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Finanzkrise, wie geht's weiter


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Geschrieben

Hallo Leute,

noch einmal die eindringliche Bitte um Mäßigung und Rückkehr zum Thema. Es ging im Thread um die Finanzkrise und wie es weiter geht. Nicht um Vergangenheitsbewältigung des SED-Regimes und Marx.

Muss man denn erst durch Sperren und Löschen eingreifen, bevor das Ganze ausartet?

Geschrieben
.

Muss man denn erst durch Sperren und Löschen eingreifen, bevor das Ganze ausartet?

Davon ist auszugehen

Gruß HD

Gast gelöscht[107]
Geschrieben

Yes, muss man. Denn die Pawlowschen Reflexe einiger armer Teilnehmer (ooohhboooheyHitlerJudenlinksrechtsgeifersabber) sind nicht anders zu kontrollieren.

Geschrieben

Hat schon jemand gemerkt, das Marx seit geraumer Zeit tot ist und sich seither soviele Veränderungen ergeben haben, daß seine Ausführungen zwangsläufig veraltet sind?

Geschrieben
Hat schon jemand gemerkt, das Marx seit geraumer Zeit tot ist und sich seither soviele Veränderungen ergeben haben, daß seine Ausführungen zwangsläufig veraltet sind?

Genau das sind sie eben nicht. Die Ideen müssen nur weitergedacht werden. Darauf hat schon Herbert Marcuse Ende der 60er Jahre hingewiesen.

Das meine ich ganz objektiv, unabhängig davon ob man Marx gut oder schlecht findet

Geschrieben
Hat schon jemand gemerkt, das Marx seit geraumer Zeit tot ist und sich seither soviele Veränderungen ergeben haben, daß seine Ausführungen zwangsläufig veraltet sind?

Na ja, es geht nicht um seine zeitbedingten Aussagen, sondern um die von Marx entwickelte Methode. Und die erlaubt, die aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Abläufe nicht nur zu verstehen, sondern auch in gewissem Sinne, d.h. auf der Grundlage der Bewertung und der Widersprüche der diversen Akteure, den voraussichtlichen Richtungseinschlag zu erkennen und notwendige Schlüsse daraus zu ziehen.

Aus meiner Sicht müßte man schon ausgesprochen dumm sein, benutzte man ein solches Werkzeug nur deshalb nicht mehr, weil sein Urheber tot ist.

^Jo_Cit^

Geschrieben
Yes, muss man. Denn die Pawlowschen Reflexe einiger armer Teilnehmer (ooohhboooheyHitlerJudenlinksrechtsgeifersabber) sind nicht anders zu kontrollieren.

Ich hoffe, Du meist nicht auch mich. Meine Aussagen sind primär von Richtigstellung von anderen gemachter Äußerungen geprägt. Daß hierzu auch mal ein historischer Ausflug notwendig ist, liegt in der Natur der Sache, weitet aber in der Regel den Horizont und führt so zu einer Hebung des Niveaus, und hilft möglicherweise sogar dabei, nicht immer nur im eigenen Saft zu braten.

Durch den richtigen Blick auf die Geschichte bekommt man jedenfalls im Jetzt einen richtigen Ausblick auf die Zukunft. Hierdurch, um für mich thread-abschließend auf das Thema zurückzukommen, überrascht einen weder die aktuelle „Finanzkrise“, noch wiegt man sein sorgenbeschwertes Haupt und grübelt darüber nach, wie’s weitergeht.

Es geht auf jeden Fall so weiter, daß es sich empfiehlt, den Kragen hochzuschlagen, denn versteckt hinter den ganzen Worthülsen der politischen und wirtschaftlichen Führungskräfte der großen Nationalstaaten, geht es bei der „Bewältigung“ dieser „Krise“ vor allem nicht darum, die Lohnabhängigen, kleinen Betriebe, Sparer und Eigenheimbesitzer vor Spekulanten und vor den Auswirkungen dieser „Finanzkrise“ zu schützen, sondern in erster Linie um wirtschaftlichen und politischen Einfluß, um Absatzmärkte und strategische Vorteile für die großen Nationalstaaten.

Kämpfe, die im letzten Jahrhundert u.f.Z. zwei Weltkriege ausgelöst haben.

Das heißt diese erneute Krise des kapitalistischen Systems bedroht nicht „nur“ Millionen mit Arbeitslosigkeit und dem Verlust ihrer Ersparnisse und Altersrenten, sondern auch mit neuen imperialistischen Kriegen.

Wer glaubt, eine internationale Krise dieser Dimension lasse sich mit nationaler Süppchenkocherei lösen, kommt mir vor wie der von A. Paul Weber skizzierte „Privatier“.

1518.jpg

A. Paul Weber _ Der letzte Privatier (1956)

^Jo_Cit^

Lutz-Harald Richter
Geschrieben (bearbeitet)
Hat schon jemand gemerkt, das Marx seit geraumer Zeit tot ist und sich seither soviele Veränderungen ergeben haben, daß seine Ausführungen zwangsläufig veraltet sind?

Viele große Wirtschafts-Theoretiker sind längst tot. Dennoch stimmen viele der von ihnen beschriebenen den Markt und den Kapitalismus antreibenden Mechanismen auch heute noch.

Adam Smith hat die Mechanismen eines idealen Marktes theoretisch beschrieben, und dabei auch immer betont, dass die realen Märkte Rahmen von Regeln und Gesetzen brauchen und nur in so einem Rahmen gemäß seinem Modell eine Balance erreicht wird. Wenn die Regeln stimmen, ist die Marktwirtschaft der mit Abstand beste Weg zur Steigerung des allgemeinen Wohlstandes. Letzteres wird von Ideologen des freien Marktes häufig übersehen, wenn sie Regeln als Hindernisse für den freien Markt betrachten.

Karl Marx hat die Funktionsweise und Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismaus beschrieben und analysiert. Dieser Teil seiner Arbeit ist auch heute noch bemerkenswert aktuell. Auch die Analyse, dass ein ungezähmter Kapitalismus quasi gesetzmäßig durch Übertreibungen seinen Zusammenbruch herbeiführt, hat sich wieder einmal (wie schon 1929) bewahrheitet.

Unrecht hat Marx offensichtlich mit den Schlussfolgerungen, die er gezogen hat. Es gibt eben keine geschichtliche Zwangsläufigkeit, die zum Kommunismus führt. Hier hat er, der in seiner Analyse menschliche verhaltensweisen durchaus realistisch einschätzt, auf ein weltfremdes, idealistisches Bild eines - nach Überwindung der "Entfremdung" - neuen, besseren Menschen gesetzt.

