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Offener Brief an die Polizei


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Geschrieben

Habe lange mit mir gehadert, ob ich den Brief überhaupt schreiben soll, mich nun aber entschlossen und gebe ihn hier der Öffentlichkeit bekannt:

Herrn Florian Mühlbauer

Bayerisches Polizeiverwaltungsamt

Hirschberger Ring 38

94315 Straubing

Sehr geehrter Herr Mühlbauer,

auf der Heimfahrt von Sinsheim nach Halle am 13.01.08 wurde ich etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht kurz hinter der Ortsausfahrt eines kleinen Ortes hinter Würzburg von einem Polizeiwagen angehalten. (Kennzeichen WÜ – 30305, der Name des Ortes ist mir nicht mehr erinnerlich, da ich nach der im Folgenden geschilderten Begegnung nicht mehr genug Geistesgegenwart besaß, ihn mir zu notieren).

Als ich gestoppt hatte, näherten sich die beiden Beamten jeder von einer Seite meinem Wagen, die Stablampen über der Schulter haltend, die anderen Hände an den Pistolentaschen. Richtig wie im Fernsehen! Wenn ich nicht nach acht Jahren Dienst an der Waffe für die freiheitlich demokratische Grundordnung zuviel Respekt vor solchen Knallapparaten und den Knallköpfen; die sie manchmal in die Finger bekommen, gehabt hätte, wäre die Situation vielleicht komisch gewesen.

Die Beamten stellten sich nicht vor, wie es hier in Halle üblich ist.

Den Beamten, der das Gespräch mit mir führte, werde ich daher im Folgenden W. (Wortführer) nennen, den anderen, der mein Auto durchsuchte, als D. (Durchsucher) bezeichnen.

Nach Aushändigung von Fahrzeug- und Führerschein und Vorzeigen von Verbandskasten und Warndreieck wurde mir erklärt, angehalten worden zu sein, weil ich bei Durchfahrt des letzten Ortes zu dicht auf den Vordermann aufgefahren sei. Die Beamten hatten den „Eindruck“ gehabt, daß sich der vor mir Fahrende von mir gedrängt gefühlt habe, schneller zu fahren, man habe ihn mit 58 km/h gemessen.

Ob, und wenn ja mit wieviel, ich gemessen worden sei, wurde mir ebensowenig beantwortet, wie die Frage nach dem gemessenen oder geschätzten Abstand. „Wir hatten den Eindruck, Sie waren zu dicht dran“, beschied man mich, statt eine Meterzahl zu nennen.

Daraufhin nahm der W. einen Alkotest vor, Ergebnis negativ.

Dann fragte mich der W., ob ich schon mal mit der Polizei zu tun gehabt hätte.

Seit 1967 bin ich Autofahrer, da hatte ich natürlich schon wiederholt mit der Polizei „zu tun“ und bestätigte dies auch dem W.

Nein, antwortete der mir, das meine er nicht; ob ich schon mal fotografiert worden sei.

Ja, auch das bestätigte ich, eine Geschwindigkeitsüberschreitung von 8 km/h im letzten Sommer.

Auch das meinte der W. nicht, sondern ob ich „schon mal fotografiert worden und mir dabei auch Fingerabdrücke abgenommen worden“ seien.

Ich war zunächst vor Verblüffung einen Moment sprachlos, so etwas war mir noch nie passiert, und ich sagte das auch spontan.

Darauhin erklärte mir der W., daß er es aber wüßte, ich solle es doch lieber sagen.

Warum er dann fragte, wenn er es wüßte, habe ich mir gedacht; meine Erziehung verhinderte, daß ich den Gedanken äußerte.

Statt dessen fragte ich ihn, was denn gegen mich vorläge, ich wäre mir keiner Schuld bewußt.

Mir wurde erklärt, daß gegen mich nichts vorliegt, ich würde auch nicht gesucht.

Wozu dann diese Frage, wollte ich nun doch explizit wissen.

Der W. antwortete, er wolle ganz gerne wissen, mit wem er es zu tun habe.

