Zum Inhalt springen

Der kommende Aufstand


Empfohlene Beiträge

Geschrieben
ismirernstbeweiseeinerdasgegenteil

Nur in sofern, dass ich nicht an eine homogene Gruppe glaube.

Die später gekommenen Plünderer sind für mich Trittbrettfahrer (nix gegen den hier vertretenen...:)). Ob die letzten ruhigeren Nächte auf die 'erbeuteten' Flats zurück zuführen sind??

_R_

Geschrieben

Trittbrettfahrer wobei denn? Da ist nirgends ein revolutionärer Kern, der eine andere Gesellschaft wollte, keine Idee einer besseren Welt oder sowas. Es geht tatsächlich um Teilhabe in schlichter kapitalistischer Grundform: Nehme oder dir wird genommen.

mg

Geschrieben

Ein Erklärungsversuch von SPON: "Schlussverkauf in der Hölle"

Revolutionsromantiker trauten ihren Augen nicht. Das war kein "Macht kaputt, was euch kaputt macht", sondern Warenfetischismus in seiner giftigsten Form. Manche probierten die Klamotten sogar an, bevor sie sie in Designertüten stopften.

Als das Inferno loderte, rieben sich Politiker, Medien und Kommentatoren die Augen. Dabei gab es Mahner, zu ihnen hatte auch einmal David Cameron gehört. Bevor er Premierminister wurde, hatte er das Großbritannien der Nullerjahre als "broken society", als "kaputte Gesellschaft" diagnostiziert. Einmal an der Macht, wollte er davon nicht mehr viel wissen.

Schulzuschüsse an Kinder einkommensschwacher Familien - gestrichen. Gestrichen in vielen Vierteln auch die Zentren für Jugendliche, mitsamt den Beratungsstellen für Arbeitslose und Schwangere. Gestrichen allein in einem Stadtteil wie Lewisham fünf Bibliotheken. Wie geht es weiter? Wo ist das Ende? Das Limit? Der Boden? Es gibt keinen. Im Bezirk Haringey, zu dem der Stadtteil Tottenham gehört, sollen in den nächsten drei Jahren 75 Prozent der Youth Services eingespart werden.

Kann man so die "broken society" reparieren?

"Von Fäusten zu Messern, von Messern zu Schusswaffen"

Dabei gäbe es eine Menge zu tun. Denn Großbritannien, das Land, in dem der Graben zwischen Arm und Reich immer noch so tief ist wie sonst kaum irgendwo in der westlichen Welt, ist besonders für die Kinder der Armen oft ein erbärmlich hartes Pflaster. Laut einer Unicef-Studie wird das Königreich unter den 21 wichtigsten Industrienationen als das kinderfeindlichste eingestuft. Es hält mit 3,4 Millionen Kindern, die unterhalb der Armutsgrenze aufwachsen, einen traurigen Rekord. Und wer das Pech hat, in einem miesen Viertel groß werden zu müssen, für den gehören Prügel und Überfälle zum Alltag. 60 Prozent der Kinder werden im Alter zwischen 10 und 15 Jahren mindestens einmal zum Opfer von Straftaten.

...

Dieser trostlose Alltag aus Drogen, Rumhängen und Waffen in den Vierteln, die durch Margaret Thatchers Politik in den achtziger Jahren verwüstet und von Blair und Brown nie wirklich repariert wurden, ist das Schicksal jener, die in Großbritannien als "Neets" bezeichnet werden: "Not in education, employment or training". 1,2 Millionen Menschen, die nicht in Ausbildung, Beschäftigung oder Weiterbildung sind, sie regieren ihre Viertel nach dem Recht des Stärkeren, mit einem Gefühl tiefer Nutzlosigkeit in einer Welt, in der fast jede Freizeitaktivität Geld kostet, das sie nicht haben.

Louis James heißt einer dieser Neets, und Reporter der "New York Times" sprachen ihn an, weil er einen Pullover im Wert von 120 Pfund bei den Plünderungen geklaut hatte. James, 19, lebt in Nordlondon, die Miete bezahlt der Staat, alle zwei Wochen bekommt er 77 Pfund Stütze. Die Suche nach Arbeit hat er aufgegeben, die Schule mit 15 verlassen, lesen kann er erst seit drei Jahren. Die Mutter hat kaum Geld für sich und seine Stiefgeschwister, der Vater, ein Heroinsüchtiger, ist tot. "Keiner hat mir je eine Chance gegeben", sagt James. "Ich bin wütend, wie das System funktioniert. Sie geben mir gerade genug, um zu essen und den ganzen Tag fernzusehen."

Die Werte, die Großbritannien einmal zum Vorbild für den Rest der Welt werden ließen, sind nie angekommen bei Menschen wie James: Selbstverantwortung, Individualität, Common Sense, Stoizismus, Understatement, Disziplin. Wer hätte sie ihm beibringen können? Die Eltern? Die Freunde? Die Eliten, die sich erst in teuren Privatschulen abkapseln, hinterher 70 Prozent der gutbezahlten Jobs im Land besetzen und wahrscheinlich lieber eine Lepra-Kolonie besuchen würden als einen Stadtteil wie Tottenham?