Keynes, der mit seinen Theorien die Grundlagen für ein gezieltes Eingreifen der Regierungen geschaffen hat, reparierend einzugreifen, wenn die Marktmechanismen durch fehlende Regeln oder verbreitete Missachtung bestehender Regeln nicht mehr funktionieren, ist hier heutzutage wieder hilfreich.

Wer all diesen längst toten nicht vertrauen mag, kann sich ja mal den diesjährigen Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman zu Gemüte führen. Der lebt noch und schreibt regelmäßig Kolumnen in der New York Times ( http://www.nytimes.com/2008/11/14/opinion/14krugman.html?_r=1&oref=slogin ). Vielleicht hilft das, der Beantwortung der Eingangsfrage dieses threads näher zu kommen.

Lutz-Harald Richter

Bearbeitet von Lutz-Harald Richter
Ergänzung
Geschrieben

Hallo,

da antwortet man mal nicht und schups wieder dasselbe unsachliche Gebrabbel. Wenn man gesellschaftliche Systeme untersucht, sollte man sich auch vorher mal über sein Vokabular einigen (dies gilt auch für die Eingriffe des Admins - sorry Claus, aber denken ohne Emotionalität sind nicht möglich).

Wenn man dies nicht tut, kommt eben so eine Diskussion bei raus (wobei ich wiederum allen Teilnehmern zu Teil zustimmen kann - leider haben diese Teile ihre Richtigkeit zum Preis spezifischer Ausblendungen erhalten):

Was fehlt, ist die Diskussion um den Begriff des Totalitarismus - sowohl global, als auch bezogen auf die Finanzkrise (links-rechts war in der Paulskirche 1848).

Die Sprachmuster des Finanzsystems haben doch schon lange die der anderen gesellschaftl. Teilsysteme übertönt - z.B. muss Unterricht effektiv und gewinnbringend sein (unter Ausblendung des Bildungsbegriffs versteht sich!), etc.pp. Hierin liegt das Problem, ob man die Banken jetzt verstaatlicht oder nicht ist völlig wurscht....

Gruß

Tower

Geschrieben

Um mal wieder zur Anfangsfrage zurückzukommen, wie geht es weiter mit der Kriese.

Das Liquiditätsproblem der Autoindustrie nach 1929 war ja der Geburtshelfer der legendären Autounion. Ein durch die sächsische Staatsbank erzwungenes Zusammengehen von Horch, DKW, Wanderer und Audi.

Ist es möglich, das der Autoindustrie heute etwas ähnliches bevorsteht?

Die Probleme von Opel sind so nicht zu lösen, wegen GM. Aber Daimler und BMW?

Und wenn man über Deutschland hinaus denkt, dann gibt es in der EU ja nee Menge Möglichkeiten.

Geschrieben
Um mal wieder zur Anfangsfrage zurückzukommen, wie geht es weiter mit der Kriese.

Das Liquiditätsproblem der Autoindustrie nach 1929 war ja der Geburtshelfer der legendären Autounion. Ein durch die sächsische Staatsbank erzwungenes Zusammengehen von Horch, DKW, Wanderer und Audi.

Ist es möglich, das der Autoindustrie heute etwas ähnliches bevorsteht?

Die Probleme von Opel sind so nicht zu lösen, wegen GM. Aber Daimler und BMW?

Und wenn man über Deutschland hinaus denkt, dann gibt es in der EU ja nee Menge Möglichkeiten.

Um mal provokant drauf einzugehen - welche Krise bei den Autoherstellern haben wir eigentlich? Dieses Jahr werden nur noch 3,1 Mill. statt 3,2 MIll. Neuwagen "verkauft" (okay, beim "verkauft" sehe ich schon ein Problem) - ergo harte 3% weniger (ergo fast Null, da man durchaus von 5% Produktivitätssteigerung ausgehen kann, plus 2,5% Preiserhöhung, weniger 4% mehr Gehalt für die Angestellten der Hersteller - mal grob über den Daumen, ohne die Zinsen der Milliardengewinne der letzten Jahre zu berücksichtigen - bei dem veralteten Mist, der heute verbaut wird, kann mir keiner was von Investitionen in vollem Umfange erzählen - die Investition in eine Erweiterung der Produktionszahlen ist was anderes als eine Investition in neue Technologien - immer nur weiter so)icon9.gif

Die sächsische Staats-, resp. Landesbank wird diesmal wohl nicht einspringen, oder? icon10.gif

Welche Autobauer willst Du denn noch vernetzen? PSA und BMW entwickeln die Motoren zusammen, Daimler ist wohl auch schon daran interessiert mitzumachen. Volvo und Ford stehen ebenso am Abgrund wie Opel und Saab - für wen sollen die interessant sein? Volkswagen - da hält Porsche die Hand drauf. Was bleibt dann noch in Europa - Fiat - mit Italien macht doch unter der Regierung keiner Geschäfte! Renault - Sarkozy behält sein Tafelsilber! icon2.gif

Gruß

Tower

Geschrieben
Hallo,

da antwortet man mal nicht und schups wieder dasselbe unsachliche Gebrabbel. Wenn man gesellschaftliche Systeme untersucht, sollte man sich auch vorher mal über sein Vokabular einigen (dies gilt auch für die Eingriffe des Admins - sorry Claus, aber denken ohne Emotionalität sind nicht möglich).

Wenn man dies nicht tut, kommt eben so eine Diskussion bei raus (wobei ich wiederum allen Teilnehmern zu Teil zustimmen kann - leider haben diese Teile ihre Richtigkeit zum Preis spezifischer Ausblendungen erhalten):

Was fehlt, ist die Diskussion um den Begriff des Totalitarismus - sowohl global, als auch bezogen auf die Finanzkrise (links-rechts war in der Paulskirche 1848).

Die Sprachmuster des Finanzsystems haben doch schon lange die der anderen gesellschaftl. Teilsysteme übertönt - z.B. muss Unterricht effektiv und gewinnbringend sein (unter Ausblendung des Bildungsbegriffs versteht sich!), etc.pp. Hierin liegt das Problem, ob man die Banken jetzt verstaatlicht oder nicht ist völlig wurscht....

Gruß

Tower

… :) … ;) …

Der Mythos, daß der „angewandte Totalitarismus“ des freien Spiels des Marktes zu gesellschaftlichem Fortschritt führe, wird täglich durch die Realität widerlegt. Die kapitalistischen Konzerne können die Produktion nicht rational organisieren. Sie unterwerfen alle menschlichen Bedürfnisse dem Streben nach Profit und der persönlichen Bereicherung einer privilegierten Minderheit. Die Folge sind die aktuelle Finanzkrise und ein rasanter sozialer Niedergang, wachsende Spannungen zwischen den Großmächten, Militarismus und Krieg.