Da mir keine erkennungsdienstliche Behandlung erinnerlich war, sagte ich ihm das, worauf ich zur Antwort bekam (und diese Worte haben sich mir unauslöschlich eingeprägt, weshalb ich sie hier im Gegensatz zu dem übrigen Dialog wortwörtlich wiedergeben kann: „Na gut, wenn Sie es nicht sagen wollen, kann ich es jetzt hier auch nicht aus Ihnen rausprügeln.“

Dabei betonte er das "wollen" so, als hätte ich mich unkooperativ benommen und die Aussage verweigert. Wirklich: Wie im Film!

Gegen die Behauptung ich „wolle“ irgendwas, erhob ich Einspruch und betonte nochmals ausdrücklich, mich wirklich nicht erinnern zu können.

Die subtile Drohung „…jetzt hier…nicht…prügeln…“, implizierte natürlich die Vorstellung, „…zu anderer Zeit an anderem Ort hingegen schon…“ und erinnerte mich an eine längst vergessen geglaubte Episode:

Ich war in der Tat vor mehr als zehn Jahren mal in Afrika verhaftet und auf eine Polizeiwache geschleppt worden. Da wurden auch Daktyloskopien von mir gemacht. Fotos konnten nicht gemacht werden, da die Batterien der einzigen Kamera im Dorf leer waren.

Ich habe später dem deutschen Konsul davon berichtet, der mir erklärte, wie viele Scheine welcher Farbe die Schergen seiner Majestät im Paß eines Europäers erwarteten, und daß ich aufgrund dieses Vorfalles nicht mit irgendwelchen Folgen in Deutschland zu rechen hätte.

Die Szene in der Lehmhütte damals hatte nur ein paar komische Züge, deretwillen ich mich noch an sie erinnere, wenn ein passendes Stichwort sie assoziiert. So hatte die finstere Miene eines stoppelbärtigen Arabers, die drohend auf meinen Bauch gerichtete Mündung eines G3, Finger im Abzug, Daumen mit der Sicherung knackend, und kein Magazin angeschlagen(!), durchaus Parallelitäten zu dem Bemühen dieses jungen Beamten W., überlegen wie der Highway Marshal im amerikanischen Road Movie zu erscheinen und mich einzuschüchtern. Diese plumpen „Ich weiß es aber schon!“ und „geben sie es doch ruhig zu!“ ergaben zusammen mit dem Wort „prügeln“ eine solche Assoziation.

Ich erfand daraufhin eine kurze Story, erzählte dem W., daß ich mal in Afrika verhaftet worden war und warum, und damit war er offensichtlich zufrieden.

Während des ganzen Gespräches sah ich von dem D. nur den verlängerten Rücken und die Beine, da er in meinem Auto zu tun hatte. Durch alle Türen schob er sich in den Wagen und waltete gummibehandschuht seines Amtes.

Da sich weder Kinderpornos, Rauschgift, CD-Raubkopien, Waffen, Sprengstoff, Munition, noch Blaupausen von geheimen U-Booten im Wagen befanden, hatte ich ihm keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Der W. wollte mir gerade meine Papiere wiedergeben, als sein Kollege mit meinem Kamerakoffer auf uns zukam und wissen wollte, wie das verdammte Ding denn aufginge. Dabei drehte er verzweifelt an dem Druckausgleichsventil des luftdichten Koffers. Ich zeigte ihm, wie man mit der Spitze eines Fingers ohne Kraftanwendung die Deckelschlösser öffnet. Da auch dieses Behältnis keinen Verhaftungsgrund enthielt, machte er noch einen letzten verdreifelten Versuch und hieß mich den Werkzeugkoffer öffnen. Hier, wie auch bei dem Kamerakoffer, beließ er es bei einem oberflächlichen Blick auf den Inhalt. Eine 45er Smith & Wesson Magnum in der unteren Schicht hätte er nicht entdeckt...

Er nuschelte daraufhin etwas mir unverständliches in vermutlich fränkischem Dialekt zu dem W. und sagte zu mir, ich könne die Koffer wieder schließen.

