe, vermag die warme Luft vom Motor auch bei geschlossenem Verdeck in den Innenraum vorzudringen. Bei Aussentemperaturen ab fünf Grad tut man sich jetzt echt schwer mit ernsthaftem Frieren. Und wenn man bedenkt, dass auf so einer Rolle Tesa 30 Meter Klebeband sind, so habe ich eine Lösung für zwanzig Rappen pro Jahr, die frühestens in fünfzehn Jahren den Kauf einer neuen Rolle Tesa nach sich ziehen wird. Simpatico !

Irgendwie habe ich es dann aber doch noch geschafft, einen blödsinnigen Berg für die Heimfahrt zu finden, aber das konnte den Fünfer dann auch nicht mehr erschüttern. Der scheint sich die längeren Strecken im ersten Gang mittlerweile gewöhnt zu sein, und nicht nur er. Bei solchen Gelegenheiten kann man sehr schön Schnee beim Schmelzen beobachten, oder die ersten Bienen beim Blumenmelken.

Lehrreich sind meine Fahrten ja meistens, aber die Erfahrung am Sonntag war irgendwie vorhersehbar. Vorab aber erstmal der wichtige Hinweis, dass wer ganzjährig Fünfer fährt, keinen Karneval mehr braucht.

Jedenfalls musste ich mich ja schon vor einer Woche über etliche gesperrte Ortsdurchfahrten ärgern, wo der ganze Verkehr wegen Fasnachtsumzügen blockiert wurde. Leider bin ich gegenüber Unangenehmem recht vergesslich, sonst wäre mir ja noch rechtzeitig eingefallen, dass die Fasnacht hier gestaffelt und je nach Sektenzugehörigkeit und Region an einem anderen Datum durchgeführt wird. Und so kam es, dass ich mich am Sonntag ausgerechnet in eine Gegend des Kantons Zürich verzog, in der gerade verschiedene Karnevalstruppenteile marodierten. Mein Hauptglück war, dass die gestiegenen Konfettipreise zusammen mit der Finanzkrise zu einem angenehmen Geiz bei den aufs Übelste missbrauchten Entsorgern der Abfälle von Abertausenden von Bürolochern führte. Man merkt den Unterschied schon, in früheren Jahren wurden die Konfetti vor dem Werfen nicht nummeriert.

Irgendwann war dann Sense. Da stand dann ein in ehrfurchtsgebietendem Orange gekleideter Funktionär, der mir verkündete, dass da kein Weg nach Hausen führe. Ich nahm dies mit stoischer Gelassenheit und dem vielleicht eine Nuance zu laut geäusserten Kommentar "alles Arschlöcher !" zur Kenntnis und hatte dann plötzlich einen sehr guten Grund, schnellstens zu verduften.

Man sollte sich mit so einem Auto allem Alltag zum Trotz bewusst halten, dass man immer irgendwie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, zumindest in den ersten und, wie man sieht nicht zu Unrecht gefährlichsten dreissig Sekunden.

Wer das Fahren mit einem Vorkriegsauto als langweilig empfindet, der macht möglicherweise etwas falsch.

Aber die wirklichen Brüller passieren halt doch im Alltag, und nicht in der Glotze. Vorhin wurde mein nächstens heiligzusprechender Erpel beinahe von einem teuren, neuen Jaguar abgeschossen. Der war anscheinend der Ansicht, dass sein optisch höherer sozialer Status ihn über die Vekehrsregeln erhob und fuhr rückwärts in den fliessenden Verkehr einer Hauptstrasse. Aber wie der ADAC mal sehr richtig bemerkte, waren Entenfahrer recht unterdurchschnittlich am allgemeinen Unfallgeschehen beteiligt, ich habe jedenfalls auch die übliche Strategie angewendet: Hirn statt ABS.

Die Situation wäre ja an sich keiner weiteren Erwähnung wert wenn ich nicht dem Jaguar dumm nachgeglotzt hätte und dabei gesehen hätte, wie er fünfzig Meter weiter wieder auf einem freien Parkplatz vor dem nächsten Supermarkt parkierte.

Die Situation war dermassen dekadent und pervers, dass auch die Tatsache, dass die übliche blondgefärbte Dame vom Typ Bankersgattin ausstieg, nicht darüber hinwegtröstete.

Das wirklich Beunruhigende daran ist, dass von einer Krise eigentlich noch keine Rede sein kann, solange diese Dame nicht überlegen muss, wie sie die Kohle für den nächsten Fahrradreifen herkriegt. Der Weg dorthin scheint aber weit zu sein, und wird wohl mit vielen unschuldigen Opfern gepflastert sein.

Der Fünfer wird nicht dazu gehören.