Ist es aber möglich diesem Totalitarismus dadurch zu begegnen, daß die Macht und Souveränität des Nationalstaates wiederhergestellt wird? Autoren wie Naomi Klein und andere aus dem kleinbürgerlichen Milieu sind dieser Auffassung.

Im folgenden erlaube ich mir dagegen eine Linie aufzubauen, und zwar mit Hilfe der marxistischen Methode. Hierdurch wird im übrigen deutlich, wie leistungsfähig diese Methode ist und das die Begriffe von „rechts“ und „links“ keineswegs obsolet sind.

Ich versuche mich kurz zu fassen. ;)

Nach Ansicht der kleinbürgerlichen Intellektuellen muß die Globalisierung bekämpft werden, indem die Macht und Souveränität des Nationalstaats wiederhergestellt wird, da diese Souveränität durch die Schaffung „totalitärer“ multilateraler Organisationen wie der WTO unterhöhlt worden sei.

Dieser Auffassung zufolge hebelt das Gründungsabkommen der WTO von 1994 den demokratischen Prozeß in den Mitgliedstaaten dieser Organisation dadurch aus, daß nationale Gesetzgebung und Verfassungen willkürlich mißachtet würden, während weitreichende Macht an globale Banken und multinationale Unternehmen abgetreten würde. Nach dieser Auffassung wäre die WTO eine totalitäre Organisation, die die souveränen Rechte der nationalen Regierungen mißachtet.

Als Antwort darauf wird von den Vertretern dieser Sichtweise u. a. dazu aufgerufen, daß Bürgerbewegungen ihre jeweiligen Regierungen drängen müßten, die Mitgliedschaft in der WTO zu beenden und die Souveränität der Staaten und der Menschen in diesen Staaten wieder herzustellen. Unterstrichen werden sollte dieses noch durch einzuleitende Verfahren gegen die Regierungen der WTO-Mitgliedsstaaten bei den jeweiligen nationalen Gerichten.

Hier läßt sich der grundsätzliche Unterschied zwischen in der Tat sozialistischer Opposition (links) und kleinbürgerlicher Opposition (rechts) erkennen.

Das heißt die sozialistische Opposition gegen den globalen Kapitalismus und dessen Institutionen gründet sich auf die Vereinigung der internationalen Klasse der Lohnabhängigen über die nationalen Grenzen hinweg.

Im Gegensatz dazu ruft die kleinbürgerliche Opposition gegen die Globalisierung nach einer „Bürgerbewegung“, welche die Macht des Nationalstaats wiederherstellen soll.

Diese Fragen stellen sich nicht zum ersten Mal. Während des Ersten Weltkriegs erklärte Leo Trotzki, daß das Proletariat zwar gegen alle Formen von nationaler Unterdrückung und imperialistischer Zentralisierung kämpfe, aber gleichzeitig „nicht zulassen darf, daß das ‚nationale Prinzip‘ die unwiderstehliche und zutiefst fortschrittliche Tendenz des modernen Wirtschaftslebens hin zu einer geplanten Organisation auf unserem ganzen Kontinent, ja auf dem ganzen Erdball behindert.“ Und: „Der Imperialismus ist die räuberisch-kapitalistische Form dieser Tendenz der modernen Wirtschaft, sich von der Idiotie der nationalen Enge ebenso zu lösen, wie zuvor von der lokalen und regionalen Beschränktheit. Während er gegen die imperialistische Form der wirtschaftlichen Zentralisierung kämpft, verurteilt der Sozialismus keineswegs diese Tendenz an sich, sondern macht sie ganz im Gegenteil zu seinem Leitprinzip.“ (Leo Trotzki, What is a Peace Programme, p. 11)

Welches sind nun die Konsequenzen des nationalistischen Programms, für das sich diese kleinbürgerlichen Intellektuellen einsetzen?

Im übrigen reden diese Intellektuellen immer nur von „neuer Weltordnung“ o.ä., aber nie von der globalen kapitalistischen Ordnung. Und untersucht man ihre „neue“ Ideologie, so fühlt man sich an die Verlautbarungen der extrem rechten, nationalistischen, populistischen und selbst neo-faschistischen Organisationen in den USA und Europa erinnert.

So greifen in den USA P. Buchanan und andere rechte Politiker die Neue Weltordnung und Institutionen wie die WTO und die UNO als Organe einer „Weltregierung“ an, welche die Macht und die Rechte der amerikanischen Regierung untergräbt. Ähnliche Positionen findet man in Europa unter den rechten und neo-faschistischen Gegnern der EU.

Natürlich sind Sozialisten gegen die WTO wie auch gegen die EU. Aber die entscheidende Frage ist, von welcher programmatischen Grundlage diese Opposition ausgeht.

In diesem Zusammenhang sollte man sich Trotzkis Haltung zum Versailler Vertrag in Erinnerung rufen.

Er betonte, daß die Kommunistische Internationale den Vertrag zwar uneingeschränkt ablehne, die deutsche Kommunistische Partei aber dennoch nicht einfach die Parole „Nieder mit Versailles“ benutzen dürfe, die sie unausweichlich in die Nähe der Politik der Nazis und anderer rechter nationalistischer Gruppierungen rücken würde. Vielmehr solle die Opposition zu Versailles und der damit eingeführten „Neuen Weltordnung“ sich auf den Kampf für die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa stützen.

Zweifellos ist davon auszugehen, daß die Mehrheit dieser kleinbürgerlichen Intellektuellen, Feinde der rechten, nationalistischen Gegner der WTO sind. In der Politik zählt jedoch nicht der gute Wille, sondern die objektive Logik, die dem Programm innewohnt, das man vertritt, und die gesellschaftlichen Kräfte, deren Interessen das Programm ausdrückt.

Wenn sich dementsprechend die Opposition zur WTO auf ein Programm stützt, das zur Stärkung des Nationalstaats und der Wiederherstellung seiner souveränen Rechte aufruft und die WTO als „illegal“ verurteilt, weil sie diese Rechte unterhöhlt, kann das nur in einem politischen Bündnis mit rechten, nationalistischen Tendenzen enden.