Dann gab der W. mir meine Papiere und erklärte die Verkehrskontrolle für beendet.

Sofort stiegen die beiden Beamten hastig in ihren Wagen und brausten mit maximaler Beschleunigung davon; auch dieser Abgang echt wie im Fernsehen!

Nachdem ich wieder eingestiegen war, fiel mir als erstes ein handtellergroßer dunkler Fleck auf dem Beifahrersitz auf. Die vorher originalverschlossene Colaflasche, die zwischen dem Beifahrersitz und der Tür gestanden hatte, war geöffnet worden, an ihrem Hals war Cola heruntergelaufen und hatte eine Spur an der Türverkleidung hinterlassen.

In meiner Reisetasche auf dem Rücksitz sah es aus wie in Luis Trenkers sprichwörtlichem Rucksack: da war ein noch frisches, gebügeltes Oberhemd mit getragenen Socken zusammengeknüllt, das Laptop-Netzkabel zwischen Unterhosen, u.s.w. Nicht nur das Unterste zu oberst, auch das Hinterste nach vorne und rechts mit links vertauscht.

Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Wirklichen Groll konnte ich gegen den jungen Mann nicht hegen, er hat sicherlich so gut "gearbeitet", wie er ausgebildet worden ist. Trotzdem ärgerte mich die Cola auf dem Sitzpolster, und mehr noch die Beschädigung am Gewinde des Kofferventils, die ich erst am nächsten Tag bemerkte.

Ich war selbst acht Jahre lang Staatsdiener in Uniform, daher weiß ich, daß die Dienstaufsichtsbeschwerde frist-, form- und zwecklos ist und versuche es daher auch gar nicht erst. Und etwa einen Schadenersatz für Cola und Koffer zu verlangen, so naiv bin ich nicht mehr. Betriebsimmanentes Risiko im Straßenverkehr!

Was mir wichtiger ist als Schadenersatz, wäre die Wiederherstellung meines Glaubens an die Arbeitsethik deutscher Beamter.

Daher an Sie, sehr geehrter Herr Mühlbauer, die Fragen: gehört das Wort „herausprügeln“ zum üblichen dienstlichen Vokabular eines Polizeibeamten in Bayern/Franken?

Und: gehört es zum üblichen Procedere, daß vor einer Verkehrskontrolle wg. vorschriftswidriger Fahrweise auch eine Anfrage an irgendwelche Verbrecherkarteien gerichtet wird, ob gegen den Halter und vermuteten Fahrer des Fahrzeugs etwas vorliegt?

Gehört es zum üblichen polizeilichen Vorgehen in Bayern/Franken, im Falle einer Auskunft, der Betreffende sei vor Jahren mal irgendwo in einem Entwicklungsland „erkennungsdienstlich" behandelt worden, ihn mit vagen Andeutungen zu drängen, sein kriminelles Vorleben zu offenbaren und so lange zu insistieren, bis der Bürger sein Sündenregister gebeichtet oder dem Vernehmungsbeamten einen Bären aufgebunden hat?

Ist es üblich, daß Autos von Bürgern, gegen die nichts vorliegt, ohne Angabe von Gründen durchwühlt, Wäsche zerknüllt und Cola auf den Fahrzeugtextilien verschüttet wird?

Ist es üblich, daß in Fällen, da solche Pannen mit einer frisch geschüttelten Getränkeflasche aus Versehen passieren, die Polizisten sich nicht entschuldigen, sondern mit durchdrehenden Reifen flüchten?

Sehr geehrter Herr Mühlbauer, Sie werden verstehen, daß ich bis zum Erhalt Ihrer Antwort Bayern und das Frankenland weiträumig umfahren werde. Gleichwohl werde ich alle meine Bekannten und Freunde davor warnen, in Gegenden zu fahren, in denen unsere Polizeibeamten sich wie amerikanische deputy sheriffs im Kintopp aufführen.

Ich sehe Ihrer geschätzten Antwort entgegen.

Geschrieben

absolut krass!