Gruss ausm Süden,

Oliver

Geschrieben

Was schreibt man eigentlich, wenn es nichts zu schreiben gibt ? Der Fünfer hat für mich den Beweis erbracht, dass er das zuverlässigste Auto ist, das ich je unterm Hintern hatte. Er ist zudem der dreckigste Oldtimer weit und breit. Was soll ich also berichten ?

Da wäre doch noch etwas.

Ich habe meinen Fahrstil perfektioniert. Jetzt kann ich geräuschlos schalten, und zwar runter wie auch rauf. Bisher hatte ich mir angewöhnt, hässliche Geräusche beim Herunterschalten durch Zwischengas zu vermeiden. Mit etwas Übung hat das dann auch perfekt geklappt. Beim Hochschalten hingegen hatte ich mir angewöhnt, die Gänge mit einem gewissen Schwung einzulegen, was das Krachen des Getriebes auf ein halbwegs schmerzfreies Niveau reduzierte. In Ermangelung eines autokundigen Grossväterchens musste ich mir selber zusammenreimen, was ich da eigentlich dem Getriebe antat, und warum das falsch war. Also versetzte ich mich in die Lage des glücklicherweise recht einfach aufgebauten Getriebes und überlegte einen langen Abend lang, was da so genau vor sich ging. Als ich das Getriebe dann soweit verinnerlicht hatte, dass ich es in meinem Geist mit 2000 Umdrehungen rotieren lassen konnte, war mir klar, was zu tun war. Beim Hochschalten kuppelt man ja in einem Moment aus, wo das Getriebe recht hochtourig dreht. Will man dann einfach so den nächstgrösseren Gang einlegen, dann prallen die noch auf hoher Drehzahl rotierenden Zahnräder des Vorgeleges mit den langsam drehenden des nächstgrösseren Ganges zusammen, was zu Verschleiss und einem hässlichen Geräusch führt. Das lässt sich natürlich vermeiden, das Geheimnis dazu heisst Zwischenkuppeln.

Nun hatte ich den Begriff Zwischenkuppeln wohl öfters mit dem Wort Zwischengas verwechselt, bzw. war mir schlicht des Unterschieds nicht bewusst. Unglücklicherweise ist der Kreis verfügbarer und technisch versierter Grossväter recht klein.

Jedenfalls lege ich jetzt dank kurzem Loslassen der Kupplung in der Neutralstellung den nächsthöheren Gang mit einem leisen "Klack" ein und niemend muss mehr leiden.

Als zügiger Fahrer untermotorisierter Vehikel leide ich unter einer seltsamen Abneigung gegen Automarken wie Opel oder Ford. Diese geht auf traumatische Erlebnisse mit öltriefenden Wanderdünen in meiner frühen Kindheit zurück, und ich hätte mir nie vorzustellen gewagt, dass diese eines Tages Mitleid weichen würde. Auch wenn die Dinger immer irgendwo im Weg rumliegen und mit der Attraktivität des Klopapierhalters einer Bahnhoftoilette gesegnet sind - irgendwie würden sie mir fehlen.

Dabei habe ich noch vor wenigen Jahren versucht, das Problem Opel auf äusserst heimtückische und hinterhältige Art zu lösen, wobei es sich mittlerweile zeigt, dass mein Vorgehen recht nahe an das verschiedener aktuellerer Regierungen herankam. Ich hatte eine harmlose, kleine Auktion ins Internet gesetzt mit dem Ziel, alle Opel der Welt auf einmal zu verkaufen. Bedingung wäre eine diskrete Abholung innerhalb der nächsten zwei Tage gewesen. Daran ist es wohl dann gescheitert, denn trotz erstaunlich niedrigem Startpreis fand sich kein mutiger Bieter.

Hoffentlich liest das jetzt keiner von der Regierung mit...

Sonst wäre es vielleicht ratsam, sein Auto in Zukunft gut anzuketten.

Unsere Wälder sind momentan voller wunderschöner, schlammiger Schlaglöcher. Das sieht man dem Fünfer mittlerweile recht gut an, und ich stelle fest, dass ein ordentlich verdreckter Wagen das Gefühl der Authentizität eher noch verstärkt.

A propos Authentizität...im letzten November erging in einer Weisung des Schweizer Bundesamtes für Strassen an die für die Veteranenabnahme zuständigen Strassenverkehrsämter der Hinweis auf den FIVA-Fahrzeugpass als möglichen Beleg für die Authentizität eines Oldtimers....

Was haben wir gelacht...!!!

Andererseits sind wir ja momentan in einer Phase, wo sich Entscheidungsträger in ihrem Verhalten kaum noch von Heroinsüchtigen unterscheiden, denen die Macht zur Drogenverteilung in die Hand gegeben wurde. Dies, zusammen mit der seit Jahren laufenden Volksverblödung, ergibt ein recht nettes Süppchen, das wohl wiedermal in einem dummen Moment überkochen wird. Wie immer in Europa, ist man versucht zu sagen.