Es ist gefährlich, schürt man bezüglich des Nationalstaat Illusionen, und glaubt man, durch den Aufbau von „Bürgerbewegungen“ könne man die nationalen Regierungen unter Druck setzen, um schließlich eine Reform des kapitalistischen Staates zu erzwingen. Die Geschichte beweist die Unmöglichkeit eines solchen Vorhabens.

Denn der kapitalistische Nationalstaat ist keine neutrale politische Institution, die über der Gesellschaft steht und von den mächtigsten Wirtschaftsinteressen erobert worden ist. Er ist das Geschöpf und das Instrument der kapitalistischen Klasse selbst. Ein solcher Staat kann nicht von den breiten Massen „erobert“ und in ihrem Interesse demokratisiert werden. Es ist nicht ihr Staat.

Das soll nicht heißen, daß die Klasse der Lohnabhängigen und die Verbündeten, die sie aus anderen Gesellschaftsschichten gewinnen kann, nicht für demokratische Forderungen kämpfen sollten. Im Gegenteil.

Im Kampf gegen den Totalitarismus des globalen kapitalistischen Markts können und werden demokratische Forderungen enorme Bedeutung gewinnen. Wie jedoch die gesamte Geschichte der politischen Arbeiterbewegung zeigt, kann der Kampf für diese Forderungen nicht vermittels des kapitalistischen Staats, sondern nur gegen ihn vonstatten gehen, ganz gleich, wie „demokratisch“ seine Form auch immer sein mag.

Fortsetzung folgt.

Geschrieben

Fortsetzung #87

Die Behebung der sozialen und wirtschaftlichen Katastrophe, die der Totalitarismus des globalen „freien Marktes“ bewirkt hat (die Unterordnung jedes Aspekts des gesellschaftlichen Lebens unter die Bedürfnisse des Kapitals in seinem weltweiten Kampf um Profit), erfordert nichts weniger als die Umgestaltung der Wirtschaft von Kopf bis Fuß.

Das heißt die gesellschaftlichen Prioritäten müssen völlig neu gesetzt werden:

Gestützt auf die wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritte müssen die Bedürfnisse der großen Mehrheit befriedigt werden.

Kann man jedoch ernsthaft behaupten, daß eine solche Perspektive mittels des kapitalistischen Staats verwirklicht werden kann? Wird sie nicht vielmehr den Aufbau einer politischen Bewegung erfordern, die sich die völlige Umstrukturierung des politischen Systems und neue Organisationsformen zum Ziel setzt, mittels derer die breiten Massen die politische Macht ausüben können?

Wer etwas anderes behauptet, schürt ebenso gefährliche Illusionen, wie die Anhänger der WTO.

Ein integraler Bestandteil der Perspektive kleinbürgerlicher Intellektueller ist ihr Glaube, daß die wirtschaftliche und soziale Verwüstung, die der „freie Markt“ mit sich bringt, überwunden werden kann, indem man genügend Druck auf nationale Regierungen und ihre Finanzinstitutionen ausübt, auf daß sie wieder zur Politik der nationalen wirtschaftlichen Regulierung zurückkehren.

Diese für den Nachkriegsboom charakteristische Politik basierte auf der Analyse des britischen Ökonomen John Maynard Keynes, von dem hier schon die Rede war.

Alle Anhänger des Keynesianismus machen die Ursache der wirtschaftlichen Krise des Kapitalismus im Mangel an Nachfrage aus.

Wenn jedoch die Krise aus inneren Widersprüchen des Profitsystems selbst herrührt und die mangelnde Nachfrage nicht einfach das Ergebnis einer falschen Politik, sondern der Ausdruck grundlegender Tendenzen ist, dann ist klar, daß kein Programm zur Stärkung der Nachfrage sie überwinden kann.

Der Ruf nach neuen Regeln für den Handel und nach einer nachfrage-orientierten (makro-ökonomischen) Politik, um Armut einzudämmen und weltweit für mehr Beschäftigung und Ankurbelung der Nachfrage zu sorgen, führt in der Konsequenz zu jener Politik zurück, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von den Mächten des Westblocks verfolgt wurde.

(
Henry Morgenthau, damals US-Finanzminister, sagte am 22. Juli 1944, anläßlich seiner Schlußansprache der Konferenz von Bretton Woods: „Wir sind hierher gekommen, um Methoden auszuarbeiten, mit denen die wirtschaftlichen Übel behoben werden können - der Wettlauf um die Abwertung der Währungen und die zerstörerischen Handelshemmnisse, die dem gegenwärtigen Krieg vorangegangen sind. Unsere Bemühungen waren erfolgreich.“
)

Viele Kritiker des globalen Finanzsystems, die ebenfalls nach einer Rückkehr zur Politik der nationalen Regulierung der Wirtschaft rufen, gehen nicht der Frage nach, warum die Wirtschaftsordnung der Nachkriegszeit, die sich auf die keynesianische nachfrage-orientierte Politik stützte, eigentlich zusammengebrochen ist.

Soweit solche Kritiker überhaupt eine Erklärung anbieten, verweisen sie gewöhnlich auf den unter Reagan und Thatcher initiierten Politikwechsel und das Aufkommen der Doktrin des „freien Marktes“.

Eine solche Analyse kann jedoch nicht erklären, wie recht beschränkte Individuen von zweitrangiger Statur wie Reagan und Thatcher sich in „welthistorische Persönlichkeiten“ verwandeln konnten. Und wie es kam, daß der Begründer der Lehre des „freien Marktes“, Milton Friedman, in den sechziger Jahren noch als Sonderling belächelt, in den 80ern zum bewunderten Urquell wirtschaftstheoretischer Weisheit aufstieg.

Weshalb hat sich also das Programm des „freien Marktes“ wieder durchgesetzt?

Dies kann man nur verstehen, wenn man die Wurzeln, die Entwicklung und die Krise der Wirtschaftsordnung der Nachkriegszeit untersucht.

Die Politik, deren Grundsteine in Bretton Woods gelegt und die in den darauffolgenden Jahren entwickelt wurde, war vor allem eine Antwort auf eine potentiell revolutionäre Bewegung der Massen, die gegen Ende des Krieges in den fortgeschrittenen kapitalistischen wie auch in den kolonialen Ländern einsetzte.

Die weitsichtigeren politischen Vertreter der Bourgeoisie erkannten, daß ihnen eine Reihe von Aufständen, möglicherweise noch umfangreicher als nach dem Ersten Weltkrieg bevorstünde, wenn sie nicht eine Reihe von Maßnahmen treffen würden, die dem Kapital gewisse Grenzen setzten und den Lebensstandard allgemein anhoben.