Eine Verkehrskontrolle ist kein Grund für eine Durchsuchung. Das scheint nicht bis zu allen Polizisten durchgedrungen zu sein.In so einem Fall muss man sich die Namen der Beamten geben lassen, eventuell die Durchsuchung mit Handy fotografieren...

Vielleicht hat ja die Bild interesse an dem offenen Brief.

Ein etwaige Antwort interessiert natürlich auch. Leider gab es keine Zeugen für dich, sonst hätten die Beamten es sicherlich nicht ganz so weit kommen lassen...

gruß

krischan

Geschrieben

In Bayern dürfen die das (durchsuchen). Weiß nicht, ob sich inzwischen auch andere Bundesländer dem angeschlossen haben.

"Meine" waren wenigstens höflich.

Aber kaputtmachen?

Hoffe, Du kriegst wenigstens was wieder.

Mitleidsvolle Grüße,

N_W

Geschrieben

absolut krass,

ja, das fand ich auch. Die Bitte sich vorzustellen, wurde mir etwa mit einem mürrischen "Dazu sind wir nicht verpflichtet" o.ä. beantwortet.

Wie schon geschrieben, für den Wortlaut kann ich mich heute nicht mehr verbürgen.

Auf die Idee, Fotos zu machen, bin ich gar nicht gekommen. In Gegenwart der zwei Herren von der Gerechtigkeitsbranche war mir angesichts der subtilen Prügeldrohung auch nicht danach zumute, gegen Mitternacht auf einer einsamen Landstraße mich anders als kooperativ zu verhalten. Bei anderen Zusammentreffen mit den Ordnungshütern habe ich mehrmals meine Kamera ausgiebig benutzt, um das zu tun, was die Grünen regelmäßig versäumten, nämlich Beweise zu sichern. Das hat mir nie wirklichen Beifall der Obrigkeitsvertreter eingebracht, und wie gesagt, ich wollte die zwei jungen Beamten nicht dort nachts im Niemandsland provozieren.

Geschrieben

Ich hoffe, Du veröffentlichst hier auch die Antwort von Herrn Mühlbauer ( falls er denn auf Dein Schreiben eingehen sollte )!

Geschrieben

Hallo N_W,

kannst Du mir evtl. sagen, wo genau geschrieben steht, daß sie das dürfen? Mich würde der Wortlaut der Rechtsvorschrift interessieren.

Und, wie ich schon schrieb: An Schadenersatz zu denken, scheint mir in diesem Fall naiv. Ich war alleine, die zu zweit. Der Satz von der Krähe, die der anderen kein Auge aushackt, gilt immer noch.

Selbst wenn ich seinerzeit sofort Fotos gemacht hätte, wäre deren Beweiswert heute minimal. Auch Richter wissen inzwischen, daß Fotoshop alles möglich macht.

Und ohne Beweis? Forget it, Babe!

Geschrieben

@ all:

Selbstverständlich werde ich die weitere Korrespondenz hier veröffentlichen. Und damit mein Brief sich nicht von Amtszimmer zu Amtszimmer mit der Zeit durch längeres Liegen von selbst erledigt, habe ich schon ein paar Kopien ausgedruckt, die per snail mail an die Main Post und den Spiegel gehen werden. Springers Blödzeitung ist unter meinem Nivea.

Geschrieben

Vielleicht hat ja die Bild interesse an dem offenen Brief.

Ja, daß wäre in diesem Fall die richtige Adresse, das Niveau stimmt.

Ob sie durchsuchen dürfen steht im Polizeigesetz des jeweiligen Landes.

Im übrigen kannst du eine Dienstaufsichtsbeschwerde einrichen, dabei unbedingt die drei "F" beeachten:

Fristlos

Formlos

Folgenlos.

Geschrieben

ich habe mit Polizei noch ganz andere Erfahrungen gemacht. ich möchte keinem von denen alleine im wald begegnen, da würde ich durchdrehen.

Letztlich braucht man sich über Reaktionen nicht zu wundern.

Aber: willst u Teil dieser Bürgerlichen Gesellschaft bleiben, mußt Du Dich leider unterordnen...oder abhauen.