Der Fünfer hat gegenüber mir den Vorteil, dass er schon mehrere solcher Krisen überstanden hat. Existenzängste sind ihm fremd, und er macht sich wohl auch keine Gedanken über den Fortbestand seiner Werkstatt. Dafür ist er ein verlässlicher und anspruchsloser Freund auf meinen krummen Touren in die nähere und weitere Umgebung.

dazu wie immer einen fröhlichen Gruss,

Oliver

Geschrieben

Mahlzeit !

Auch wenn ich mit einer eher sportlich zu verstehenden "Abneigung" gegen das, was in meinen Augen Opel darstellt, gesegnet bin, so kommt angesichts der momentanen Situation alles andere als Freude auf. Zudem sind gerade Opel Astra für mich als Entenfahrer dankbare Jagdtrophäen. Ausserdem hängt auch mein Wohlergehen in der fernen Schweiz zu einem grossen Teil von demjenigen der deutschen Autoindustrie ab. Also absolut kein Grund zum Frohlocken.

Den hatte ich heute in anderer Hinsicht. Vor einigen Wochen klagte mir ein Kumpel sein Leid. Er hatte vor drei Jahren ein altes Motorrad Jg. 37 in recht brauchbarem Originalzustand gekauft. An seiner Stelle hätte ich mich draufgesetzt und wäre die nächsten zwanzig Jahre damit herumgefurzt, hätte ab und zu mal etwas repariert und mich ansonsten eines schönen Motorradfahrerlebens erfreut.

Aber ich bin ja auch schon etwas erfahrener als er, wenn man damit umschreiben will, dass ich schon öfter Opfer origineller "Spezialisten" geworden bin. Ihm ist dies zum ersten Mal passiert, und drum musste er auch gleich die Vollpackung kassieren.

Das kam so...wie gesagt hatte er das Motorrad und war reichlich unbedarft im Umgang mit einem derartigen Gerät. Schnell fand sich auch ein in Clubkreisen hochgelobter und weitherum bestens bekannter Spezialist, der ihm das Motorrad zu einem Freundschaftspreis, wie das unter Clubkollegen üblich ist, restaurieren würde.

Den Rest der Geschichte kennen alle, die schon mal irgendwie mit Oldtimern zu tun hatten: die Geschichte dauerte bisher drei Jahre. Alles, was mein Kumpel von seinem Motorrad kannte, waren Rechnungen und Einzahlungsscheine. Bisher hat er neben dem Kaufpreis schon rund viertausend Euro in das Gefährt gesteckt. Angesichts dieser Summe müsste eigentlich ein beinahe fertig restauriertes Motorrad dastehen, wäre so meine seltsame Meinung. Dass sich auf Anhieb im Internet mehrere Maschinen desselben Typs, toprestauriert, für je rund 6000 Euro fanden, liess meine Erwartungen zudem steigen.

Nun bin ich solchen Hilferufen gegenüber heute recht aufgeschlossen. Ich wäre früher selber oft sehr froh gewesen, hätte ich so einen geduldigen Kumpel mit einer mechanischen Werkstatt gehabt....heute bin ich er selber. Also habe ich meinem Kumpel angeboten, das anscheinend fast fertige Motorrad hier in unserer Werkstatt zusammenzubauen, respektive ihn dazu anzuleiten, damit er dabei die Maschine kennenlernt. Dazu musste er sie aber erstmal zurückhaben.

Was wohl keinen erstaunt, weil auch bestens bekannt, war die frostige Reaktion des "Spezialisten", die haarscharf an der Grenze zur Beleidigung entlangschlitterte. Damit war zu rechnen. Die Einwände, er wolle das Motorrad, oder zumindest den Motor, wenigstens selber wieder zusammenbauen, stiessen bei uns angesichts der bereits verstrichenen Zeit und der Ankündigung einer 60%igen Preiserhöhung weiterer Arbeitsstunden auf taube Ohren.

Und so kam es heute zum Unausweichlichen: wir fuhren heute nach Anmeldung los, quer durch die halbe Schweiz, rund um das Verkehrschaos von Zürich und kamen prompt zwanzig Minuten verspätet vor dem Haus des "Spezialisten" an. Dort erwartete uns vor dem Haus ein ungeordneter Haufen Teile, notdürftig in Kisten gestopft, dazu ein Zettel am Rahmen des Motorrads: "Liebe Kollegen....wir hatten um fünf Uhr abgemacht...blablabla"

Er tauchte dann aber doch noch auf, und nach einigem Bemühen schaffte ich es dann doch noch, ihm annähernd gleich unsympathisch zu erscheinen wie er mir.