Mit anderen Worten, man erkannte, daß nach zwei Weltkriegen und der wirtschaftlichen Verwüstung der großen Depression die reale Gefahr bestand, daß die kapitalistische Wirtschaft von unten gestürzt würde, falls man sie nicht von oben umgestaltete.

Die Furcht vor den sozialen und politischen Auswirkungen eines ungehemmten Wirkens des freien Marktes war ein zentraler Bestandteil des Systems von Bretton Woods. Seine Mechanismen (die Einführung von festen Wechselkursen, Kapitalkontrollen, Staatsausgaben zur Entwicklung der nationalen Wirtschaft und zum Aufbau des Sozialstaates) bildeten den Rahmen der Expansion der Nachkriegszeit. (Im westlichen Teil Deutschlands nannte man das „soziale Marktwirtschaft“.)

Wird fortgesetzt.

Geschrieben

Fortsetzung #88

Aber diese politischen Initiativen konnten, so wichtig sie auch waren, an und für sich nicht zum Erfolg führen.

Denn der Hauptgrund für die Expansion der Nachkriegszeit (dem längsten Boom in der Geschichte des Kapitalismus übrigens), war die Einführung neuer Methoden der kapitalistischen Produktion, gestützt auf die Fließband-Systeme, die in den zwanziger und dreißiger Jahren in den USA entwickelt worden waren.

Diese neuen Produktionssysteme und der Aufbau eines sozialen und politischen Rahmens dafür ermöglichten die Wiederherstellung der Profitraten.

Letzten Endes ist eine Periode eines langen Aufschwungs in der kapitalistischen Wirtschaft, mag sie auch von der Regierungspolitik behindert oder begünstigt werden, das Ergebnis wachsender Profite.

Wachsende Profite führen zu steigenden Investitionen, was wiederum zu mehr Beschäftigung führt, die dann steigenden Konsum und Nachfrage mit sich und neue Märkte hervorbringen, die weiteres Wachstum ermöglichen.

So lange sich dieser Kreislauf fortsetzt, wird die kapitalistische Wirtschaft, abgesehen von konjunkturellen Schwankungen, immer weiter wachsen.

Aber wie Marx analysiert hatte, wohnen dem Prozeß der Akkumulation von Profit und Kapital grundlegende Widersprüche inne, die an einem bestimmten Punkt zwangsläufig zu seinem Zusammenbruch führen müssen.

In der kapitalistischen Wirtschaft ist die einzige Quelle von Profit letztlich der Mehrwert, der aus der lebendigen Arbeitskraft der Klasse der Lohnabhängigen ausgepreßt wird.

Die Profitraten hängen jedoch mit der Gesamtsumme des eingesetzten Kapitals zusammen (das für Rohmaterial und Maschinen ausgegebene [konstantes Kapital] und das für Arbeitskraft aufgewendete [variables Kapital]).

Insofern also das variable Kapital die einzige Quelle des Mehrwerts ist, und dieser Mehrwert in Relation zu einer immer größeren Masse von Kapital (konstantes und variables) bewertet werden muß, führt gerade die Ausdehnung der kapitalistischen Produktion (die Akkumulation des Kapitals) dazu, daß die Profitrate (das Verhältnis des gesamten Mehrwerts zum gesamten eingesetzten Kapital) tendenziell fällt. Dieser Prozeß führt zu einer Krise.

Was der Krise zugrunde liegt, ist also
nicht mangelnde Nachfrage, sondern vielmehr mangelnde Profite
, genauer gesagt
Profite, die nicht ausreichen, um die Ausdehnung des Kapitals wie bisher fortzusetzen
.

Der tendenzielle Fall der Profitrate wurde Ende der sechziger Jahre sichtbar.

Ihm folgte eine Reihe von Wirtschafts- und Finanzkrisen in den 70ern, die zur Abschaffung des Geldsystems von Bretton Woods mit seinen festen Wechselkursen führten, und 1974-75 zum Beginn der tiefsten Rezession seit der Großen Depression (1929).

Zwei wichtige Folgen ergaben sich daraus.

Zunächst begannen die Regierungen eine Offensive gegen die Sozialleistungen, die sie der Klasse der Lohnabhängigen vorher hatten zugestehen müssen.

Zweitens setzte das Kapital in dem Versuch, den Fall der Profitraten aufzuhalten, eine Umstrukturierung der Wirtschaft in Gang. Dafür wurden globalisierte Produktionsmethoden entwickelt und Computertechnologien eingeführt.

Diese Maßnahmen haben jedoch keine steigenden Profitraten zurück gebracht, und die andauernde Krise der Akkumulation von Mehrwert hat zu einem weltweiten erbitterten Kampf um Märkte geführt.

Eine Untersuchung der Krise zeigt, warum es jedem Teil der herrschenden Klasse und der Bourgeoisie als ganzer verwehrt ist, zur Politik der Nachfrage-Orientierung und sozialer Zugeständnisse zurückzukehren, von der die Nachkriegszeit gekennzeichnet war.

Natürlich steigert jede Erhöhung von Löhnen und Sozialleistungen die Nachfrage. Sie tut dies jedoch auf Kosten der Profite. Wenn nun die Profite im Verhältnis zur Gesamtmasse des Kapitals, die sie steigern müssen, ohnehin schon zu niedrig sind, können solche Maßnahmen die Krise nur verschärfen.

Es gibt noch einen weiteren, politischen Aspekt der Frage, mit dem man sich auseinandersetzen muß.

Der Kampf der Klasse der Lohnabhängigen gegen die Auswirkungen des „freien Marktes“ kann nur mit Unterstützung aus anderen Klassen und den Zwischenschichten erfolgreich sein. Aber die politische Geschichte der letzten 25 Jahre zeigt, warum eine solche Bewegung nicht auf der Grundlage einer Rückkehr zur keynesianischen Politik der nationalen Regulierung aufgebaut werden kann.

Als die wirtschaftlichen Voraussetzungen des keynes
ianischen Programms (steigende Profitraten und Investitionen) in den frühen siebziger Jahren zu schwinden begannen, führten die Versuche, es mittels höherer Haushaltsdefizite und mehr Steuern weiter zu verfolgen, lediglich zu höherer Inflation und daraus folgend zu weitverbreitetem Unmut in großen Teilen der Mittelklasse.

Diese politische Feindschaft gegenüber dem gescheiterten Sozialreformismus schuf wiederum die politische Grundlage für die Offensiven der Regierungen von Thatcher und Reagan.