Geschrieben
Hallo N_W,

kannst Du mir evtl. sagen, wo genau geschrieben steht, daß sie das dürfen? Mich würde der Wortlaut der Rechtsvorschrift interessieren.

Das Hamburger Polizeigesetz gilt als strengstes Vorbild für alle Bundesländer:

§ 15 a Durchsuchen von Sachen

(1) Eine Sache darf durchsucht werden, wenn

1. sie von einer Person mitgeführt wird, die nach § 15 durchsucht werden

darf,

2. Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sich in ihr eine Person

befindet, die

a) in Gewahrsam genommen werden darf,

B) widerrechtlich festgehalten wird oder

c) hilflos ist

3. Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sich in ihr eine andere

Sache befindet, die sichergestellt werden darf,

4. es sich um ein Land-, Wasser- oder Luftfahrzeug handelt, in dem sich

eine Person befindet, deren Identität an einer Kontrollstelle festgestellt

werden darf; die Durchsuchung darf sich auch auf die in dem Fahr-

zeug enthaltenen Sachen erstrecken.

(2) Bei der Durchsuchung von Sachen hat der Inhaber der tatsächlichen Gewalt das Recht, anwesend zu sein. Ist er abwesend, so sollen sein Vertreter oder ein anderer Zeuge hinzugezogen werden.

Dem Inhaber der tatsächlichen Gewalt ist auf Verlangen eine Bescheinigung über die Durchsuchung und ihren Grund zu erteilen.

Quelle: http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/inneres/service/downloads/0601-sog-poldvg-pdf,property=source.pdf

in Meck-Pom, Ba-Wü und Bayern haben dies genauso gemacht.

>>Oberhesse

Geschrieben

Zwischenzeitlich ergoogelt:

Als erstes Bundesland kodifizierte Bayern die Schleierfahndung. Artikel 13 Absatz 1 Nr. 5 des Bayerischen Polizeiaufgabengesetzes (PAG) erlaubt die Feststellung der Identität einer Person

► im Grenzgebiet bis zu einer Tiefe von 30 km

► auf Durchgangsstraßen (Bundesautobahnen, Europastraßen, anderen Straßen von erheblicher Bedeutung für den grenzüberschreitenden Verkehr)

► in öffentlichen Einrichtungen des internationalen Verkehrs

zur

► Verhütung und Unterbindung

- der unerlaubten Überschreitung der Landesgrenze

- des unerlaubten Aufenthalts

► Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität

Des weiteren läßt das PAG die Durchsuchung der Personen, deren Identität festgestellt werden darf, und deren mitgeführten Sachen zu (Art. 21 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 2; Art. 22 Abs. 1 Nr. 4).

Wo war das? In einem Dorf nahe Würzburg? "anderen Straßen von erheblicher Bedeutung für den grenzüberschreitenden Verkehr"? ...na ja...

Guckst Du hier:

http://www.safercity.de/2000/schleierfahndung.html#_ftnref1

Grüße,

N_W

Geschrieben

@Oberhesse

Nein, in Hamburg ist´s anders. Da steht "wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen,"

d.h. die brauchen (noch) einen guten Grund (konkreten Verdacht).

Aber mir war dieser Teil:

zur

► Verhütung und Unterbindung

- der unerlaubten Überschreitung der Landesgrenze

- des unerlaubten Aufenthalts

► Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität

auch noch nicht bekannt...

Geschrieben

Hm.

Gerade wollte ich anheben, dass meinem Eindruck nach "auffälliges" Verhalten von Polizisten in den letzten Jahren häufiger geworden ist. Aber das stimmt so noch nicht... je mehr ich darüber nachdenke, hat es das in meiner Erinnerung immer gegeben, das Polizisten sich manchmal selbstherrlich und sicherlich nicht immer vorschriften- und gesetzeskonform verhalten haben.