Den eigentlichen öffentlichen Ton gab in den vergangenen 30 Jahren ohnehin einer vor: Rupert Murdoch, der australische Medienmogul, der das moderne Großbritannien mehr prägte als jeder britische Politiker, Unternehmer oder Intellektuelle. Zusammen mit Margaret Thatcher brach Murdoch in den achtziger Jahren die Macht der Gewerkschaften, befeuerte die Entfesselung der Märkte, zusammen mit dem aufstrebenden Finanzsektor der City of London machte er die Gier salonfähig und so aus den Briten eine Nation von Shoppern, in der nun vor allem eines zählte: "Loads of Money".

Es wird ja oft verglichen und gefragt, ob sowas auch in Deutschland möglich sei. Hartz IV zusammenstreichen und ein paar Jahre warten, dann ist es ganz sicher möglich.

Geschrieben

Und jetzt wird auch schon in der FAZ rumgejammert:

http://www.faz.net/artikel/C30351/buergerliche-werte-ich-beginne-zu-glauben-dass-die-linke-recht-hat-30484461.html

Wobei ich eher zu magoos Analyseergebnis tendiere:

Der Kapitalismus pur: Der Markt ist so befreit, dass gar kein Tausch mehr stattfindet, sondern der jeweils andere gleich beklaut wird. Spart Zeit, Geld und Registrierkassen!

Dies ist dann übrigens kein Anarchokapitalismus: Dortenst würde die Kaufmannsehre noch oder gerade gelten. Sozusagen Neoliberalismus mit menschlichem Gesicht.

Wenn aber der reine Markt alles regelt, ist der Dieb der schlauste Einkäufer. Und im Einkauf liegt der Gewinn! Wer nun nach einer, wie auch immer gearteten Ordnungsmacht ruft, hat die Idee des freien Marktes aufgegeben. Folgerichtig daher die Einführung von Privatpolizei: Der Reiche muß sich Sicherheit erkaufen und will hierbei, abseits einer "gesetzlichen Regelung" das beste Produkt. Ich würde als nächste Stufe die Zur-Marktreife-führung von Leibeigenschaft, Arbeitslager, Zwangssterilisation und Erbsünde vermuten im Wertekanon der "marktliberalen" Idiotie.

Weil: Irgendwer muß den Müll, der geklaut wird, ja produzieren.

Die oben erwähnte Tatsache, dass jeder von uns ca. sieben Milliarden Mitmenschen hat, als "Unfug" abzutun, ist der Unfug. Ich vermute aber stark, dass der Urheber dieser Einschätzung selbst nicht auf der Sonnenseite des Kapitalismus zu finden ist. Sonst würde er sich mit dem Vermehren seines beträchtlichen Vermögens beschäftigen, anstatt hier den Wirtschaftsweisen zu geben. Und wir lesen diesen Scheiß dann auch noch brav und echauffieren uns zu gegebener Zeit. Die Heiligsprechung des Unfugs. Oder ist uns allen bloß mal wieder langweilig?

Geschrieben
Und jetzt wird auch schon in der FAZ rumgejammert:

http://www.faz.net/artikel/C30351/buergerliche-werte-ich-beginne-zu-glauben-dass-die-linke-recht-hat-30484461.html

Wobei ich eher zu magoos Analyseergebnis tendiere:

Der Kapitalismus pur: Der Markt ist so befreit, dass gar kein Tausch mehr stattfindet, sondern der jeweils andere gleich beklaut wird. Spart Zeit, Geld und Registrierkassen!

Dies ist dann übrigens kein Anarchokapitalismus: Dortenst würde die Kaufmannsehre noch oder gerade gelten. Sozusagen Neoliberalismus mit menschlichem Gesicht.

Wenn aber der reine Markt alles regelt, ist der Dieb der schlauste Einkäufer. Und im Einkauf liegt der Gewinn! Wer nun nach einer, wie auch immer gearteten Ordnungsmacht ruft, hat die Idee des freien Marktes aufgegeben. Folgerichtig daher die Einführung von Privatpolizei: Der Reiche muß sich Sicherheit erkaufen und will hierbei, abseits einer "gesetzlichen Regelung" das beste Produkt. Ich würde als nächste Stufe die Zur-Marktreife-führung von Leibeigenschaft, Arbeitslager, Zwangssterilisation und Erbsünde vermuten im Wertekanon der "marktliberalen" Idiotie.

Weil: Irgendwer muß den Müll, der geklaut wird, ja produzieren.

Die oben erwähnte Tatsache, dass jeder von uns ca. sieben Milliarden Mitmenschen hat, als "Unfug" abzutun, ist der Unfug. Ich vermute aber stark, dass der Urheber dieser Einschätzung selbst nicht auf der Sonnenseite des Kapitalismus zu finden ist. Sonst würde er sich mit dem Vermehren seines beträchtlichen Vermögens beschäftigen, anstatt hier den Wirtschaftsweisen zu geben. Und wir lesen diesen Scheiß dann auch noch brav und echauffieren uns zu gegebener Zeit. Die Heiligsprechung des Unfugs. Oder ist uns allen bloß mal wieder langweilig?