Die folgenden Erfahrungen mit dem Programm des „freien Marktes“ haben viele Illusionen zerstört, die seine Einführung begleitet hatten, und tiefe Spannungen in allen Teilen der Gesellschaft geschaffen, auch unter Teilen der Mittelklasse, die es einst begrüßt hatten.

Aber mit einer rückwärts gewandten Plattform (mit dem gescheiterten Programm des Nationalreformismus) können diese zunehmend entfremdeten Mittelschichten nicht auf die Seite der Klasse der Lohnabhängigen gezogen werden.

Um die Mittelklasse und Zwischenschichten zu gewinnen, muß die Klasse der Lohnabhängigen für ein Programm eintreten, das nicht auf die Reform des Profitsystems abzielt, sondern es direkt angreift. Die Klasse der Lohnabhängigen muß für ein Programm kämpfen, das sich zum Ziel setzt, die von der gemeinsamen Arbeit (der körperlichen wie der geistigen) geschaffenen enormen Produktivkräfte von der Herrschaft der Privateigentümer zu befreien und sie in gesellschaftliches Eigentum und in gesellschaftliche Kontrolle zu überführen. Sie muß in Wort und Tat betonen, daß die gesamte Gesellschaft nach neuen sozialen Richtlinien umorganisiert werden muß. Darunter geht es nicht.

Wenn die kleinbürgerlichen Intellektuellen zu Recht betonen, daß der Kampf gegen die „Globalisierung“ ein bisher nicht gekanntes Maß an Solidarität und Internationalismus verlange, muß dagegen eingewandt werden, das dies unmöglich ist, fordert man gleichzeitig die uneingeschränkte Souveränität der Nationalstaaten zurück. Denn die politische Teilung der Welt in rivalisierende und konkurrierende Nationalstaaten ist gerade die Wurzel des Problems.

Ein Programm, das die nationale Souveränität wiederherstellen will (d. h. die Rechte einer Nation gegen die ihrer Rivalen und Konkurrenten) verhindert zwangsläufig die Entstehung internationaler Solidarität und steht dem in der Tat notwendigen „globalisierten“ Kampf prinzipiell entgegen.

Das heißt die Betonung nationaler Souveränität und des Vorrangs nationaler Gesetze, aus welchen Beweggründen sie auch immer erfolgt, erleichtert in Wirklichkeit die Vorbereitung neuer imperialistischer Kriege.

Krieg und Globalisierung lassen sich in der Tat nicht voneinander trennen.

Aber eben aus diesem Grund muß jede Perspektive bekämpft werden, die sich auf den Nationalstaat und dessen Souveränität stützt. Eine solche Perspektive trägt dazu bei, die politischen und ideologischen Voraussetzungen für die Kriegsführung zu schaffen. Man kann nicht einerseits die Kriegspläne der „eigenen“ Regierung bekämpfen, während man andererseits zur Wiederherstellung und Stärkung ihrer souveränen Macht aufruft.

Der Internationalismus ist nicht bloß ein moralischer Imperativ (die Notwendigkeit, der Sünde des Nationalismus zu widerstehen). Er gründet sich auf das Verständnis, daß das Schicksal der Völker der Welt nicht länger an den Nationalstaat gebunden ist, und vor allem nicht an das Staatensystem, das den Rahmen des Privateigentums aufrechterhält. Dieses ist zum Haupthindernis für die weitere Entwicklung des Menschengeschlechtes geworden und muß durch eine höhere Form der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Organisation ersetzt werden.

Dasn heißt der Weg vorwärts liegt nicht in einer Rückkehr zum nationalen Heim und Herd (rechts), wie es kleinbürgerliche Intellektuelle wie Professor Chossudovsky u.a. vorschlagen, sondern im Kampf für den Weltsozialismus (links).

^Jo_Cit^

Geschrieben
… :) … ;) …

1.) Der Mythos, daß der „angewandte Totalitarismus“ des freien Spiels des Marktes zu gesellschaftlichem Fortschritt führe, wird täglich durch die Realität widerlegt. Die kapitalistischen Konzerne können die Produktion nicht rational organisieren. Sie unterwerfen alle menschlichen Bedürfnisse dem Streben nach Profit und der persönlichen Bereicherung einer privilegierten Minderheit. Die Folge sind die aktuelle Finanzkrise und ein rasanter sozialer Niedergang, wachsende Spannungen zwischen den Großmächten, Militarismus und Krieg.

2.) Ist es aber möglich diesem Totalitarismus dadurch zu begegnen, daß die Macht und Souveränität des Nationalstaates wiederhergestellt wird?

3.) Im folgenden erlaube ich mir dagegen eine Linie aufzubauen, und zwar mit Hilfe der marxistischen Methode. Hierdurch wird im übrigen deutlich, wie leistungsfähig diese Methode ist und das die Begriffe von „rechts“ und „links“ keineswegs obsolet sind.

4.) Nach Ansicht der kleinbürgerlichen Intellektuellen muß die Globalisierung bekämpft werden, indem die Macht und Souveränität des Nationalstaats wiederhergestellt wird, da diese Souveränität durch die Schaffung „totalitärer“ multilateraler Organisationen wie der WTO unterhöhlt worden sei.

5.) Das heißt die sozialistische Opposition gegen den globalen Kapitalismus und dessen Institutionen gründet sich auf die Vereinigung der internationalen Klasse der Lohnabhängigen über die nationalen Grenzen hinweg.

6.) Welches sind nun die Konsequenzen des nationalistischen Programms, für das sich diese kleinbürgerlichen Intellektuellen einsetzen?Natürlich sind Sozialisten gegen die WTO wie auch gegen die EU. Aber die entscheidende Frage ist, von welcher programmatischen Grundlage diese Opposition ausgeht.

7.) Zweifellos ist davon auszugehen, daß die Mehrheit dieser kleinbürgerlichen Intellektuellen, Feinde der rechten, nationalistischen Gegner der WTO sind. In der Politik zählt jedoch nicht der gute Wille, sondern die objektive Logik, die dem Programm innewohnt, das man vertritt, und die gesellschaftlichen Kräfte, deren Interessen das Programm ausdrückt.

8.) Es ist gefährlich, schürt man bezüglich des Nationalstaat Illusionen, und glaubt man, durch den Aufbau von „Bürgerbewegungen“ könne man die nationalen Regierungen unter Druck setzen, um schließlich eine Reform des kapitalistischen Staates zu erzwingen. Die Geschichte beweist die Unmöglichkeit eines solchen Vorhabens.