Aber lassen wir persönliche Sympathien mal aus dem Spiel und widmen uns dem armen Motorrad. Bisher habe ich noch nicht viel mehr als einen neu lackierten Tank und Schutzbleche sowie einige neu verchromte Teile gefunden. Dazu einen frisch geschliffenen Zylinder mit neuen Ventilen und Führungen und einen neuen Kolben samt Ringen. Auf den komme ich gleich nochmal zu sprechen.

Was ich aber bisher vergeblich gesucht habe, ist irgendetwas, was die Ausgabe von 4000 Euro rechtfertigt.

Nun ist mein Kumpel ja immerhin schlau genug gewesen und hat sich eines der zuverlässigsten Motorräder der Vorkriegszeit gekauft, es hat sogar noch vor wneigen Jahren am Klausenrennen teilgenommen. Damit will ich sagen, dass es sich dabei keineswegs um exotische Technik handelt, an sich würde man es wohl eher als "Bauernmotorrad" bezeichnen. Aber als er die schön glänzenden Oldtimermotorräder in der Sammlung des "Spezialisten" sah, konnte er wohl nicht widerstehen. Ein Schicksal, das vielen von uns geläufig sein dürfte.

Wir haben das Motorrad dann wohlbehalten in unserer Werkstatt untergebracht. Dabei konnte ich natürlich nicht widerstehen und hatte sofort einige Teile zur Begutachtung in den Fingern. Unter anderem zwei Kolben mit Ringen, den alten und den neuen. Irgendwie fühlten sich die beiden nicht gleich an, also packte ich sie schnurstracks auf die Waage. Und siehe da...der neue wiegt 412 Gramm, der alte aber nur 307. Zudem sehe ich bisher keinen technischen Grund, der zum Tausch zwingt.

Dieses Geschichtchen in der Geschichte aus der Fünferwerkstatt ist zwar etwas artfremd in Bezug auf den Helden dieser Geschichte. Aber da ich diese Geschichte schon so oft erlebt habe, glaube ich nicht mehr an eine Ausnahme von der Regel und werde in Zukunft besonders fies grinsen, wenn ich mal wieder von den Nachwuchssorgen irgendwelcher Oldtimerclubs höre. Und irgendwie wollte ich es doch auch mal loswerden. Und auch gleich eine Erklärung mitliefern, warum ich auf Oldtimerclubs pfeife.

Vom Helden gibts überigens auch heldenhaftes zu berichten. Dieses Jahr hat er schon einiges über tausend Kilometer abgespult, ohne zu murren, über Stock und Stein, und natürlich auch auf asphaltierten Strassen mitten im Getümmel seiner Nachfahren. Mittlerweile ist er wohl so fahrbar, wie ein Fünfer nur sein kann, vor allem dank seiner verbesserten Bremsen. Ich fühle mich mittlerweile sicher genug, um manchmal auch recht flott herumzuflitzen.

Auch nach zwei Jahren ist meine Begeisterung noch um keinen Millimeter geschrumpft. Ich sehne mich wie am ersten Tag nach den Momenten, wo ich aus der Firma abschleichen kann und meine Runden mit der Fahrmaschine drehen darf.

Der Held selber steht wohlbehütet in seiner kleinen Garage, die er sich mit den Hamsterstreureserven unseres Sohnes teilt und erfreut sich einer absolut nicht oldtimergemässen Dreckschicht. Kürzlich habe ich sogar etwas Rost entdeckt....

jetzt aber !

Grüsse ausm beinahe frühlingshaften Süden

Oliver

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden

Nutzungsbedingungen

Wenn Sie auf unsere unter www.andre-citroen-club.de und www.acc-intern.de liegenden Angebote zugreifen, stimmen Sie unseren Nutzungsbedingungen zu. Falls dies nicht der Fall ist, ist Ihnen eine Nutzung unseres Angebotes nicht gestattet!

Datenschutz

Die Betreiber dieser Seiten nehmen den Schutz Ihrer persönlichen Daten sehr ernst. Wir behandeln Ihre personenbezogenen Daten vertraulich und entsprechend der gesetzlichen Datenschutzvorschriften sowie dieser Datenschutzerklärung.

Impressum

Clubleitung des André Citroën Clubs
Stéphane Bonutto und Sven Winter

Postanschrift
Postfach 230041
55051 Mainz

Clubzentrale in Mainz
Ralf Claus
Telefon: +49 6136 – 40 85 017
Telefax: +49 6136 – 92 69 347
E-Mail: zentrale@andre-citroen-club.de

Anschrift des Clubleiters:

Sven Winter
Eichenstr. 16
65779 Kelkheim/Ts.

E – Mail: sven.winter@andre-citroen-club.de
Telefon: +49 1515 7454578

Verantwortlich für den Inhalt nach § 55 Abs. 2 RStV
Martin Stahl
In den Vogelgärten 7
71397 Leutenbach

E-Mail: admin@andre-citroen-club.de

×
×
  • Neu erstellen...