Daran kann ich mich erinnern, ganz unabhängig davon, ob ich als Kind mit meinen kreuzbraven Eltern unterwegs war, als Heranwachsender oder als "junger Fahrer" oder auch im nun gaaanz langsam sich setzenden Alter:

Mitte der Siebziger: Autobahnpolizist guckt zu, wie ich Steppke auf dem Parkplatz mein Frühstück ins Gras erbreche und bemerkt dann, mein Vater habe verbotene Spikebereifung. Soweit, so gut, die war ein paar Tage vorher tatsächlich verboten worden (nur lag leider mein Opa im Sterben und neue Reifen waren nicht rechtzeitig zu bekommen). Dann allerdings gab er den Hinweis: weiterfahren (noch 100 km) dürften wir nicht. Nach Hause (40 km) dürften wir auch nicht. Es war Sonntag, jeder Reifenhändler hatte geschlossen, auf dem platten Land bei Unna erst recht. Aber sein Schwager habe einen Reifenhandel und wäre sicherlich bereit, an unser Auto gesetzeskonforme Reifen zu montieren... Das war meinen Eltern zu dicke. Mein Vater holte die Spikes einzeln aus den Reifen und fuhr - brav wie er ist - nach Hause statt zu Opa, der montagsmorgens starb.

"Junger Fahrer": Polizist winkt mich heraus. Begründung: "Sie haben so einen alkoholisierten Gesichtsausdruck." Das wollte er nachts von außen aus zig Metern Entfernung vom Straßenrand gesehen haben. Getrunken hatte ich nichts, was die Puste bestätigte. Daraufhin die Order, alle Lampen an- und auszumachen, die Hupe vorzuführen, dann prüfte er das Reifenprofil, dann sollte ich den Verbandskasten und das Reserverad herausbauen, und dann alles wieder herein. War natürlich alles bestens, weil Wagen meines Vaters, der auch heute noch im Straßenverkehr jeden Paragraphen zu 150 % erfüllt. Bis hierhin war das Verhalten fies und grenzwertig, aber eben nur grenzwertig. Dann folgte die Order, alles wieder neu herauszuräumen...

Sowas gabs immer.

NEU ist für mich, was Rougie berichtet, und neu ist für mich, dass ich immer öfter Streifenwagen sehe, deren Fahrer selbst Geschwindigkeitsbegrenzungen weit übertreten, Fußgänger auf Zebrastreifen springen lassen, innerorts vor der Schule in unübersichtlicher Situation rasant überholen, vor einem in die Autobahnausfahrt schneiden, alles immer ohne Sonderrechte, und das kann in DER Häufung nicht dienstlich bedingt sein. Parallel dazu sehe ich immer wieder, dass im Sichtfeld von Polizisten Autofahrer rasen, abdrängen, auffahren, schneiden, drängeln, und dass diese Polizisten nicht mit der Wimper zucken.

Ich mag nichts unterstellen, Polizist zu sein ist mit Sicherheit heute ein stressigerer, belastenderer, gefährlicherer Beruf als ehedem. Aber welche Wirkung hat es auf die Bürger, wenn sie a) falsches Verhalten von Polizisten erleben, sei es bloß Verkehrsrüpelei oder gar so etwas wie bei Rougie? Was, wenn sie das gegenüber jemandem machen, der persönlich nicht gefestigt ist und sich innerlich gerade entscheidet, ob er lieber ein Arschloch werden möchte oder sich zu der anstrengenden, halbwegs idealistischeren Variante bekennen möchte? Und welche Wirkung hat es, wenn B) für die Allgemeinheit sichtbar vorexerziert wird, dass man von der Polizei auch bei gefährlichen Verkehrsverstößen sichtlich nichts zu befürchten hat?

Wird es durch DAS ALLESnicht auch für jeden Polizisten schwerer, der es richtig machen will, weil der Respekt vor dem Gesetzesvertreter flötengeht?

Geschrieben

Ich bin gespannt, ob Rougie Antwort bekommt, und bin auch gespannt, ob die Briefe an die Presse Echo finden.

Das kann doch nicht sein, dass der Bürger die Polizei immer mehr SO kennenlernen - die Polizei hat doch schließlich die Aufgabe, der Gesamtheit zu nützen. Das geht nicht, indem man blind fixiert auf bestimmte kriminelle Erscheinungen mit Gewalt losgeht und jeglichen Flurschaden in Kauf nimmt und dann auch noch alltägliche Aufgaben vor aller Augen vernachlässigt.