9.) Denn der kapitalistische Nationalstaat ist keine neutrale politische Institution, die über der Gesellschaft steht und von den mächtigsten Wirtschaftsinteressen erobert worden ist. Er ist das Geschöpf und das Instrument der kapitalistischen Klasse selbst. Ein solcher Staat kann nicht von den breiten Massen „erobert“ und in ihrem Interesse demokratisiert werden. Es ist nicht ihr Staat.

10.) Das soll nicht heißen, daß die Klasse der Lohnabhängigen und die Verbündeten, die sie aus anderen Gesellschaftsschichten gewinnen kann, nicht für demokratische Forderungen kämpfen sollten. Im Gegenteil.Im Kampf gegen den Totalitarismus des globalen kapitalistischen Markts können und werden demokratische Forderungen enorme Bedeutung gewinnen. Wie jedoch die gesamte Geschichte der politischen Arbeiterbewegung zeigt, kann der Kampf für diese Forderungen nicht vermittels des kapitalistischen Staats, sondern nur gegen ihn vonstatten gehen, ganz gleich, wie „demokratisch“ seine Form auch immer sein mag.

Fortsetzung folgt.

Fortsetzung #87

11.) Die Behebung der sozialen und wirtschaftlichen Katastrophe, die der Totalitarismus des globalen „freien Marktes“ bewirkt hat (die Unterordnung jedes Aspekts des gesellschaftlichen Lebens unter die Bedürfnisse des Kapitals in seinem weltweiten Kampf um Profit), erfordert nichts weniger als die Umgestaltung der Wirtschaft von Kopf bis Fuß.

Das heißt die gesellschaftlichen Prioritäten müssen völlig neu gesetzt werden:

Gestützt auf die wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritte müssen die Bedürfnisse der großen Mehrheit befriedigt werden.

12.) Kann man jedoch ernsthaft behaupten, daß eine solche Perspektive mittels des kapitalistischen Staats verwirklicht werden kann? Wird sie nicht vielmehr den Aufbau einer politischen Bewegung erfordern, die sich die völlige Umstrukturierung des politischen Systems und neue Organisationsformen zum Ziel setzt, mittels derer die breiten Massen die politische Macht ausüben können?

13.) Wenn jedoch die Krise aus inneren Widersprüchen des Profitsystems selbst herrührt und die mangelnde Nachfrage nicht einfach das Ergebnis einer falschen Politik, sondern der Ausdruck grundlegender Tendenzen ist, dann ist klar, daß kein Programm zur Stärkung der Nachfrage sie überwinden kann.

14.) Viele Kritiker des globalen Finanzsystems, die ebenfalls nach einer Rückkehr zur Politik der nationalen Regulierung der Wirtschaft rufen, gehen nicht der Frage nach, warum die Wirtschaftsordnung der Nachkriegszeit, die sich auf die keynesianische nachfrage-orientierte Politik stützte, eigentlich zusammengebrochen ist. Soweit solche Kritiker überhaupt eine Erklärung anbieten, verweisen sie gewöhnlich auf den unter Reagan und Thatcher initiierten Politikwechsel und das Aufkommen der Doktrin des „freien Marktes“.

Eine solche Analyse kann jedoch nicht erklären, wie recht beschränkte Individuen von zweitrangiger Statur wie Reagan und Thatcher sich in „welthistorische Persönlichkeiten“ verwandeln konnten.

15.) Weshalb hat sich also das Programm des „freien Marktes“ wieder durchgesetzt? Die weitsichtigeren politischen Vertreter der Bourgeoisie erkannten, daß ihnen eine Reihe von Aufständen, möglicherweise noch umfangreicher als nach dem Ersten Weltkrieg bevorstünde, wenn sie nicht eine Reihe von Maßnahmen treffen würden, die dem Kapital gewisse Grenzen setzten und den Lebensstandard allgemein anhoben.

Wird fortgesetzt.

Hallo,

ich habs mal durchnummeriert, weils dann leichter für mich ist:

1.) Ja. aber man arbeitet gut daran, dass dies nicht sichtbar wird.

2.) Nein, man muss den Widerstand eine Ebene tiefer ansetzen, auf der Ebene der gemeinschaft im unmittelbaren Lebensumfeld, dann wird der Begriff "Gesellschaft" obsolet.

3.) rechts und Links sind obsolet, wenn man ganz unten bei den realen Bedürfnissen der Menschen anfängt - ebenso machen es die Kreise, die Mensch zu manipulieren versuchen...

4.) Ja, aber das Problem ist die Zentrierung auf eine Ebene die zu abstrakt ist - bei der Volks- und Raiffeisenbank kenne ich alle - weshalb haben die die wenigsten Probleme?

5.) Nein, den grenzen implizieren Nationen - und dieses Denken ist zugleich zu eng und zu weit...

6.) Darin besteht der Casus Knakus, wie der Lateiner sagt...

7.) Ja, und darin besteht mein Problem mit der Linken - alles nur affektives Gehampel...

8.) Ja...

9.) Richtig, da hat jemand Habermas' "Strukturwandel der Öffentlichkeit" gelesen und verstanden...

10.) Der Kampf kann nur demokratisch sein, sonst beißt sich die Katze in den Schwanz...

11.) Nein, das Wirtschaftsystem hat seine eigene Sprache / Logik, umgestaltet werden muss das gesellschaftliche Verhältnis zu dieser....

12.) Nein, es geht um eine globale Umwältung unseres Wirtschaftsystem, unserer Gesellschaft - also die Umwertung aler Werte, um mal bei Marx zu bleiben, um weniger nicht..

13.) Ist klar...

14.) Wo lag denn bei Thatcher und Reagan der politische Wechsel?

15.) Nein, da wurden keine Grenzen gesetzt, sondern bestimmt, ferner ist die "Bourgoisie" tot (m.E.)....

Gruß

Tower

Geschrieben

Die Frage stelle ich mir auch schon ewig- ist die "soziale" Marktwirtschaft:

a) die Fortsetzung des puren ungezügelten Kapitalismus mit anderen Mitteln- sowas wie "ohne die Massen ruhigzustellen geht es nicht weiter", oder

B) es ist wirklich ein SOZIALER Fortschritt.

Vermutlich kann man a) als die pessimistische Sicht nehmen, und B) als die optimistische....