Pass auf! Gleich kommt GT und erläutert dir (oder auch nicht) dass du überhaupt keine Ahnung vom Markt hast ;)

Geschrieben

Irgendwie errinnert mich das allles an jahrzehntealte "Zukunfts"-Filme, wo behelmte Polizisten durch verwahrloste Straßenzüge Strafexpedition fahren und irgendwelche ebenso verwahrlosten Menschen einsammeln, erschießen oder vertreiben.

Wenn man sich einmal den kurzen Artikel über Charles Boycott (http://de.wikipedia.org/wiki/Boycott) durchliest, dann sieht man, wozu gewaltloser, aber ausdauernder Widerstand fähig ist.

Boycott mußte trotz Militärschutz aufgeben. Der Militärschutz war wirkungslos, weil ihn niemand angriff. So etwas erfordert aber charakterlich gefestigte Menschen, die positive Ideale haben.

Solche Menschen gibt es nicht mehr in der nötigen Anzahl für einen Umsturz, Aufstand, o.ä.

Stattdessen gibt es immer mehr Menschen, die Wirtschaftskriminalität als etwas Natürliches hinnehmen, meistens mit dem Hinweis "Würde ich genauso machen" und "Habe auch neulich bei ... jemanden beschissen", "nur so geht's" usw.

Nur dass diese Menschen sich vielleicht zweistellige oder dreistellige Summen ergaunern und dafür anderen zugestehen, sich Millionensummen widerrechtlich anzueignen.

Letztendlich stimmen sie aber zu und das ist ja sehr wichtig in einer Demokratie.

Geschrieben
Trittbrettfahrer wobei denn? Da ist nirgends ein revolutionärer Kern, der eine andere Gesellschaft wollte, keine Idee einer besseren Welt oder sowas. Es geht tatsächlich um Teilhabe in schlichter kapitalistischer Grundform: Nehme oder dir wird genommen.

Ist vielleicht meiner momentanen Nachrichten-Lage geschuldet, aber ich meine, anfänglich ging es noch um Proteste so wie in Madrid.

30351]Und wir lesen diesen Scheiß dann auch noch brav und echauffieren uns zu gegebener Zeit. Die Heiligsprechung des Unfugs. Oder ist uns allen bloß mal wieder langweilig?

Immer die Frage: Welchen Dummfug lässt man unkommentiert stehen.

Nöö, absolut nicht!

Pass auf! Gleich kommt GT und erläutert dir (oder auch nicht) dass du überhaupt keine Ahnung vom Markt hast ;)

Das freut mich ja immer so 'diebisch': Er 'erzählt' vom Markt, ich bewege mich in ihm. :)

_R_

  • 5 Monate später...
Geschrieben

Aufgrund einer dankenswerter, selbstlosen Neudefinition des Existenzminimums muessen nun alle Hartz4 Saetze neu kalkuliert werden. Noch sind die Gerichte uneinsichtig!

"Was braucht der gescheiterte Top-Manager Thomas Middelhoff monatlich zum Leben? 35.000 Euro allein für Personalkosten in Bielefeld und St. Tropez? Vor Gericht scheiterte der Ex-Arcandor-Chef nach SPIEGEL-Informationen mit dieser Erklärung - die Millionen auf seiner Bank bleiben eingefroren....In dem Verfahren hatten die Eheleute Middelhoff argumentiert, ohne das eingefrorene Geld seien sie vielleicht schon bald nicht mehr flüssig und verfügten nur noch über das absolute Existenzminimum."

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,814749,00.html

Na, ein wenig uebertrieben hat er schon, die Haelfte haette es auch getan!

Gruss

Matthias

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden

Nutzungsbedingungen

Wenn Sie auf unsere unter www.andre-citroen-club.de und www.acc-intern.de liegenden Angebote zugreifen, stimmen Sie unseren Nutzungsbedingungen zu. Falls dies nicht der Fall ist, ist Ihnen eine Nutzung unseres Angebotes nicht gestattet!

Datenschutz

Die Betreiber dieser Seiten nehmen den Schutz Ihrer persönlichen Daten sehr ernst. Wir behandeln Ihre personenbezogenen Daten vertraulich und entsprechend der gesetzlichen Datenschutzvorschriften sowie dieser Datenschutzerklärung.

Impressum

Clubleitung des André Citroën Clubs
Stéphane Bonutto und Sven Winter

Postanschrift
Postfach 230041
55051 Mainz

Clubzentrale in Mainz
Ralf Claus
Telefon: +49 6136 – 40 85 017
Telefax: +49 6136 – 92 69 347
E-Mail: zentrale@andre-citroen-club.de

Anschrift des Clubleiters:

Sven Winter
Eichenstr. 16
65779 Kelkheim/Ts.

E – Mail: sven.winter@andre-citroen-club.de
Telefon: +49 1515 7454578

Verantwortlich für den Inhalt nach § 55 Abs. 2 RStV
Martin Stahl
In den Vogelgärten 7
71397 Leutenbach

E-Mail: admin@andre-citroen-club.de

×
×
  • Neu erstellen...