Ich bin nicht sicher, ob nicht maßvolles, korrektes Verhalten und Präsenz unter'm Strich eine mindestens genauso große Bedeutung für die Sicherheit haben wie Kochs, Schäubles Vorhaben und Durchsuchungen auf Landstraßen - auch wenn man den pädagogischen Einfluß von schlichter alltäglicher politischer und polizeilicher Fleißarbeit und Anständigkeit nicht so direkt wahrnimmt wie das Brachialgewese, das so in Mode kommt.

Hauptsache irgendwas Lautes gegen Terror und "die kriminellen jugendlichen Ausländer" getan oder Unschuldige aus dem Auto gezerrt, und dann die Beine hochlegen und das mühsame Klein-klein als unwichtig betrachten.

- Normalerweise bin ich hier im Forum nicht so aufgebracht, aber was Rougie da erzählt, sticht für mich gleich in mehrere Problemkreise. Sorry auch, wenn ich einschubweise Threadnapping betrieben habe, man verzeihe mir das bitte.

Geschrieben

Tschuldigung. Eigentlich sollten wir Hessen an unseren Landesgrenzen in Richtung Süden Schilder aufstellen:

"Vorsicht, sie verlassen Deutschland. Bitte halten Sie Personalausweis bzw. Reisepass und Visum stets griffbereit!"

;)

Fred

Geschrieben

Die Polizei ist eh nur dort wo man sie nicht braucht, deshalb muß man für Selbstschutz sorgen und den Kontakt mit der Polizei möglichst meiden.

Ein Beispiel:

Mir hat man mal vor Jahren einen sehr teuren Photoapparat geklaut, in Barcelona, mitten auf den Ramblas vom Mittagstisch weg. Da ich das aber bemerkt habe, bin ich dem Dieb hinterher und als ich ihn gestellt habe, hat der ordentlich was auf die Fresse bekommen. Da hat der sicher länger dran zu kauen, als wenn ich die Polizei gerufen hätte: Das hätte mich einen halben Tag meines Urlaubs auf dem Revier gekostet und dieser zudrogierte Aso wäre gleich darauf wieder auf freiem Fuß gewesen, da bei solchen Leuten nix einzukassieren ist. Außerdem hab ich da mal meine Wut abgelassen unter Applaus des Publikums!

Héhé

Geschrieben

So, direkt an der Quelle:

http://www.servicestelle.bayern.de/bayern_recht/recht_db.html?http://by.juris.de/by/gesamt/PolAufgG_BY_1990.htm#PolAufgG_BY_1990_Art22

Also Art.13/1/5 Identitätsfeststellung "im Grenzgebiet" (ich hoffe, Eure Bildschirme platzen nicht vor lauter Ironie)

Art. 22/1/4 Durchsuchung in ebendiesem

Vielleicht war ja dieses Dorf auch nur ein riesiger Puff nach Art. 13/1/2b

Ich glaub, an so ´ne Quittung muß ich nächstes Mal auch denken...

Die Frage, wieviele Scheine welcher Farbe bayerische Uniformträger denn so ertwarten wäre wohl unstatthaft...

Grüße,

N_W

Geschrieben

Hallo Fred,

da hat es mal vor Jahren ein Bild im Netz gegeben. Darauf war das bekannte ovale Schild mit der Aufschrift "Freistaat Bayern" und dem blau-weißen Wappen zu sehen. Darunter hing eine Zusatztafel: "Füttern und Necken der Eingeborenen verboten!"

Geschrieben

There´s always a bigger fish!

Geschrieben

Hallo N_W,

danke für die Auskunft, werde mich da mal durchlesen, nur so zur Info.

Ob ich aber in Zukunft den Mut haben werde, auf nachdunkler Landstraße von zwei durchtrainierten jungen Rambo-Jüngern etwas zu fordern, was diese nicht geben wollen, bezweifle ich.