Carsten

Geschrieben
Um mal provokant drauf einzugehen - welche Krise bei den Autoherstellern haben wir eigentlich? Dieses Jahr werden nur noch 3,1 Mill. statt 3,2 MIll. Neuwagen "verkauft" (okay, beim "verkauft" sehe ich schon ein Problem) - ergo harte 3% weniger (ergo fast Null, da man durchaus von 5% Produktivitätssteigerung ausgehen kann, plus 2,5% Preiserhöhung, weniger 4% mehr Gehalt für die Angestellten der Hersteller - mal grob über den Daumen, ohne die Zinsen der Milliardengewinne der letzten Jahre zu berücksichtigen - bei dem veralteten Mist, der heute verbaut wird, kann mir keiner was von Investitionen in vollem Umfange erzählen - die Investition in eine Erweiterung der Produktionszahlen ist was anderes als eine Investition in neue Technologien - immer nur weiter so)icon9.gif [...]

Es sind für Gesamteuropa -14,5% im Oktober und -5,4% in den ersten 10 Monaten von 2008. Die verbleibenden zwei Monate werden das noch weiter runterziehen. Das können die Automobilwerker mit Produktivitätssteigerung nicht mehr auffangen. Die Produktivitätssteigerungen der Vergangenheit wurden einfach so verbrannt (Daimler mit Chrysler und Mitsubishi und EADS und AEG, BMW mit seinen englischen Patienten. Meine Arbeitgeberin hat gerade die vielfach größere Continental übernommen zu EUR 75 je Aktie, die restlichen kannst du jetzt für weniger als die Hälfte pro Stück erwerben). Die Automobilwerker zahlen jetzt mit ihren Zeitkonten, der Rest wird umgelegt - geht ja schon los mit den nunmehr arbeitslosen Zeitarbeitern.

Geschrieben

Welche Autobauer willst Du denn noch vernetzen? PSA und BMW entwickeln die Motoren zusammen, Daimler ist wohl auch schon daran interessiert mitzumachen. Volvo und Ford stehen ebenso am Abgrund wie Opel und Saab - für wen sollen die interessant sein? Volkswagen - da hält Porsche die Hand drauf. Was bleibt dann noch in Europa - Fiat - mit Italien macht doch unter der Regierung keiner Geschäfte! Renault - Sarkozy behält sein Tafelsilber! icon2.gif

Es geht nicht darum, noch ein Motörchen in Kooperation mit irgend einem anderen zu entwickeln, es geht darum, das der Geldgeber/ Bürgschaftsgewährer sein Tun an einen Zusammenschluß der Bedürftigen koppelt, so wie damals mit den Vier aus Sachsen.

Geschrieben

Jo Cits Überlegungen lassen die Frage erneut unbeantwortet, die ich in 27 schon mal gestellt habe. Wer steuert das Ganze?

Die meisten Politiker müssen ja nur nützliche Idioten sein, ebenso die "kleinbürgerlichen Intellektuellen".

Welche Think Tanks stecken dann dahinter, und wo sind die Politiker die so ein theoretisches Gerüst verstehen und umsetzen können? Alles Marionetten? Wenn ja, wer zieht dann die Fäden. Fragen über Fragen.......

Geschrieben
Wer steuert das Ganze?

Die meisten Politiker müssen ja nur nützliche Idioten sein, ebenso die "kleinbürgerlichen Intellektuellen".

Welche Think Tanks stecken dann dahinter, und wo sind die Politiker die so ein theoretisches Gerüst verstehen und umsetzen können? Alles Marionetten? Wenn ja, wer zieht dann die Fäden. Fragen über Fragen.......

Bei SIMMEL steht: "Das Unglück kommt nicht wie ein Unwetter, es wird gemacht von denen, die einen Nutzen davon haben:"

.

Geschrieben
Bei SIMMEL steht: "Das Unglück kommt nicht wie ein Unwetter, es wird gemacht von denen, die einen Nutzen davon haben:"

.

Lorio würde sagen: " Ach was" :-))

Geschrieben

Aha, die Zeit der Zitate, dann mache ich mal mit, in meinem Falle sind es die Herren Hoffmann und Eckenga.

"Die Mittelmäßigkeit verhindert jeden Streit"

"Und da denkt Ihr jetzt mal 'ne Viertelstunde drüber nach, ...Viertelstunde, schafft Ihr!"

Das beziehe ich nicht nur auf diesen Thread, schließe Viele ein und Einige aus.icon12.gif

Roger

Geschrieben
Aha, die Zeit der Zitate, dann mache ich mal mit, in meinem Falle sind es die Herren Hoffmann und Eckenga.

"Die Mittelmäßigkeit verhindert jeden Streit"

"Und da denkt Ihr jetzt mal 'ne Viertelstunde drüber nach, ...Viertelstunde, schafft Ihr!"

Das beziehe ich nicht nur auf diesen Thread, schließe Viele ein und Einige aus.icon12.gif

Roger

Du, mein Lieber, verwechselst Bildung mit Intelligenz, nicht jeder der ohne Studium durch Leben geht ist dumm. Und nicht jeder der einen Hochschulabschluß schafft ist eine Ausgeburt an Intelligenz.

Du beglückst uns mit deine Ergüssen, und wenn man mal nachfragt, wertes du , wer es Würdig ist, eine vernünftige Antwort zu erhalten.

Ich finde das Armselig.

Geschrieben
... Wer steuert das Ganze? ...

Keiner steuert es. Aber die Frage ist: Wem nützt es? (Alter Spruch, hieß früher mal, d.h. als ich noch jung und knackig war, cui bono.)

Abgesehen davon, ich gehöre nicht erst seit heute nicht zu denjenigen, die der Meinung wären, ein Hochschulabschluß garantiere weitgefächerte Bildung. Auch ist Intelligenz nicht das Entscheidende, sondern Vernunft. (Paradoxe Erklärung von Vernunft: Mit dem Herzen denken und mit dem Kopf fühlen).

^Jo_Cit^

Geschrieben
Du, mein Lieber, verwechselst Bildung mit Intelligenz, nicht jeder der ohne Studium durch Leben geht ist dumm. Und nicht jeder der einen Hochschulabschluß schafft ist eine Ausgeburt an Intelligenz.

Du beglückst uns mit deine Ergüssen, und wenn man mal nachfragt, wertes du , wer es Würdig ist, eine vernünftige Antwort zu erhalten.

Ich finde das Armselig.

Sorry, per Handy...

Dann wird Dich freuen zu hören, dass ich mein Studium nicht 'geschafft' habe, dass ich in meiner Beurteilung von Menschen auf Stand, Bildung, Herkunft etc. scheisse!

Und falls ich auf eine Nachfrage von Dir nicht geantwortet habe, sorry, vermutlich übersehen, wäre doch ein alberne Art zu werten. :-)

Und mit arm-selig beschreibst Du mich ganz treffend...;-)

Roger

Gast
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