Geschrieben

Selbstjustiz ist der Untergang der Demokratie und ich rate, nicht immer alles zu verallgemeinern! Und nein, ich bin kein Polizist ;-)

Geschrieben

wundert mich gar nicht, die story.

Hab' von 1992 bis 2000 in Würzburg gelebt und bin dort DAUERND angehalten und kontrolliert worden. Grund? Ich fuhr eine alte Ente. Rotes Tuch. Ebensolche Erfahrungen machten /8-Fahrer u.ä. Generalverdacht auf Drogenbesitz und -handel aufgrund auffälliger Motorisierung. Alkoholisiert waren wir natürlcih auch immer unterwegs und staatsfeindlich sowieso.

Besonders die Würzburger ... Polizei (uff, grad noch eingefallen :-)) hat einen schlechten Ruf und das zurecht, wie ich finde.

Geschrieben

@ igor_e: hättest halt auf Dein Auto den in den 80ern entstandenen Aufkleber "Inhalt entspricht der FDGO" draufpappen sollen. Den hatte ich damals sowohl auf der Ente, als auch auf dem "Akten"koffer.

Geschrieben

Och, jetzt muss ich meinen Salmonello auch mal dazugeben:

- 1988 mit dem Rad 'ne Fußgängerbrücke hochgeradelt, oben stand ein Polizist... Rüffel, mündliche Verwarnung, aber mehr mit einem Augenzwinkern!

- 1991 allg. Verkehrskontrolle, keine Probleme. War Discoheimweg und die haben verständlicherweise mal hier, mal da geguckt, ob da einer nicht blau nach Hause gondelt.

- 1991 irgendeine Untersuchung, Polizist mit MP und fuchtelt damit rum - da war mir mulmig. Forsch, aber korrekt der Typ.

- 1994 Unfall nachts gemeldet bei Bremervörde: Jungs angerückt, super nett und hilfsbereit.

- 1994 Zivildiensstelle nachts aufgeschlossen um was zu nachzusehen. Polizei hat's bemerkt, nett gefragt, alles ok, sehr freundlich.

- 1994 Besoffenen im Wald gefunden, Polizei angerufen, die haben ihn eingesackt und waren auch noch sehr nett dabei, nachts rausgeklingelt zu werden.

- 1997 Studentendemo Dortmund. Polizisten haben für Ruhe gesorgt, sind mitgelatscht und haben sogar Buttons und T-Shirts mit unseren Aufdrucken getragen - super, fast kumpelig, die Jungs und Mädels in Uniform!

- 2002 vandalismus am Auto. Polizei hinzugezogen. Freundliche Leute trotz Nachtarbeit und Protokollaufnahme um 1:00!

- 2004 Weihnachten. Mein Vater fährt ein Karnickel an und reißt sich die Frontschürze dabei vom Wagen ein. Kaskoschaden. Protokoll noch am Weihnachtstag aufgenommen bei der Bereitschaft. Auch sehr freundliche Leutchen gewesen.

- 2008 versuchter Einbruch bei mir, Polizei angerufen zur Begutachtung und Schadensprotokollierung, nette Jungs, hilfbereit, korrekt.

Und zwischendurch immer mal welche nach dem Weg gefragt, Rat gesucht in einer fremden Stadt.... nie pampig, nicht aufmüpfig, nicht oberlehrerhaft, immer korrekt, immer freundlich...

Sind meine Erfahrungen alles nur Einzelfälle? Ich kann eigentlich nur Gutes von den Mädels und Jungs in Uniform berichten! Egal wo, egal wann, egal mit was. Das waren echt Freunde und Helfer, die ich da immer erwischt habe! :-)

Ich will ja das allgemeine Bild jetzt nicht so verdrehen, aber ich wollte auch mal was Schönes beitragen!

Grüße, Sascha

Geschrieben

Moin,

hatte auch schon nachts Verkehrskontrollen erlebt und auch bei diversen Unfällen habe ich eigentlich nie schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Waren bis jetzt immer sehr freundlich.

Gruß HD

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